Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„In meinem Kopf findet Olympia statt“
Ringer-weltmeister Frank Stäbler virtuell zu Gast bei der Biberacher Sportlerehrung
- Frank Stäbler lebt beschaulich mit Frau und zwei Kindern in Musberg bei Stuttgart. Doch der dreifache Ringer-weltmeister im griechisch-römischen Stil hat noch viel vor in diesem Jahr. „Ich will meinen Lebenstraum von der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen verwirklichen“, macht er immer wieder deutlich – auch bei seinem rund viertelstündigen virtuellen Auftritt bei der Sportlerehrung in Biberach.
Diesem Traum ordne er alles unter und das sogar seit anderthalb Jahren. Schließlich sollte Olympia in Tokio schon im vergangenen Jahr stattfinden. Dann kam Corona und die Spiele wurden um ein Jahr verschoben. Ob sie überhaupt über die Bühne gehen können wegen der aktuellen weltweiten Pandemie-lage, will der 31-Jährige gar nicht wissen. „Mit dieser Frage, die mir immer wieder gestellt wird, beschäftige ich mich nicht. Ich gehe davon aus, dass ich am 4. August in Tokio den Kampf um Olympisches
Gold aufnehmen werde. In meinem Kopf findet Olympia statt.“Dafür muss Stäbler rund acht Kilo „abkochen“, wie es bei den Ringern heißt. Der Weltverband habe seine Gewichtsklasse von 72 Kilo für Tokio einfach gestrichen, bleibt nur noch der Wettbewerb bis 67 Kilo.
Und er musste das Virus bekämpfen und überwinden. Der Verlauf der Infektion im Herbst vergangenen Jahres war vergleichsweise harmlos, doch für einen Leistungssportler seiner Klasse dennoch zu viel. „Bei einem Leistungstest wurden 20 Prozent Leistungsverlust und Anzeichen von Asthma festgestellt.“Stäbler hatte über starke Schmerzen in der Brust und Luftnot geklagt. Covid habe ihm den Atem genommen. „Das war ein Riesenschock. Den musste ich erst mal wieder wegstecken. Stäbler aber hatte gelernt, alle Widrigkeiten anzunehmen und hinter sich zulassen. Dies versucht er auch bei seinen Vorträgen in den Schulen zu vermitteln, insbesondere an sogenannten Brennpunktschulen im Land. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“Wille schlage jedes Talent, ist sein Credo, mit dem er erfolgreich auf die Matte gehen und in Tokio Gold holen will. Der berühmte Boxer Cassius Clay, besser bekannt als Muhammad Ali, habe ihm das gelehrt. „Der hat mich tief beeindruckt, auch wie er bis zu seinem Tod gegen seine Krankheit gekämpft hat.“
Ohne harte Arbeit geht es natürlich auch bei einem Champion nicht. Für Stäber heißt dies tägliches Training, eiserne Disziplin und konsequente Ernährung. Manche reden auch von Selbstkasteiung. „Mit diesen Vorwürfen kann ich leben“, sagt Stäbler und erklärt: „Ich mache das jetzt noch mal für drei Monate, um mir meinen Lebenstraum zu erfüllen und danach meine Karriere zu beenden.“Drei goldene Regeln will Stäbler dafür dem Nachwuchs an die Hand geben, egal in welcher Sportart: „Mache deine Bigpoints, beschütze deinen Traum und gehe positiv mit Angst und Druck um.“Nur so könne es klappen mit der erfolgreichen Sportlerkarriere.