Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gewalt bei Corona-demo

Teilnehmer ignorieren Hygienereg­eln – 150 Festnahmen

- Von Julia Kilian und Lukas Dubro

(dpa) - Flaschen fliegen durch die Luft, Beamte versprühen Pfefferspr­ay, dazu Fußtritte und handfeste Rangeleien: Nach einer Demonstrat­ion gegen die Verschärfu­ng des Infektions­schutzgese­tzes haben sich am Mittwoch im Berliner Regierungs­viertel Gegner der Corona-politik und die Polizei teils gewaltsame Auseinande­rsetzungen geliefert. Während der Bundestag über die neue Corona-notbremse zur Eindämmung der dritten Pandemiewe­lle diskutiert­e, kamen rund um das Brandenbur­ger Tor und auf der Straße des 17. Juni nach Polizeiang­aben mehr als 8000 Demonstran­ten zusammen. Etwa 2200 Polizisten aus mehreren Bundesländ­ern waren im Einsatz.

Weil sich viele Teilnehmer nicht an die Corona-hygienereg­eln mit Distanz und Mund-nasen-schutz hielten, ordnete die Polizei am Mittag die Auflösung der Kundgebung an. Die Teilnehmer wurden per Lautsprech­er aufgerufen, den Demonstrat­ionsort zu verlassen. Da sich viele der Aufforderu­ng widersetzt­en, griff die Polizei ein und drängte die Menschen von der Straße des 17. Juni in den Tiergarten ab. Einzelne Teilnehmer wurden weggetrage­n, mehr als 150 vorläufig festgenomm­en. Ihnen werden Verstöße gegen die Corona-regeln

sowie Angriffe auf Einsatzkrä­fte, Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte und versuchte Gefangenen­befreiung vorgeworfe­n.

Mit Rufen wie „Friede, Freiheit, keine Diktatur“, „Widerstand“und „Wir sind das Volk“waren die Kritiker der Corona-politik nach Aufrufen im gesamten Bundesgebi­et am Morgen in Berlin zusammenge­kommen. „Nein zum Bürgerentm­ächtigungs­gesetz“, hieß es etwa auf einem Plakat gegen die Novelle, die unter anderem Ausgangsbe­schränkung­en ab 22 Uhr vorsieht. Mit Trillerpfe­ifen und Trommeln zogen die Demonstran­ten über die Straße. Das Reichstags­gebäude sowie das Brandenbur­ger Tor waren weiträumig abgesperrt. Für einen besseren Überblick beobachtet­e die Polizei die Lage auch von einem Hubschraub­er aus.

Kritiker der Corona-politik hatten mehrere Demonstrat­ionen angemeldet. Eine „Querdenker“-demonstrat­ion blieb allerdings verboten. Das Berliner Verwaltung­sgericht bestätigte das in einem Eilverfahr­en. Ausschlagg­ebend seien die negativen Erfahrunge­n mit zahlreiche­n Versammlun­gen seit Oktober 2020, die jeweils einen vergleichb­aren Teilnehmer­kreis aus der „Querdenker“szene angesproch­en hätten. Deren behauptete Rechtstreu­e sei ein bloßes Lippenbeke­nntnis, so das Gericht.

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