Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Nicht mehr zumutbar“
Kritik am Sigmaringer Kreisimpfzentrum – So erklärt das Landratsamt die Situation
- Der Betrieb im Sigmaringer Kreisimpfzentrum läuft auf Hochtouren. Laut Landratsamtssprecher Tobias Kolbeck werden in Hohentengen derzeit täglich zwischen 500 und 550 Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Glaubt man jedoch einem Leser der „Schwäbischen Zeitung“, der sich mit seiner Beschwerde an die Redaktion gewandt hat, läuft es dort inzwischen aufgrund der höheren Besucherzahlen logistisch nicht mehr so rund.
„Ich wollte vergangene Woche meine 89-jährige Mutter zum Impfzentrum begleiten“, sagt der 55-Jährige. Gemeinsam seien sie fast auf die Minute genau pünktlich zum zweiten Impftermin erschienen. Doch wie ein der Redaktion zugesandtes Foto beweist, hatte sich am Eingang am späten Vormittag bereits eine längere Schlange gebildet. „Meine Mutter ist nicht mehr so gut zu Fuß und deshalb auf einen Rollator angewiesen“, erklärt der Mann. Da sie auch nicht mehr lange stehen könne, habe er sie deshalb zunächst im Auto warten lassen, um die Situation zu klären. „Als ich sie am Eingang zum Termin anmelden wollte, hat der Sicherheitsmann gesagt: ,Sie müssen sich hinten anstellen’“, sagt der 55Jährige.
Nebenbei habe er mitbekommen, wie der Begleiter einer alten Frau, die ebenfalls mit Rollator zum Impftermin erschienen war, strikt dazu angewiesen wurde, während des Termins draußen zu warten. „An dem Punkt war das für uns nicht mehr zumutbar und wir sind gegangen“, sagt der Mann. „Da fehlt einfach die Rücksichtnahme.“
Dass sich vor dem Impfzentrum eine so lange Schlange bilden konnte, hängt laut Landratsamtssprecher Kolbeck einerseits damit zusammen, dass aktuell im Impfzentrum täglich circa 200 zusätzliche Termine angeboten werden mussten. Dies wiederum sei auf die im März ausgesetzten Astra-zeneca-impfungen zurückzuführen, die nun nachgeholt werden müssten. „So kam es in diesen Tagen für jeweils circa zwei Stunden zu längeren Wartezeiten“, so Kolbeck. Im Normalbetrieb komme es nur selten zu Wartezeiten.
Und Kolbeck hat eine weitere Erklärung für das Foto: „Wir beobachten, dass Bürgerinnen und Bürger oft 30 Minuten bis eine Stunde vor ihrem Termin nach Hohentengen kommen“, sagt er. Die Warteplätze in der Halle seien dann teilweise vollständig belegt. Dann würden Besucher gebeten, vor dem Impfzentrum oder im Auto zu warten. „In die Schlange muss sich übrigens niemand stellen, da ja jeder zu einer konkreten Zeit einen Termin vereinbart hat“, versichert Kolbeck, „Es reicht, wenn die Person sich zu genau dieser Uhrzeit am Eingang meldet.“
Zum Thema Begleitpersonen sagt der Landratsamtssprecher: „Wir müssen leider feststellen, dass viele Menschen Begleitpersonen mitbringen, obwohl sie diese nicht benötigen.“Die Begleitpersonen seien meistens neugierig zu erfahren, wie die Impfung abläuft. Daher seien die Mitarbeiter am Eingang angewiesen, die Notwendigkeit der Begleitung zu hinterfragen. Manchmal sei diese von außen nur schwer erkennbar.
„Sollte ein Mitarbeiter der Dame die Mitnahme einer Begleitperson versagt haben, obwohl diese notwendig war, tut uns dies leid“, so Kolbeck. „Deshalb möchten wir uns auf diesem Wege bei der Bürgerin entschuldigen.“Infolge der Schilderung des Falls seien die Mitarbeiter am Einlass des Impfzentrums nochmals darauf hingewiesen worden, den Bedarf der Begleitung freundlich und sensibel zu hinterfragen und genau hinzuschauen.