Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lipovina reichen elf Sekunden
Handball-bundesliga: MT Melsungen - HBW Balingen-weilstetten 24:25 (16:12)
(sz) - Dank einer starken Leistung, vor allem in der zweiten Halbzeit, hat der HBW Balingenweilstetten in der Handball-bundesliga einen überraschenden 25:24Auswärtssieg am Donnerstagabend bei der MT Melsungen gefeiert. Dabei egalisierte die Mannschaft von Trainer Jwens Bürkle in der zweiten Halbzeit einen 12:16-Rückstand zur Pause und drehte die Partie. Damit beendeten die Gallier von der Alb ihre kurze Niederlagenserie.
Vom Anpfiff weg war zu sehen, was der HBW wollte. Beim Treffer zum 2:1 der Melsunger kassierte Abwehrchef Romas Kirveliavicius sehr früh eine Zwei-minuten-strafe, die aus Sicht des HBW durchaus diskussionswürdig erschien. Die Schwaben ließen den Favoriten aber nicht wegziehen und trotz der paar kleinen Unsauberkeiten, die immer wieder zu Ballverlusten führten, stand es nach zwölf Minuten 7:7. Es war vor allem der Balinger Kapitän, der bis dahin im Angriff die Akzente setzte und die Balinger Abwehr war sehr gut auf den Mt-angriff eingestellt.
Die Nordhessen zeigten trotzdem immer wieder ihr Können. Mit ihrer offensiven 6:0-Abwehr drängte Melsungen den Balinger Angriff immer wieder in Fehler und provozierte Ballverluste der Schwaben. Nach dem erneuten 11:10-Anschlusstreffer durch Gregor Thomann bekam Tim Nothdurft den Ball bei einer Abwehrbewegung an den Fuß und in doppelter Überzahl gingen die Hausherren erstmals mit drei Treffern in Führung. Diese bauten sie bis zum Pausenpfiff auf 16:12 aus.
Der Beginn der zweiten 30 Minuten lief dann so, wie man es sich aus Sicht der Balinger nicht besser hätte vorstellen können. Mit drei Toren in Folge verkürzte Oddur Grétarsson auf 16:15 und hatte sogar die Chance, per Strafwurf auch auszugleichen. Er zimmerte den Ball allerdings gegen den Pfosten. Doch dann nutzte Vladan Lipovina die Lücke in der Melsunger Abwehr, die sich auf Grund einer doppelten Unterzahl ergeben hatte und schweißte den Ball zum 16:16-Ausgleich in die Maschen. Mit einem etwas glücklichen, weil abgefälschten Ball besorgte Jona Schoch nur einen Angriff später die erste Balinger Führung.
Nun war es ein Spiel auf Augenhöhe. Im HBW-TOR wurde Mario Ruminsky immer stärker. Mit einer Glanzparade verhinderte er den zwanzigsten Melsunger Treffer und im Gegenzug besorgte Oddur Grétarsson, der an den Kreis eingelaufen war, das 19:19. Trotzdem ging es mit einer 22:20-Führung für Melsungen in die letzten zehn Minuten. Wieder war es Grétarsson, der den 23:23-Ausgleich besorgte. Dann blockte die Melsunger Abwehr eine Lipovina-fackel, aber der Balinger Linksaußen stand goldrichtig am Kreis. Der Ball fiel im quasi in die Hände und er ließ dem Melsunger Torhüter keine Chance.
Die letzten drei Minuten hatten es in sich. Nach dem Ausgleich kassierte der Balinger Abwehrchef Kirveliavicius nach einer unglücklichen Aktion eine direkte Rote Karte. In Unterzahl sah es so aus, als ob, wie schon im Hinspiel, die Nordhessen doch noch die Partie für sich entscheiden können. Aber Mario Ruminsky parierte einen strammen Wurf von Mt-spielmacher Domagoj Pavlovic. Im Gegenzug machte es Hbw-spielmacher Lukas Saueressig besser. Mit einem Durchbruch durch die Melsunger Abwehr erzielte er in Hbw-unterzahl die erneute Balinger Führung. Per Strafwurf glichen die Hausherren zum 24:24 aus.
Hbw-trainer Jens Bürkle nahm seine letzte Auszeit. Die hatte nur ein Ziel: Seiner Mannschaft den Stress zu nehmen, die Spieler zu beruhigen, sodass kein Spieler veesucht war, eine überhastete Aktion zu machen, um Melsungen noch einmal in Ballbesitz zu bringen. 26 Sekunden waren noch zu spielen. Elf Sekunden vor dem Schlusspfiff verschaffte sich Linkshänder Lipovina mit einer geschickten Körpertäuschung Platz. Er ließ seinem Landsmann Nebojsa Simic im Melsunger Kasten keine Chance - 25:24 für den HBW. Nun verteidigten die Gallier den Vorsprung und mit der Schlusssirene ging ein direkter Freiwurf Julius Kühn über das Balinger Gehäuse.