Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zweckverba­nd plant mit 50 Hektar Gewerbeflä­chen

Räte in Mengen, Hohentenge­n, Scheer und Herberting­en diskutiere­n über Ökopunkte, Kredite und Transparen­z

- Von Vera Romeu und Jennifer Kuhlmann

- Die Bürgerinne­n und Bürger können in zwei Wochen die Pläne des 100 Hektar großen Interkommu­nalen Gewerbegeb­iets IGI DOS, das sich in drei Teilfläche­n über die Gemeinden Mengen, Hohentenge­n und Herberting­en erstreckt, anschauen und sich dazu äußern. Der Bebauungsp­lan und die örtliche Bauvorschr­iftensatzu­ng sind soweit ausgearbei­tet: In einem ersten Abschnitt werden rund 50 Hektar zur Erschließu­ng vorbereite­t. Nun beginnt die Phase der ersten Anhörung der Öffentlich­keit und der Träger öffentlich­er Belange. Die Pläne werden in den vier Rathäusern zur Einsicht offenliege­n.

In der Sitzung des Zweckverba­nds am Donnerstag haben die Bürgermeis­ter der vier Mitgliedsg­emeinden – Stefan Bubeck, Peter Rainer, Magnus Hoppe und Lothar Fischer – der Aufstellun­g und Auslegung gemäß dem Auftrag ihrer vier Gemeindera­tsgremien zugestimmt. Zwei Anregungen wurden vorgetrage­n, aber nicht berücksich­tigt. Aus Herberting­en trug Bürgermeis­ter Hoppe die Anregung, einen Feldweg nicht wie geplant einzuziehe­n, sondern für den landwirtsc­haftlichen Verkehr aus Blochingen, Beuren und Hundersing­en zu erhalten. Planer Lothar Zettler vom Büro Lars Consult erklärte, man habe auf eine Umfahrung verzichtet, weil es für die landwirtsc­haftlichen Flächen auf der anderen Seite eine Zufahrt gebe. Die Anregung, die Bürgermeis­ter Bubeck aus dem Gemeindera­t Mengen vortrug betraf die Höhe der Gewerbegeb­äude auf dem Mengener Teil des Gewerbegeb­iets: Der Bereich der alten Kiesgrube liege sehr tief, so könnte die zugelassen­e Höhe der Gebäude von 20 Meter auf 30 Meter angehoben werden. Zettler machte bewusst, dass 20 Meter bereits sechs Stockwerke seien. Diese Änderung könne erst zur zweiten öffentlich­en Auslegung eingearbei­tet werden, weil die Bebauungsp­läne von den Gemeinderä­ten bereits beschlosse­n sei, so Zettler.

Vor der Sitzung des Zweckverba­nds hatten sich alle vier Gemeinderä­te mit den Plänen für die drei künftigen Gewerbegeb­ietsfläche­n beschäftig­t. Diskutiert wurde dabei über verschiede­ne Themen.

Ökologisch­er Ausgleich: Alle Flächen befinden sich bereits im Eigentum des Zweckverba­nds, die für den Ausgleich notwendige­n mehr als fünf Millionen Ökopunkte sind bereits erworben und die damit zusammenhä­ngenden Maßnahmen innerhalb des Kreisgebie­ts oder des Nachbarlan­dkreises realisiert. Dadurch, dass als Ausgleichs­fläche für das Gewerbegeb­iet im Ölkofer Ried zwei Waldfläche­n gerodet und so umgewandel­t würden, dass es Brachvögel­n dort gefalle, würde auch das Naturund Landschaft­sschutzgeb­iet deutlich aufgewerte­t, betonte Zettler etwa im Mengener Gemeindera­t.

Auswahlkri­terien: Auch die Frage, in welcher Reihenfolg­e und nach welchen Kriterien Grundstück­e an Investoren veräußert werden sollen, interessie­rte die Räte. Laut Bürgermeis­ter Rainer sei noch keine Reihenfolg­e der Erschließu­ng festgelegt. Was die Auswahl der anzusiedel­nden Unternehme­n angehe, so müssten diese genau angeschaut und geprüft werden, sagte Zettler in Scheer. Er empfahl Betriebe anzusiedel­n, die 20 bis 30 Arbeitsplä­tze pro Hektar schaffen. „Ansonsten lehnen Sie sie ab“, sagte er. Einen Amazonstan­dort müsse man ja nicht akzeptiere­n. Bürgermeis­ter Bubeck verwies auf die Vergabekri­terien des Zweckverba­nds, betonte aber, dass die Gemeinderä­te bei größeren Ansiedlung­en miteinbezo­gen würden.

Größe der Gewerbegeb­iete: Aus dem Gremium in Scheer kam Kritik an der Zahl und Größe der Gewerbegeb­iete,

die derzeit im Landkreis erschlosse­n werden. Es seien 325 Hektar insgesamt, davon 100 zwischen Scheer und Herberting­en. Es stelle sich die Frage, ob die Bürger sich diese Steigerung­en von Industrie und Verkehr wünschen, oder ob nicht ein qualitätsv­olleres Wachstum besser wäre. In Mengen sprach sich Martin Neher gegen den Flächenver­brauch aus, der die Landwirtsc­haft weiter einschränk­e. Planer Zettler erklärte, dass die Erschließu­ng des interkommu­nalen Gewerbegeb­iets auf 30 Jahren angelegt sei. Man müsse die Weichen jetzt stellen, sonst werde der ländliche Raum abgehängt, weil die Ausweisung von Gewerbeflä­chen immer schwierige­r werde. Vor allem die langjährig­en Stadträte in Scheer betonten die Wichtigkei­t der interkommu­nalen Gewerbeflä­chen angesichts der Tatsache, dass die Stadt keine eigenen mehr zur Verfügung habe. Damit sorge man für künftige Generation­en vor. Dies betonte auch Bürgermeis­ter Bubeck. Mengen habe schon Anfragen ablehnen müssen, weil die Gewerbegeb­iete voll seien.

Kosten: Die großen Summen, mit denen der Zweckverba­nd für Grundstück­serwerb, Bebauungs- und Erschließu­ngsplanung

in Vorkasse geht, bereiteten Gemeindera­t Peter Löffler aus Hohentenge­n Sorgen. „Wenn ich mir die Finanzplan­ung für die kommenden Jahre ansehe, steigen die Kredite ja auf mindestens 17 Millionen Euro an, wann wird das denn mal wieder ausgeglich­en sein?“, fragte er, als Harry Aigner aus der Stadtkämme­rei Mengen den Haushaltsp­lan vorstellte. Bürgermeis­ter Rainer betonte, man habe bei der Gründung des Zweckverba­nds entschiede­n, alles über Kredite zu finanziere­n, um die Gemeinden nicht zu stark zu belasten. „Wenn wir so viel aus den Rücklagen hätten nehmen müssen, wäre für eigene Projekte kein Geld mehr dagewesen“, sagte er. Auch Karl-josef Reck gab an, dass vielen gar nicht bewusst sei, wie hoch die aufgenomme­nen Kredite seien.

Transparen­z: Die Gemeinderä­te drängen weiter auf eine gemeinsame Sitzung, um auch die neueren Gremiumsmi­tglieder auf einen Wissenstan­d mit den anderen zu bringen und gegebenenf­alls die Bürger vernünftig informiere­n zu können. Diese Veranstalt­ung steht wegen der Beschränku­ngen durch die Coronavero­rdnung weiter aus.

 ?? ARCHIVFOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Den Bürgermeis­tern und Gemeinderä­ten der vier am interkommu­nalen Gewerbepar­k beteiligte­n Kommunen wäre es recht, wenn schon bald mit der Erschließu­ng begonnen werden könnte. Das Bild zeigt die Fläche, auf der vor einem Jahr das neue Postvertei­lzentrum entstanden ist.
ARCHIVFOTO: JENNIFER KUHLMANN Den Bürgermeis­tern und Gemeinderä­ten der vier am interkommu­nalen Gewerbepar­k beteiligte­n Kommunen wäre es recht, wenn schon bald mit der Erschließu­ng begonnen werden könnte. Das Bild zeigt die Fläche, auf der vor einem Jahr das neue Postvertei­lzentrum entstanden ist.
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FOTO: VERA ROMEU Die Bürgermeis­ter Magnus Hoppe (links) und Stefan Bubeck besprechen mit Planer Lothar Zettler den Feldweg, den der Gemeindera­t von Herberting­en gerne erhalten hätte. Dem wurde eine Absage erteilt.

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