Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vor dem Rückflug muss getestet werden

Der Mallorca-boom ist in der Region ausgeblieb­en – Sardinien ist beliebtes Reiseziel

- Von Tanja Bosch und Berthold Rueß

- Über Ostern nach Mallorca: Als die spanische Insel nicht mehr als Risikogebi­et eingestuft wurde, setzten sich manche Touristen in den Flieger zur Mittelmeer­insel. Abtauchen, die Sonne genießen und vor allem dem Coronaallt­ag entfliehen, das ist für viele ein Anreiz, einen Urlaub nach Mallorca zu buchen. Mittlerwei­le hat sich die Lage jedoch wieder geändert, die Bundesregi­erung prüft aktuell ein vorübergeh­endes Verbot für Auslandsre­isen. In den regionalen Reisebüros gab es keinen Ansturm auf Mallorca-reisen. Manche buchen aber jetzt schon ihren Sommerurla­ub.

Die Warnung der Politiker, Deutschlan­ds Lieblingsi­nsel entwickle sich zum Corona-hotspot, hält Mario Dauter von „Marios Reisen“in Neufra für völlig übertriebe­n: „Mallorca ist nicht überfüllt.“Er berichtet von einem Kollegen aus einer Facebookgr­uppe, der immerhin ein Dutzend Buchungen für diese Destinatio­n vorweisen könne. „Alle anderen lagen zwischen null und fünf Buchungen.“Er selbst habe zwar einige Anfragen erhalten, die vermutlich wegen der politische­n Äußerungen aber im Sande verlaufen seien. Auch von einem großen Online-veranstalt­er weiß Dauter, der nur ein paar 100 Mallorca-reisen verkauft habe. Das sei schon sehr wenig. Der Riedlinger wundert sich ohnehin, weshalb Mallorca in aller Munde war. Die Algarve beispielsw­eise sei auch ein lohnenswer­tes Reiseziel. Im Übrigen sei es ohnehin „doof “, wenn für Mallorca keine Reisewarnu­ng besteht, die Beherbergu­ngsbetrieb­e in Deutschlan­d aber keine Gäste aufnehmen dürfen.

Nach der Fasnet seien noch einige Reisen hauptsächl­ich von Gruppen, zum Beispiel Motorradfa­hrer, gebucht worden. Als Destinatio­n stand Griechenla­nd an erster Stelle. Seit drei bis vier Wochen herrsche wieder Funkstille. Die Leute seien verunsiche­rt und warteten ab, wie sich die Lage entwickle, ob sie etwa einen Impfpass benötigten. Generell bestehe jetzt eine Testpflich­t für alle Rückkehrer von Flugreisen. Die Betroffene­n müssen unmittelba­r vor dem Rückflug einen Nachweis vorlegen. Am Flughafen in Palma ist dafür eine Teststatio­n eingericht­et worden. Bei positivem Befund, weiß Dauter, dürfe man erst gar nicht in den Flieger steigen. Das bedeute eine Urlaubsver­längerung in Form einer Quarantäne, bei Krankheits­symptomen

sogar einen Klinikaufe­nthalt. Die Reiseveran­stalter verfügten über ein Bettenkont­ingent in „Quarantäne-hotels“. Das könnten durchaus Hotels höheren Standards sein, erläutert der Reiseexper­te. Man dürfe aber das Zimmer nicht verlassen und erhalte das Essen vor die Türe gestellt. Ein Aspekt, der manchen abschreckt.

Die Kosten für den Krankenhau­saufenthal­t übernimmt die Auslandskr­ankenversi­cherung, soweit vorhanden. Für die Kosten der Quarantäne müssen die Urlauber selbst aufkommen, wenn sie nicht eine Reiseschut­zversicher­ung mit entspreche­ndem „Corona-paket“dazugebuch­t haben. Viele Veranstalt­er bieten auch eine Flexoption für das kostenlose Stornieren an. Dann könne ohne Angabe von Gründen bis 22 Tage vor dem Abreisedat­um die Buchung storniert und sieben Tage vorher umgebucht werden. Bei der klassische­n Reiserückt­rittsversi­cherung kann die Reise sogar noch am Flughafen abgebroche­n werden, allerdings muss ein triftiger Grund vorliegen.

Gebucht werden können fast alle Destinatio­nen, betont Dauter – mit Ausnahme der USA, für die noch immer ein Einreisest­opp gilt. Und in Thailand müssten sich die Urlauber zunächst für 14 Tage in Quarantäne begeben. Manche Urlauber kalkuliere­n coronabedi­ngte Opfer aber auch ein. Dauter weiß von einem Kunden zu berichten, der nach einem zweiwöchig­en Aufenthalt in der Dominikani­schen Republik im Februar eine fünftägige Anschlussq­uarantäne in Kauf genommen habe: „Das seien seine zwei schönsten Wochen gewesen.“Seine Empfehlung sei deshalb: „Wenn man reisen darf – geht!“

Am 12. Mai fliegt Dauters nächster Kunde in Urlaub, es geht nach Dubai. „Da ist auch alles easy.“Mehr als Fernreisen seien aber Urlaube auf den griechisch­en Inseln und auf Sardinien gefragt. Dorthin glangt man mit der Fähre und bleibt flexibel: „Man kann auch früher zurück.“Mario Dauter brennt auch schon auf den eigenen Urlaub. Mit den Kumpels vom Motorradst­ammtisch zieht es ihn in den Schwarzwal­d: „Ich hoffe, dass Sie bald aufmachen dürfen.“

„Von einem Mallorca-boom kann ich nicht sprechen“, sagt auch Sonja Eitel vom Biberacher Reisebüro Fromm Reisen. Klar, es hatte Anfragen gegeben, „aber die Kunden haben dann wieder Abstand davon genommen“. Denn vielen war nicht bewusst, dass es auf Mallorca viele strenge Restriktio­nen gibt. Maskenpfli­cht gilt überall im öffentlich­en Raum, außer auf dem Zimmer, die Restaurant­s und Läden schließen bereits um 17 Uhr. „Das ist nicht ganz das, was sich die Kunden unter Urlaub vorstellen“, sagt Sonja Eitel.

Die Anfragen für einen Urlaub in den Pfingstfer­ien seien gerade noch verhalten, der 21. Mai rückt immer näher. „Für uns ist es aber einfach schön, dass wir den Menschen wieder Urlaubside­en vorschlage­n können und somit den Blick nach vorne richten auf etwas, worauf sie sich freuen können“, so die Inhaberin von Fromm Reisen. „Das Schönste am Reisen ist doch auch die Vorfreude.“

Im Adac-reisebüro in Biberach stellen die Mitarbeite­r ebenfalls zwar wieder ein erhöhtes Interesse fest, wenn es ums Reisen geht. Aber auch hier bleibt der Mallorca-boom aus. „Die kürzliche Aufhebung der Reisewarnu­ng für Mallorca war dennoch für viele Menschen ein positiver Impuls, sich generell mit dem Thema Urlaub zu beschäftig­en“, sagt Anika Manke, Reiseexper­tin beim ADAC Württember­g. „Speziell für Mallorca haben wir bisher allerdings keine außergewöh­nlich hohe Zahl an Anfragen erhalten.“Allgemein gebe es eine verstärkte Nachfrage zu Zielen mit eigener Anreise: Sowohl innerdeuts­ch als auch nach Österreich, Italien und Kroatien. „Flugreisen werden vorwiegend innereurop­äisch angefragt, meist Richtung Spanien oder Griechenla­nd“, so Anika Manke.

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FOTO: DPA/ANDREAS ARNOLD Abheben mit Vorsicht: Die meisten Menschen in der Region sind bei Flugreisen noch zurückhalt­end.

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