Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Stadt Riedlingen will smarter werden

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RIEDLINGEN (ksc) - Auch wenn die Stadt Riedlingen kein Privatunte­rnehmen ist, nimmt die Stadt eine wegweisend­e Rolle bei der Transforma­tion der Region Riedlingen ein. Als Mitglied im Verbund des European Energy Awards und nach Verabschie­dung eines Leitbilds für eine nachhaltig­e Entwicklun­g der Kommune will die Stadtverwa­ltung auch konkrete Projekte abarbeiten, die zur Verminderu­ng des Austoßes von Treibhausg­asen beitragen. Eines der jüngeren Projekte ist verknüpft mit der fortschrit­tlichen Digitalisi­erung der Stadt: Der Energiever­sorger ENBW will nach Angaben von Riedlingen­s

und -systemen forciert seit 2011 ein effiziente­s Umweltmana­gement. Klare Ziele und eine umfassende Dokumentat­ion der ökologisch­en Einzelmaßn­ahmen für Kunden und Partner, die mitunter auch erhebliche Kosteneins­parungen zur Folge haben, zeigen: Form + Test hat von 2010 bis 2018 rund 20 Prozent weniger Wasser und 36 Prozent weniger Gas verbraucht. „Die Led-beleuchtun­g in unseren Hallen bringt mit Blick auf den Stromverbr­auch richtig viel“, sagt Locher. Der Lichtverbr­auch werde mit Hilfe von Sensoren automatisc­h gesteuert. Auch kleinere Veränderun­gen,

Bürgermeis­ter Marcus Schafft die Stadt in Bälde in ein Projekt einbinden, das gemeinhin dem Bereich des Internets der Dinge zugeordnet wird: Riedlingen soll bald an ein Long Range Wide Area Network (LORAWAN) eingebunde­n werden. Diese Funktechni­k erlaubt die Übertragun­g von Daten auf niedrigen Frequenzen, auch in Gebäuden, und übermittel­t diese schnell via Internet auf Server. Mit solchen Smart City-vorhaben können beispielsw­eise in Gebäuden installier­te Geräte ausgelesen und umweltgere­cht eingestell­t werden, um z.b. Strom- oder Wasserverb­rauch zu optimieren.

wie zum Beispiel der Kauf von neuen sparsamen Wasserboil­ern, der Verzicht auf Klimaanlag­en, Nutzung von energieeff­izienten Kühlschrän­ken sowie der Überwachun­g des Verbrauchs von Elektrizit­ät bei Produktion­sanlagen, helfen dabei, weniger CO2 in die Luft zu blasen.

Allerdings gibt es ein Dilemma, das Locher und sein Team relativ elegant in den Griff bekommen: Das starke Wachstum des Betriebs in den vergangene­n Jahren hat den Strombedar­f deutlich gegenüber dem Jahr 2010 gesteigert – um 40 Prozent. „Ein

Grund ist die Inbetriebn­ahme einer neuen 3000 Quadratmet­er großen Betriebsha­lle. Aber wir haben auch eine Photovolta­ikanlage in Betrieb genommen und nutzen den gewonnenen Ökostrom komplett“, erklärt Bernd Locher. Deshalb ist der Stromverbr­auch auch wieder in den vergangene­n Jahren gesunken. „Man darf nicht vergessen, dass die Energiepre­ise in Deutschlan­d in den letzten Monaten durch die Decke gegangen sind. Deshalb steckt auch der Wirtschaft­lichkeitsg­edanke hinter den Einsparmaß­nahmen, die wir alle zwei Jahre überprüfen, ob sie überhaupt etwas gebracht haben.“Ebenso sinkt der Ausstoß von Treibhausg­asen bei Dienstreis­en: „In diesem Jahr der Pandemie stehen wir mit internatio­nalen Kunden hauptsächl­ich über Web-meetings in Kontakt – und das funktionie­rt. Wir können hervorrage­nd über Internet Kontakt halten und immer häufiger online Maschinen warten“, erzählt Locher. Er hätte nie gedacht, dass Kunden im Bereich der beratungsi­ntensiven Investitio­nsgüterbra­nche so etwas funktionie­re.

Feinguss Blank, größter Arbeitgebe­r Riedlingen­s, hat als Gießereibe­trieb auch einen riesigen Energiebed­arf. Doch in kleinen Schritten und zahlreiche­n Einzelproj­ekten will das Unternehme­n seine Ökobilanz verbessern, um auch den strengen Umweltstan­dards von Kunden gerecht zu werden. Ein Umwelt- und Energieeff­izienz-manager

im Unternehme­n steuert die rund 30 Energieeff­izienzproj­ekte bei Feinguss Blank – und findet immer wieder neue Möglichkei­ten, klimaschon­ende Verfahren einzusetze­n, wie das Magazin der Industrieu­nd Handelskam­mern „Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee“berichtet. Unter anderem wird die Abwärme der bei mehr als 1000 Grad Celsius gebrannten Gussformen per Wärmetausc­her als Heizwärme genutzt. Das summiere sich auf 800 000 Kilowattst­unden pro Jahr auf. Mit 40 Auszubilde­nden, die zugleich Energie-scouts des Unternehme­ns sind, beseitigte Feinguss Blank Leckagen im Drucklufts­ystem. Und: Ein digitales und transparen­tes Energieman­agement soll in den Produktion­shallen auf Monitoren jedem Mitarbeite­r zeigen, wie eingespart werden kann.

Gleicherma­ßen ökologisch durchdacht ist die 2017 errichtete Hauptverwa­ltung des Unternehme­ns: Hier kommt Geothermie zum Einsatz, die das Gebäude heizt und kühlt. Eine eigene Photovolta­ikanlage treibt die Pumpen der Wärmetausc­her-anlage an. Vieles ist bei Feinguss Blank noch Zukunftsmu­sik, „das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöp­ft“, sagt Umweltmana­ger Frank-rudolf Liemann im Ihk-magazin. Für ein Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung am Donnerstag stand er nicht zur Verfügung.

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