Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Visum für Mire G. soll bald kommen
(ksc/sz) - Nach dem Tod ihres Ehemanns Sali K. in Folge der Abschiebung in den Kosovo im vergangenen Oktober kann Mire G. nach dem Willen des Regierungspräsidiums Tübingen bald zu ihrer Familie in der Region Riedlingen zurückkehren. Das Landratsamt Biberach teilte am Montag mit, das Regierungspräsidium habe dem Antrag des Landratsamts Biberach am 24. März zugestimmt, der 64-jährigen Witwe, Mutter und Großmutter ein Visum für eine Einreise nach Deutschland sowie eine Aufenthaltserlaubnis zu erteilen.
Landratsamt und Regierungspräsidium begründen die Entscheidung mit der „außergewöhnlichen Härte“für Mire G.s Lebenssituation im Kosovo: Nach dem Tod ihres Mannes am 12. März halte sie sich allein im Kosovo auf und sei unter anderem aus gesundheitlichen Gründen auf ein stabiles familiäres Umfeld bei ihren in Oberschwaben lebenden Kindern und Enkelkindern angewiesen. Laut Landratsamt hätten die Kinder eine sogenannte Zusicherung zugunsten ihrer Mutter Mire G. unterschrieben. Die 64-Jährige könne sich für eine Erteilung des Visums an die deutsche Botschaft in Pristina im Kosovo wenden.
Allerdings waren ursprünglich ausgerechnet die Ausländerbehörden des Landratsamtes Biberach, das Regierungspräsidium Karlsruhe sowie andere staatliche Stellen für die Abschiebung von Mire G. mit ihrem Mann verantwortlich. Beide lebten fast 29 Jahre in der Region Riedlingen und haben hier sechs Kinder und 17 Enkel. Nach Beschluss der Behörden holte die Polizei das alte Ehepaar im Oktober 2020 plötzlich ab und brachte es außer Landes, weil sie keine gültigen Reisedokumente hatten und rechtlich nur geduldet waren – ohne Rücksicht auf deren Krankheiten. Angekommen im Kosovo, ein Corona-risikogebiet, haben Sali K. und seine Frau Mire unter menschenunwürdigen Bedingungen und ohne ausreichende medizinische Betreuung gelebt.
Infolgedessen starb Sali K., der in Deutschland mehrmals am Herzen operiert worden war und regelmäßig medizinische Betreuung benötigt hatte, in der Nacht zum 12. März im Kosovo. Dort wurde er unwürdig beerdigt. Zahlreiche ehrenamtlich Engagierte in Flüchtlingsverbänden in Deutschland kämpften für die Rückkehr des Ehepaars, rund 40 000 Menschen unterzeichneten eine Online-petition zur sofortigen Rückholung von Sali K. und Mire G. (SZ hat berichtet).
Der in Oberschwaben lebende Sohn von Mire G. begrüßte die Entscheidung des Regierungspräsidiums am Montag. Der Schwäbischen Zeitung sagte er, zunächst werde er Vorbereitungen für die geplante Einreise seiner Mutter treffen. Anschließend äußere er sich öffentlich zu dem weiteren Prozedere.