Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Größere Firmen bestätigen Corona-fälle
Ansteckungen mit dem Virus bei Claas und Kampa – Trotz sorgfältiger Vorkehrungen zum Infektionssschutz
- Bad Saulgau verzeichnet nach wie vor die höchste Anzahl an Corona-infizierten im Kreis Sigmaringen. 103 von insgesamt 345 Fällen im Kreis gehen auf das Konto der Stadt. Neben Schulen sind laut Gesundheitsamt auch zwei Firmen mit sieben beziehungsweise 15 infizierten Mitarbeitern betroffen. Welche das sind, wollte Landratsamtssprecher Tobias Kolbeck aber nicht verraten. Die „Schwäbische Zeitung“hat bei dreien der größten Betriebe in der Stadt nachgefragt, wie die Infektionslage ist.
„Zu Ihrer Anfrage dürfen wir Sie informieren, dass es sich bei den genannten Coronafällen nicht um unser Unternehmen handelt“, teilt Sandra Wiedergrün von der Knoll Maschinenbau Gmbh, schriftlich mit. Einen bestätigten Corona-fall gibt es dagegen im Werk des Landmaschinenherstellers Claas. „Heute Morgen kam das Testergebnis“, sagt Produktionschef Patrick Boos am Dienstag. Der Mitarbeiter habe sich mutmaßlich bei seiner Lebensgefährtin angesteckt, welche in einer anderen Firma im Kreis Ravensburg tätig sei. Sechs weitere Mitarbeiter, zu denen der Mann Kontakt hatte, seien in Quarantäne und bereits getestet worden, deren Ergebnis liege aber bis jetzt noch nicht vor.
„Wir haben bereits im vergangenen Jahr sorgfältige Vorkehrungen zum Infektionsschutz getroffen“, erklärt Boos. So seien den Mitarbeitern Desinfektionsmittel und Masken zur Verfügung gestellt worden. In Büros und Besprechungsräumen habe man Filter und Belüftungsanlagen installiert, während diese in den Produktionshallen bereits vorschriftsmäßig eingebaut waren. Außerdem gilt eine strenge Maskenpflicht: „Ohne Maske kommen Sie bei uns nicht aufs Gelände“, sagt Boos. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, wolle das Unternehmen seinen Mitarbeitern so bald wie möglich freiwillige Schnelltests zur Verfügung stellen.
„Mit den Corona-infektionen ging es bei uns im Betrieb am 26. Februar los“, sagt Tobias Rist, der Produktionsleiter des Bad Saulgauer Kampa-werks. Zwei Mitarbeiter der Innenwandabteilung in der Fertighausfirma seien an dem Tag mit Symptomen in Quarantäne geschickt und auf das Virus getestet worden. Die Hiobsbotschaft habe man am 2. März erhalten: Beide Tests waren positiv, die Mitarbeiter hatten sich mit der britischen Mutante des Virus angesteckt. Insgesamt sei das Virus in der Folge bei sechs von acht Mitarbeitern der Innenwandabteilung aufgetreten.
„Unser Glück war nur, dass wir uns bereits Anfang Februar um Schnelltests bemüht hatten“, sagt Rist. Am 3. März hätten er und zwei weitere Kollegen sich zu Schnelltestern ausbilden lassen, und noch am selben Tag alle 85 Mitarbeiter des Betriebes durchgetestet. Seither wird diese Prozedur jeden Dienstag und Freitag wiederholt. Mit Erfolg: „Am Dienstag, 9. März konnten so frühzeitig sieben infizierte Mitarbeiter der Außenwandlinie identifiziert und samt Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt werden“, sagt Rist. Am 12. März habe man deshalb die gesamte Produktion, also 45 Mitarbeiter, zum PCR-TEST bei dem Bad Saulgauer Mediziner Dr. Zoll geschickt und vier weitere Infektionen ermittelt. Wiederum habe man die Betroffenen und ihre direkten Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt.
„Die britische Mutation ging hier durch wie die Feuerwehr“, sagt Rist. Und das, obwohl das Unternehmen schon vorher genau auf Maskenpflicht, Abstandhalten und Desinfektion geachtet habe. Das habe sich auch auf die Produktion ausgewirkt: „Durch die infektionsbedingten Ausfälle mussten wir die Produktion dreier Häuser den Kollegen in unserem Schwesterwerk in Freiwalde überlassen“, sagt Rist. Glücklicherweise hatte die Firma einen Produktionsvorlauf von zweieinhalb Wochen gehabt, weshalb sich durch die Ausfälle nur leichte terminliche Verschiebungen ergeben hätten. „Seither versuchen wir, die Abteilungen in der Produktion möglichst nicht mehr zu durchmischen und bleiben im Homeoffice, wo es geht“, sagt Rist. Seit dem 16. März seien alle bei Mitarbeitern gemachten Schnelltests negativ ausgefallen. „Am heutigen Mittwoch kommen 13 unserer Mitarbeiter aus der Quarantäne wieder, die restlichen 14 am Montag“, sagt Rist am Dienstag. Dann könne das Unternehmen wieder voll durchstarten.