Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
52 zusätzliche Reha-betten sind geplant
Erweiterungsbau für die Bad Buchauer Schlossklinik soll so bald wie möglich kommen
- Seit Ausbruch der Corona-pandemie kränkelt auch die Reha-branche. Doch abgesehen von dieser „aktuellen Delle“sei der Zustand der Bad Buchauer Reha-kliniken stabil und gesund, bestätigt deren Geschäftsführer Walter Hummler. Ja, mehr noch: Insbesondere in den Bereichen Neurologie und Psychosomatik gebe es durchaus Wachstumschancen. Deshalb möchte die Moorheilbad Buchau ggmbh so bald wie möglich die geplante Erweiterung der Schlossklinik anpacken. 52 Zimmer sollen in dem z-förmigen Neubau entstehen. „Dass wir die belegen können, da sind wir sehr optimistisch“, sagte Hummler am Dienstagabend im Buchauer Gemeinderat.
Corona-krise hin oder her, der Bedarf an Reha-angeboten im Bereich Neurologie scheint ungebrochen. So hoch sei die Nachfrage, berichtete Walter Hummler in der Ratssitzung, dass sie nicht allein in der Region befriedigt werden könne. Die Folge: Jährlich wanderten 100 bis 200 Rehapatienten ins bayrische Nachbarland ab. In Zukunft dürfte sich die Situation sogar eher noch zuspitzen, wenn das Universitätsklinikum Ulm die Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm ggmbh (RKU) komplett übernehme. „Wir könnten also mehr auffangen, wenn wir die Kapazitäten hätten“, ist der Geschäftsführer der Moor-heilbad Buchau ggmbh überzeugt. Im Bereich der Psychosomatik sei die Situation ähnlich: „Da geht uns in der Schlossklinik der Platz aus.“
Schon seit Jahren beschäftigt sich das Moorheilbad mit einer Erweiterung. 2018 hat die Gesellschaft in unmittelbarer Nachbarschaft ein 5000 Quadratmeter großes Areal von der Stadt erworben. Alte Bausubstanz – das alte Notariat, das Hofbräuhaus, der Rote Bau – mussten weichen, um Platz für Neues zu schaffen. In einer Mehrfachbeauftragung reichten sechs Architekturbüros ihre Angebote und Entwürfe ein, von denen eine Jury den Beitrag des Münchner Büros S + P Dinkel auswählte. Daraufhin hat das Moorheilbad die Architekten mit der Weiterplanung beauftragt.
Mittlerweile haben sich die Pläne konkretisiert. Vorgesehen ist ein dreistöckiges Gebäude gegenüber der Schlossklinik, dessen Umriss in etwa ein „Z“ergibt. Das Erdgeschoss teile sich auf in Funktionsräume, einen Empfangs- und Aufenthaltsbereich sowie einiger weniger „Premiumzimmer“, stellte Hummler den Stadträten die Pläne vor. Erstes und zweites Obergeschoss seien baugleich und für Therapieräume und Einzelzimmer
reserviert. „Im Reha-bereich sind Einzelzimmer Standard“, erklärte Hummler. Die Zimmer seien aber so gebaut, dass sie auch Begleitpersonen beherbergen könnten.
Innerhalb der z-förmig angeordneten Gebäudeteile sollen Glasflächen für einen „sehr hell gestalteten Bereich“sorgen, so Hummler, „und das ist gewünscht und gewollt“. Tageslicht soll auch in ein Tiefgeschoss dringen, in der unter anderem der Umkleidebereich für die Mitarbeiter untergebracht werden soll. Einen besonderen Kniff stellt ein unterirdischer Gang dar, der Erweiterungsbau und Schlossklinik miteinander verbindet. Als sehr effizient bewertete Hummler eine solche Verbindung, da so eine unterirdische Andienung möglich ist. „Der Streitpunkt dabei war: Wie schließt man diesen Gang an die historische Schlossklinik an?“, berichtete der Geschäftsführer über die verzwickte Planung. Die Lösung: Der Verbindungsgang soll nun vom Untergeschoss des Neubaus bis zum Haus 5 der Schlossklinik weitergeführt werden. „Das Haus 5 befindet sich gegenüber des jetzigen Pfarrhauses und ist bereits bis zu den ehemaligen Eiskellern unterkellert und erschlossen“, führte Hummler aus. Sowohl organisatorisch als auch wirtschaftlich und letztendlich auch denkmalschutzrechtlich stelle dies „eine Ideallösung“dar: „Das ist eine klasse Idee, das löst den gordischen Knoten.“
Mit dem Neubau, der, wie Hummler einräumte, schon eine mächtige Kubatur habe, werden die bisher 180 Betten der Schlossklinik um weitere 52 aufgestockt. Auch 30 bis 35 Vollzeitstellen werden mit der Erweiterung entstehen, blickte Hummler voraus. Sie zu besetzen, dürfte angesichts des Mangels von Pflegekräften aber nicht ganz einfach werden.
Wann die neuen Mitarbeiter dann ihren Dienst antreten können, steht noch nicht fest. Nach Absprachen mit dem Landratsamt und dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung werden die Gesellschafter der Moor-heilbad Buchau ggmbh entscheiden, ob gebaut werde oder nicht. Letzteres hält der Geschäftsführer mit Blick auf den hohen Bedarf jedoch als wenig wahrscheinlich. Allerdings: „Die Baupreise gehen abartig durch die Decke, das ist zurzeit unglaublich“, räumte Hummler ein. „Auf der anderen Seite weiß man, dass die Entwicklung selten in die andere Richtung geht“, sprach sich Bürgermeister Peter Diesch für eine rasche Umsetzung aus. Wohl ganz im Sinne des Geschäftsführers: „Bauen wollen wir relativ sicher – und gerne auch bald.“