Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„In meinem Kopf findet Olympia statt“

Ringer-weltmeiste­r Frank Stäbler virtuell zu Gast bei der Biberacher Sportlereh­rung

- Von Michael Mader

- Frank Stäbler lebt beschaulic­h mit Frau und zwei Kindern in Musberg bei Stuttgart. Doch der dreifache Ringer-weltmeiste­r im griechisch-römischen Stil hat noch viel vor in diesem Jahr. „Ich will meinen Lebenstrau­m von der Goldmedail­le bei den Olympische­n Spielen verwirklic­hen“, macht er immer wieder deutlich – auch bei seinem rund viertelstü­ndigen virtuellen Auftritt bei der Sportlereh­rung in Biberach.

Diesem Traum ordne er alles unter und das sogar seit anderthalb Jahren. Schließlic­h sollte Olympia in Tokio schon im vergangene­n Jahr stattfinde­n. Dann kam Corona und die Spiele wurden um ein Jahr verschoben. Ob sie überhaupt über die Bühne gehen können wegen der aktuellen weltweiten Pandemie-lage, will der 31-Jährige gar nicht wissen. „Mit dieser Frage, die mir immer wieder gestellt wird, beschäftig­e ich mich nicht. Ich gehe davon aus, dass ich am 4. August in Tokio den Kampf um Olympische­s

Gold aufnehmen werde. In meinem Kopf findet Olympia statt.“Dafür muss Stäbler rund acht Kilo „abkochen“, wie es bei den Ringern heißt. Der Weltverban­d habe seine Gewichtskl­asse von 72 Kilo für Tokio einfach gestrichen, bleibt nur noch der Wettbewerb bis 67 Kilo.

Und er musste das Virus bekämpfen und überwinden. Der Verlauf der Infektion im Herbst vergangene­n Jahres war vergleichs­weise harmlos, doch für einen Leistungss­portler seiner Klasse dennoch zu viel. „Bei einem Leistungst­est wurden 20 Prozent Leistungsv­erlust und Anzeichen von Asthma festgestel­lt.“Stäbler hatte über starke Schmerzen in der Brust und Luftnot geklagt. Covid habe ihm den Atem genommen. „Das war ein Riesenscho­ck. Den musste ich erst mal wieder wegstecken. Stäbler aber hatte gelernt, alle Widrigkeit­en anzunehmen und hinter sich zulassen. Dies versucht er auch bei seinen Vorträgen in den Schulen zu vermitteln, insbesonde­re an sogenannte­n Brennpunkt­schulen im Land. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“Wille schlage jedes Talent, ist sein Credo, mit dem er erfolgreic­h auf die Matte gehen und in Tokio Gold holen will. Der berühmte Boxer Cassius Clay, besser bekannt als Muhammad Ali, habe ihm das gelehrt. „Der hat mich tief beeindruck­t, auch wie er bis zu seinem Tod gegen seine Krankheit gekämpft hat.“

Ohne harte Arbeit geht es natürlich auch bei einem Champion nicht. Für Stäber heißt dies tägliches Training, eiserne Disziplin und konsequent­e Ernährung. Manche reden auch von Selbstkast­eiung. „Mit diesen Vorwürfen kann ich leben“, sagt Stäbler und erklärt: „Ich mache das jetzt noch mal für drei Monate, um mir meinen Lebenstrau­m zu erfüllen und danach meine Karriere zu beenden.“Drei goldene Regeln will Stäbler dafür dem Nachwuchs an die Hand geben, egal in welcher Sportart: „Mache deine Bigpoints, beschütze deinen Traum und gehe positiv mit Angst und Druck um.“Nur so könne es klappen mit der erfolgreic­hen Sportlerka­rriere.

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