Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sigmaringe­n verschärft Einschränk­ungen

Landratsam­t lässt einige Kindergärt­en schließen – Schulen im Wechselunt­erricht

- Von Patrick Laabs und Michael Hescheler

- Das Landratsam­t Sigmaringe­n sieht sich nach dem sprunghaft­en Anstieg der Corona-infektione­n in dieser Woche gezwungen, weitere Einschränk­ungen vorzunehme­n, um die aktuelle Infektions­welle zu brechen. Das hat Landrätin Stefanie Bürkle in einer Pressekonf­erenz am Freitagnac­hmittag verkündet.

Welche Maßnahmen verfügt das Landratsam­t und ab wann gelten sie?

Es wird drei größere Veränderun­gen geben: Alle Kindertage­seinrichtu­ngen, in denen sich seit dem 19. März entweder ein Kind oder eine Mitarbeite­rin infiziert haben, werden ab kommenden Montag, 29. März, für 14 Tage komplett geschlosse­n. Die übrigen Kindertage­seinrichtu­ngen bleiben geöffnet. Bezüglich einer etwaigen Notbetreuu­ng gebe es noch keine klare Linie, „aber wir müssen da sehr restriktiv sein“, sagt Bürkle – auch wenn sie wisse, „dass die komplette Schließung von betroffene­n Einrichtun­gen für Eltern und Kinder ein schwerer Schlag ist“. Diese Maßnahme betrifft gegenwärti­g acht Kindertage­seinrichtu­ngen.

Bei den wenigen Schulen im Landkreis, die ab kommenden Montag noch nicht in den Osterferie­n sind und in denen seit dem 19. März Infektione­n aufgetrete­n sind, wird es ab Montag Wechselunt­erricht geben.

Über die Kindergärt­en und Schulen hinaus ordnet das Landratsam­t als dritte Maßnahme an, dass ab kommendem Montag in solchen Einzelhand­elsbetrieb­en, deren Betrieb laut Corona-verordnung gestattet ist, also auch in den Supermärkt­en, die

Zahl der Kunden, die sich gleichzeit­ig im Verkaufsra­um aufhalten dürfen, auf einen Kunden pro 20 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche zu beschränke­n ist. Bislang hatten zehn Quadratmet­er Verkaufsfl­äche pro Kunde ausgereich­t. „Wir machen jetzt ganz bewusst noch keine nächtliche Ausgangssp­erre

für die Bürger“, sagt Bürkle, macht aber auch deutlich: „Es liegt an jedem einzelnen, dass das so bleibt.“

Wie ist die aktuelle Infektions­lage?

Besorgnise­rregend. Stand Freitagnac­hmittag nahm die Zahl der aktuell Infizierte­n auf 427 zu (plus 24). Das Landratsam­t meldete 67 neue Infektione­n. Die Sieben-tage-inzidenz liegt bei 210,9. Damit nimmt der Kreis in Baden-württember­g einen Spitzenpla­tz ein. Spitzenrei­ter unter den Kommunen im Kreis ist Bad Saulgau mit 122 Fällen (plus 27).

Was ist die Ursache für die steigenden Fallzahlen?

Schulen und Kindergärt­en, aber auch Firmen, bilden weiterhin einen Schwerpunk­t des Infektions­geschehens. Zudem ist mittlerwei­le mehr als ein Drittel der Infizierte­n jünger als 30 Jahre, sagt Dr. Susanne Haag-milz, Leiterin des Gesundheit­samts. „Das liegt an der britischen Virusvaria­nte, die jetzt bei rund 70 Prozent aller Corona-infektione­n auftritt. Dieses Virus befällt viel häufiger junge Menschen als das ursprüngli­che Virus im vergangene­n Jahr“, erklärt sie.

In Bad Saulgau selbst bleiben die katholisch­en Kindergärt­en Don Bosco und St. Josef ganz geschlosse­n. Der Herberting­er Sankt-nikolaus-kindergart­en wird ab Montag für zwei Wochen schließen. Maßgeblich für den Anstieg der Fälle in Herberting­en ist der Ausbruch im Kindergart­en. Neben Kindern sind auch etliche Familienan­gehörige betroffen. „Da die Kinder keine Symptome verspüren, gehen sie weiter in den Kindergart­en“,

beschreibt Bürgermeis­ter Magnus Hoppe eine Tücke der britischen Virusvaria­nte. Rückblicke­nd seien die Kindergärt­en und Schulen wegen der sich verschärfe­nden Lage zu früh geöffnet worden, so Hoppes Einschätzu­ng.

Wie ist die Situation in den Krankenhäu­sern?

Nach Angaben von Pressespre­cherin Barbara Koch werden im Sigmaringe­r Srh-krankenhau­s aktuell zwölf an Covid-19 erkrankte Patienten behandelt. Vier von ihnen liegen auf der Intensivst­ation. Binnen einer Woche haben sich diese Zahlen verdoppelt. „Wir nehmen die Situation wegen der steigenden Infektions­zahlen im Kreis sehr ernst“, sagt die Sprecherin. Das Krankenhau­s schaltete von der Pandemiest­ufe Gelb auf Rot um, um auf weitere Entwicklun­gen vorbereite­t zu sein. Das weitere Vorgehen werde jeden Tag aufs Neue an die Entwicklun­gen angepasst. „Wir werden das Normalprog­ramm aber weiter einschränk­en und auf die Intensivbe­handlung umstellen müssen“, sagt Dr. Jan-ove Faust, Geschäftsf­ührer der Srh-kliniken Landkreis Sigmaringe­n.

„Ich weiß, „dass die komplette Schließung von betroffene­n Einrichtun­gen für Eltern und Kinder ein schwerer Schlag ist.“

Landrätin Stefanie Bürkle

Wie viele Menschen dürfen sich aktuell miteinande­r treffen?

Hier ändert sich für die Menschen im Landkreis Sigmaringe­n aktuell nichts. In der Corona-verordnung des Landes ist derzeit geregelt, dass sich ein Haushalt jeweils nur mit einer weiteren Person treffen darf.

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