Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Das passiert mit dem Schützenfest 2021
Schützendirektion arbeitet mit Ampelfarben – Wo diese schon jetzt auf rot steht
- Das Biberacher Schützenfest 2021 komplett absagen? Auf keinen Fall. Ein Schützenfest feiern wie zuletzt 2019? Auch auf keinen Fall. Zwischen diesen beiden Extremen versucht die Stiftung Schützendirektion derzeit, einen gangbaren Weg für die Zeit der Festwoche Mitte Juli zu finden. „Unser Ziel ist es, mehr zu ermöglichen als im vergangenen Jahr“, sagt Vorsitzender Rainer Fuchs im Gespräch mit der SZ. Die Schützendirektion bedient sich dabei für jede Schützen-veranstaltung einer Ampelmethode. Für eine Veranstaltung steht diese bereits auf rot.
Seit Ende Januar sei man innerhalb der Schützendirektion in intensivem Austausch, so Fuchs. Am 17. März habe man sich in der Plenarversammlung mit großer Mehrheit darauf geeinigt, das Fest nicht komplett abzusagen, sondern für die einzelnen Veranstaltungen des Schützenfests in Szenarien zu denken.
Hierfür ist in der Kommission Sicherheit, federführend durch die Schützendirektoren Guido Mebold (Polizei) und Michael Mutschler (Drk-rettungsdienst), eine Ampelstrategie entwickelt worden, die jeder Veranstaltung bis zu einem festgesetzten Datum einen Status zuordnet. Dies reicht von grün (Veranstaltung findet statt), gelb (ungewiss, ob sie stattfinden kann) bis hin zu rot (Veranstaltung entfällt).
Entschieden wird dabei anhand eines Algorithmus, der momentan von zwei Informatikern für die Schützendirektion entwickelt wird. In diesen fließen dynamische Werte zur Entwicklung der Corona-pandemie (zum Beispiel R-wert oder Impfquote) ein, ebenso Spezifika zu den einzelnen Veranstaltungen des Schützenfests. „Also beispielsweise, ob die Zahl der Gäste steuerbar ist oder nicht“, so Fuchs. An drei Stichtagen in den nächsten Wochen (20. April, 5. Mai und 20. Mai) soll dann in der Schützendirektion entschieden werden, wie die Ampeln für einzelne Veranstaltungen geschaltet werden. „Wichtig ist uns, dass das objektiv, verantwortungsbewusst und anhand nachvollziehbarer und erklärbarer Kriterien erfolgt“, sagt Fuchs.
Sei die Stimmung in der Direktion noch im Februar euphorisch gewesen, dass vieles stattfinden kann, sinke die Zuversicht auf ein Schützenfest aktuell im selben Umfang, wie die Fallzahlen steigen. Eine Komplettabsage wolle man im Moment jedoch nicht vornehmen. „Es wäre fatal, wenn sich bis Juli doch eine Option ergeben würde und wir nicht darauf vorbereitet wären“, sagt Fuchs.
Die Aktion „Schütza dahoim“aus dem Vorjahr mit Stelenfeld auf dem Gigelberg und Onlineangeboten zu wiederholen, sei nie zur Debatte gestanden. „Das trägt nicht ein zweites Mal“, so der Vorsitzende der Schützendirektion.
Der Wunsch, wieder etwas „live“zu veranstalten, hat auch noch einen anderen Grund: „Wir laufen Gefahr, dass unsere Schülerspielmannszüge nicht mehr spielfähig sind, wenn zum zweiten Mal in Folge nichts stattfindet“, so Fuchs. Die Stücke, die die Schüler spielen, werden bislang mündlich und in Proben an die jeweils nächsten Jahrgänge vermittelt. Man werde diese nun schriftlich festhalten. „Der Zustand innerhalb mancher Gruppen ist fragiler als man denkt“, sagt Fuchs. Gleichzeitig wolle man aber dieses Jahr niemanden zu einem Auftritt zwingen, selbst wenn etwas stattfinden kann. Für die Schülergruppen allerdings wäre es positiv, wenn zumindest eine Abnahme – zwar nicht auf dem Marktplatz und mit weniger Menschen, dafür mehr Abstand – stattfinden könnte.
Auch für die Ziehung und das Biberschießen, die über mehrere Tage verteilt auf dem Gigelberg stattfinden könnten, sei die Ampel noch nicht auf rot. Chancen bestehen auch für die Heimatstunde und einen modifizierten Tanz durch die Jahrhunderte.
Kaum Chancen scheint es hingegen für Festzüge, Festzelt und Vergnügungspark oder Tanz auf dem Marktplatz zu geben – also alles Veranstaltungen, deren Besucherzahl kaum zu kontrollieren ist. Möglicherweise lasse sich eine Form von geselligem Beisammensein an einem Wochenende im Herbst auf dem Gigelberg nachholen. „Eine Herbstschütza“, so Fuchs.
Schweren Herzens auf rot gestellt ist die Ampel bereits für das Schützentheater. Es wird nicht stattfinden. Selbst eine reduzierte Probenarbeit für eine gekürzte Fassung des für 2021 geplanten Stücks „Rumpelstilzchen“sei nicht möglich, so Fuchs.
Zwei kleine Lichtblicke gibt es aber auch noch: Es wird auch 2021 wieder ein Festabzeichen geben. „Außerdem hat die Bergbrauerei zugesagt, auch dieses Jahr wieder ein Schützenfestbier zu brauen, das als Flaschenabfüllung in den Handel kommt“, sagt Fuchs.