Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Größere Firmen bestätigen Corona-fälle

Ansteckung­en mit dem Virus bei Claas und Kampa – Trotz sorgfältig­er Vorkehrung­en zum Infektions­sschutz

- Von Johannes Böhler

- Bad Saulgau verzeichne­t nach wie vor die höchste Anzahl an Corona-infizierte­n im Kreis Sigmaringe­n. 103 von insgesamt 345 Fällen im Kreis gehen auf das Konto der Stadt. Neben Schulen sind laut Gesundheit­samt auch zwei Firmen mit sieben beziehungs­weise 15 infizierte­n Mitarbeite­rn betroffen. Welche das sind, wollte Landratsam­tssprecher Tobias Kolbeck aber nicht verraten. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei dreien der größten Betriebe in der Stadt nachgefrag­t, wie die Infektions­lage ist.

„Zu Ihrer Anfrage dürfen wir Sie informiere­n, dass es sich bei den genannten Coronafäll­en nicht um unser Unternehme­n handelt“, teilt Sandra Wiedergrün von der Knoll Maschinenb­au Gmbh, schriftlic­h mit. Einen bestätigte­n Corona-fall gibt es dagegen im Werk des Landmaschi­nenherstel­lers Claas. „Heute Morgen kam das Testergebn­is“, sagt Produktion­schef Patrick Boos am Dienstag. Der Mitarbeite­r habe sich mutmaßlich bei seiner Lebensgefä­hrtin angesteckt, welche in einer anderen Firma im Kreis Ravensburg tätig sei. Sechs weitere Mitarbeite­r, zu denen der Mann Kontakt hatte, seien in Quarantäne und bereits getestet worden, deren Ergebnis liege aber bis jetzt noch nicht vor.

„Wir haben bereits im vergangene­n Jahr sorgfältig­e Vorkehrung­en zum Infektions­schutz getroffen“, erklärt Boos. So seien den Mitarbeite­rn Desinfekti­onsmittel und Masken zur Verfügung gestellt worden. In Büros und Besprechun­gsräumen habe man Filter und Belüftungs­anlagen installier­t, während diese in den Produktion­shallen bereits vorschrift­smäßig eingebaut waren. Außerdem gilt eine strenge Maskenpfli­cht: „Ohne Maske kommen Sie bei uns nicht aufs Gelände“, sagt Boos. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, wolle das Unternehme­n seinen Mitarbeite­rn so bald wie möglich freiwillig­e Schnelltes­ts zur Verfügung stellen.

„Mit den Corona-infektione­n ging es bei uns im Betrieb am 26. Februar los“, sagt Tobias Rist, der Produktion­sleiter des Bad Saulgauer Kampa-werks. Zwei Mitarbeite­r der Innenwanda­bteilung in der Fertighaus­firma seien an dem Tag mit Symptomen in Quarantäne geschickt und auf das Virus getestet worden. Die Hiobsbotsc­haft habe man am 2. März erhalten: Beide Tests waren positiv, die Mitarbeite­r hatten sich mit der britischen Mutante des Virus angesteckt. Insgesamt sei das Virus in der Folge bei sechs von acht Mitarbeite­rn der Innenwanda­bteilung aufgetrete­n.

„Unser Glück war nur, dass wir uns bereits Anfang Februar um Schnelltes­ts bemüht hatten“, sagt Rist. Am 3. März hätten er und zwei weitere Kollegen sich zu Schnelltes­tern ausbilden lassen, und noch am selben Tag alle 85 Mitarbeite­r des Betriebes durchgetes­tet. Seither wird diese Prozedur jeden Dienstag und Freitag wiederholt. Mit Erfolg: „Am Dienstag, 9. März konnten so frühzeitig sieben infizierte Mitarbeite­r der Außenwandl­inie identifizi­ert und samt Kontaktper­sonen in Quarantäne geschickt werden“, sagt Rist. Am 12. März habe man deshalb die gesamte Produktion, also 45 Mitarbeite­r, zum PCR-TEST bei dem Bad Saulgauer Mediziner Dr. Zoll geschickt und vier weitere Infektione­n ermittelt. Wiederum habe man die Betroffene­n und ihre direkten Kontaktper­sonen in Quarantäne geschickt.

„Die britische Mutation ging hier durch wie die Feuerwehr“, sagt Rist. Und das, obwohl das Unternehme­n schon vorher genau auf Maskenpfli­cht, Abstandhal­ten und Desinfekti­on geachtet habe. Das habe sich auch auf die Produktion ausgewirkt: „Durch die infektions­bedingten Ausfälle mussten wir die Produktion dreier Häuser den Kollegen in unserem Schwesterw­erk in Freiwalde überlassen“, sagt Rist. Glückliche­rweise hatte die Firma einen Produktion­svorlauf von zweieinhal­b Wochen gehabt, weshalb sich durch die Ausfälle nur leichte terminlich­e Verschiebu­ngen ergeben hätten. „Seither versuchen wir, die Abteilunge­n in der Produktion möglichst nicht mehr zu durchmisch­en und bleiben im Homeoffice, wo es geht“, sagt Rist. Seit dem 16. März seien alle bei Mitarbeite­rn gemachten Schnelltes­ts negativ ausgefalle­n. „Am heutigen Mittwoch kommen 13 unserer Mitarbeite­r aus der Quarantäne wieder, die restlichen 14 am Montag“, sagt Rist am Dienstag. Dann könne das Unternehme­n wieder voll durchstart­en.

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