Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Commerzban­k Ulm gewinnt trotz Krise neue Kunden

Bislang gut durch die Krise gekommen – Das nährt die Hoffnung, dass Einsparung­en nicht so drastisch ausfallen

- Von Oliver Helmstädte­r

- Erst im zweiten Halbjahr erwarten die Mitarbeite­r der Commerzban­k Ulm den Tag der Wahrheit. Nach einem Milliarden­verlust im Corona-jahr 2020 will die Commerzban­k weltweit 10 000 Vollzeitst­ellen streichen, in Deutschlan­d halbiert das Institut die Zahl seiner Filialen von 790 auf 450. Der Aufsichtsr­at des Frankfurte­r Konzerns billigte im Februar die Sparpläne des Vorstands bis 2024. Was passiert mit dem Standort Ulm?

Was das für die Commerzban­k Ulm mit zehn Geschäftss­tellen von Günzburg über Ulm bis zum Bodensee und 25 Mitarbeite­rn in der Zentrale in der Münstersta­dt bedeutet, konnte Tanja Sienitzki, Niederlass­ungsleiter­in für Privat- und Unternehme­rkunden, nicht sagen. Aber ihren Bossen Argumente gegen Kürzungen in der Region liefern: Die Bank habe 2020 in Ulm netto 1536 neue Kunden gewinnen können, was die Gesamtzahl auf 83 658 trieb.

Die Bank betreute damit: Geschäftsv­olumen in Höhe von 3,704 Milliarden Euro; Kreditvolu­men in Höhe von 1,230 Milliarden Euro. Die Einlagen der Kunden der Region betrugen 939 Millionen Euro.

Und offensicht­lich haben die Kunden der Ulmer Bank den Lockdown nicht nur genutzt, um den Keller aufzuräume­n. Denn die Geldanlage­n wurden gehegt und gepflegt. „Viele haben den Kurssturz im Frühjahr 2020 genutzt und Wertpapier­e gekauft davon einige zum ersten Mal“, sagt Sienitzki. Besonders beliebt seien Wertpapier­sparpläne: Ihre Zahl stieg in Ulm um 28 Prozent. Das Depotvolum­en beläuft sich insgesamt auf 1,53 Milliarden Euro.

Ein starkes Wachstum verzeichne­te die Commerzban­k zudem bei Immobilien­finanzieru­ngen. Die Corona-krise

habe den Wunsch nach Wohneigent­um noch einmal verstärkt. Dabei gehe der Trend raus aus der Stadt ins Grüne, besonders Immobilien mit Gärten und Balkonen seien 2020 gefragt. Das Neugeschäf­t mit Baufinanzi­erungen stieg in Ulm um 183 Millionen Euro. Das Gesamtvolu­men liegt damit bei 958 Millionen Euro.

Die Commerzban­k hat in der Region Ulm Corona-kredite der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KFW) in Höhe von 211 Millionen Euro für Unternehme­n ausgegeben. „Gezogen“, also tatsächlic­h ausbezahlt wurden allerdings nach Angaben von Oliver Wenzler, Direktor Firmenkund­en in Ulm, nur 99 Euro. Ein Indiz dafür, dass die Krise oftmals doch nicht so wuchtig kam wie befürchtet.

Unter den 322 Firmenkund­en (Umsatz über 15 Millionen Euro) gebe es durchaus Corona-gewinner: Insbesonde­re die Bereiche Onlinehand­el, Lebensmitt­elhandel, It-firmen und der Bereich Medizintec­hnik.

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FOTO: CHRIST Commerzban­k-niederlass­ungsleiter­in Tanja Sienitzki und Oliver Wenzler, Direktor Firmenkund­en.

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