Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Mit dem Bass-schlüssel im Blut geboren
Ehrung für Bass-sänger Hans Dangel für 73 Jahre aktives Singen im Kirchenchor St. Johannes in Dürmentingen
(sz) - Eine solche Lebensleistung hätte eigentlich ein Fest verdient. Aber da dies in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird und Hans Dangel sich in seiner Bescheidenheit ohne Aufsehen zurückziehen wollte, wurde die Verabschiedung des Ehrensängers unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln in eine Jahresandacht eingebettet. Chorleiterin Sarah Baranja und das Vorstandsduo Christina Mahle-koch und Thomas Zippler übernahmen mit Wehmut, aber auch mit großer Dankbarkeit die Verabschiedung des verdienten Bassisten aus dem aktiven Sängerdienst.
Es sei eine ehrenvolle Aufgabe, einen Menschen zu ehren, bei dem in 73 Jahren die Chormusik und die musica sacra eine so bedeutende Rolle gespielt haben. Man könne kaum ermessen, wie viele lateinische Messen, Orchestermessen und Lob-, Dank-, Trost-, Bitt-, Hoffnungs- und Marienlieder Hans Dangel in dieser Zeit mit seiner sicheren Bass-stimme unterstützt habe. Mit den Urkunden und Ehrenbriefen, die ihm in dieser langen Zeit zustanden, könne sicher die Stubenwand tapeziert werden und das Sakko-revers reiche längst nicht mehr für die Ehrenzeichen, die ihm zustehen.
Bereits als junger Spund mit 16 Jahren kam Hans Dangel 1948 als Sänger zum Kirchenchor St. Johannes Ev. in Dürmentingen, Pfarrer war damals Anselm Müller. Paul Wenk war Chorleiter, bis dann Oberlehrer Richard Betsch als Organist und Dirigent die Doppelfunktion im Kirchenchor übernahm.
Diese Personalunion wurde Richard Betsch dann doch zu viel. Auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger fiel sein Augenmerk auf ein chorinternes, musikalisches Talent. Mit dem aufbauenden Argument: „S´isch nix bessers do!“schickte Richard Betsch den 26-jährigen Hans Dangel zur Ausbildung zum legendären Gauchorleiter August Hirsch nach Riedlingen. Ohne jede Vorkenntnis erhielt der Jüngling dort einen intensiven Crashkurs und fand sich dann mit dem Dirigentenstab und großen Aufgaben vor seinem
Kirchenchor und dem achtsamen Organisten auf der Empore wieder.
Und es hat perfekt funktioniert! Mit viel Hingabe, Fleiß, Verlässlichkeit und großer Liebe zur Chormusik hat der Jubilar die Verantwortung getragen, bis er das Dirigentenamt 1964 an den frisch angetretenen Lehrer Erich Merz übergeben konnte, um mit Freude wieder seinen Platz im Bass einzunehmen. Natürlich wurde Hans Dangel weiterhin immer wieder als Aushilfsdirigent eingespannt.
Kaum zu glauben, dass er parallel dazu auch mit viel Herzblut die Leitung des Liederkranzes innehatte und dazu noch in der Musikkapelle Dürmentingen aktiv war.
Eine Herzensangelegenheit war dem Jubilar immer Kameradschaft und Geselligkeit. Bis in die letzten
Einzelheiten reichen seine Erinnerungen, wenn er mit viel Humor aus der langen Geschichte des Chores, von Ausflügen und Vereinsfesten erzählt. Er spüre heute noch die große Freude, als damals nach den kargen Kriegs- und Nachkriegsjahren mit einem „Projektchor“erstmals am Ostermorgen 1950 das bombastische „Halleluja“von Händel aufgeführt wurde. Gerne denke er auch zurück an unvergessliche Ausflüge, so erinnert er sich an eine humorvolle Anekdote aus dem Jahr 1952, als es bei einem dreitägigen Ausflug nach Innsbruck über die damals noch streng bewachte Landesgrenze ging. Mit viel „Muffensausen“und Herzklopfen mussten die Grenzwächter abgelenkt werden, da ein Ausflügler ohne „Kennkarte und Passagierschein“dabei war und dieser „blinde Passagier“dann im Bus unter den „Petticoats“der hübschen Mädels auf der Rückbank über die Grenze „geschmuggelt“wurde.
Mit großem Dank und dem Wunsch, dass Hans Dangel noch lange gesund bleibe und als Förderer und lieber Freund dem Kirchenchor erhalten bleibe, ging die Bitte an die heilige Cäcilia als Patronin der Kirchenmusik: Sie möge ihre schützende Hand über ihren verdienten Assistenten halten. Mit stehenden Ovationen wurde diese sicher einmalige Lebensleistung honoriert.