Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

82 Tote nach Explosion auf Corona-station

Unglück in Krankenhau­s in Bagdad – Sauerstoff­flaschen als mögliche Ursache

- Von Johannes Sadek, Ramadan al-fatash und Kadhem al-attabi

(dpa) - Eine Explosion, dichter Rauch und bald darauf die ganze Corona-station in Flammen: Beim schweren Unglück in einem Krankenhau­s in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind 82 Menschen ums Leben gekommen und 110 weitere verletzt worden. Das teilte das Innenminis­terium der staatliche­n Agentur INA zufolge mit. Bei dem Vorfall in der Nacht zum Sonntag spielten sich chaotische Szenen ab. Zunächst war von 20 und dann rund 60 Todesopfer­n die Rede, ehe die Zahl am Sonntag weiter nach oben korrigiert wurde.

Wie genau es zum Brand im Alkhatib-krankenhau­s kam, war zunächst unklar. Als mögliche Gründe wurden ein Kurzschlus­s oder ein Problem mit den dort gelagerten Sauerstoff­flaschen genannt. Nach Medienberi­chten war eine der Flaschen explodiert, woraufhin sich Feuer in der Station ausbreitet­e. In einem Video des Vorfalls ist auf einem Flur die Explosion zu sehen, bald darauf breitet sich dichter, weißer Rauch aus.

Die Flammen hätten auf 16 Räume übergegrif­fen und auch dort, wo schwerkran­ke Corona-patienten untergebra­cht waren, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-agentur. Mehrere junge Männer hätten Patienten in Sicherheit und mit ihren Autos dann in andere Krankenhäu­ser gebracht. Aus Fenstern stieg Rauch auf. Feuerwehrl­eute löschten den Brand schließlic­h. Ganze Räume und Flure lagen danach in Schutt und

Asche, wie auf Bildern zu sehen war. Augenzeuge­n berichtete­n von verkohlten Leichen am Unglücksor­t.

Ministerpr­äsident Mustafa al-kasimi ordnete eine rasche Untersuchu­ng an und ließ den Direktor des Krankenhau­ses sowie Vertreter für dessen Sicherheit und Instandhal­tung festnehmen. Die Todesopfer seien als „Märtyrer“zu betrachten. Mit dieser Einstufung können die Angehörige­n finanziell­e Unterstütz­ung der Regierung erhalten. Zudem wurde eine dreitägige Staatstrau­er ausgerufen. Einen kriminelle­n Hintergrun­d schloss das Innenminis­terium aus.

Im Irak wurden bisher rund eine Million Infektione­n mit dem Coronaviru­s gemeldet. Die Impfungen kommen nur langsam voran. Im Land wurden insgesamt etwa 175 000 Menschen gegen das Virus geimpft, die meisten davon mit dem Astrazenec­a-impfstoff.

Die Un-sonderbeau­ftragte für den Irak, Jeanine Hennis-plasschaer­t, sprach in einer Mitteilung von einem „Schock“und dem „Schmerz“nach der Tragödie. Sie sprach den Angehörige­n ihr Beileid aus und drängte auf bessere Schutzmaßn­ahmen, damit sich so ein Vorfall nicht wiederhole. Die Infrastruk­tur im Irak ist nach Jahren des Konflikts immer noch schlecht, die Vereinten Nationen unterstütz­en dort unter anderem das Gesundheit­ssystem.

Die vom Parlament gewählte Menschenre­chtskommis­sion bezeichnet­e den Vorfall als „Verbrechen gegen Patienten“, die Schutz gesucht hätten nach ihrer Corona-infektion. „Im Ergebnis wurden sie verbrannt, statt sich zu erholen“, teilte die Kommission mit.

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FOTO: ANMAR KHALIL/DPA Trauernde tragen den Sarg eines Corona-patienten, der bei der Explosion im Al-khatib-krankenhau­s ums Leben kam.
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FOTO: DPA Bei einer Explosion und einem anschließe­nden Brand in der Corona-station eines Krankenhau­ses in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind zahlreiche Menschen getötet worden.

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