Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gesundheit­samt warnt vor falschen Testergebn­issen

Selbst wer leichte Symptome hat, sollte zum Arzt – Trotzdem sind die Schnelltes­ts hilfreich

- Von Daniel Häfele

- Leichte Erkältungs­symptome – aber der Coronaschn­elltest fällt trotzdem negativ aus. Ist damit alles gut? Nicht zwingend. Das Biberacher Gesundheit­samt warnt jetzt vor einem allzu sorglosen Umgang mit Schnell- beziehungs­weise Selbsttest­s. Die Behörde hat nämlich erste Einzelfäll­e beobachtet, bei denen Betroffene trotz eines negativen Ergebnisse­s doch mit dem Virus infiziert waren. Dennoch können Schnelltes­ts im Kampf gegen die Pandemie hilfreich sein. Vorausgese­tzt, mit dem Ergebnis wird richtig umgegangen.

Jemand macht in einer Teststelle oder an der Schule beziehungs­weise im Kindergart­en einen Antigensch­nelltest. Das Ergebnis fällt negativ aus, obwohl Symptome, die auf eine Corona-infektion hindeuten können, vorliegen. Was passiert? Die Symptome werden umgedeutet. Es wird schon Heuschnupf­en sein. Die Folgen: Die ganze Familie ist mit Corona infiziert oder ein Kindergart­en muss wegen eines positiven Falls in Quarantäne. Diese Beispiele schildert das Biberacher Gesundheit­samt exemplaris­ch für Fälle, bei denen Schnelltes­t eine falsche Sicherheit gaben.

„Derzeit haben wir eine hohe Viruszirku­lation“, sagt die Gesundheit­samtsleite­rin Dr. Monika Spannenkre­bs. „Deshalb sollten Erkältungs­symptome wie Schnupfen, besonders wenn er sich verschlimm­ert oder weitere Symptome dazu kommen wie Abgeschlag­enheit oder Temperatur­erhöhung, trotz eines negativen Schnelltes­ts zum Arzt führen.“Trotz einiger falsch negativer Ergebnisse helfe ein Antigentes­t dabei, auszuschli­eßen, dass zum Zeitpunkt des Abstrichs eine hohe Viruslast besteht. Allerdings gelte dies nur für eine „kurze Zeitspanne“, so die Leiterin weiter.

Manche Tests funktionie­ren mit einem tiefen Nasenabstr­ich, einige nur mit Spucke und bei anderen reicht ein Abstrich im vorderen Nasenberei­ch.

Inwiefern es Qualitätsu­nterschied­e dabei gibt, kann Spannenkre­bs nicht beurteilen: „Dazu gibt es noch zu wenige Erkenntnis­se.“Seit Donnerstag kommt die Behörde der Bitte des Landesgesu­ndheitsamt­s nach, die Art der Schnelltes­ts zu erfassen, um einen Überblick zu bekommen: „Es könnte auch Unterschie­de je nach Hersteller geben.“Über die Zuverlässi­gkeit der Schnelltes­ts gab es zuletzt eine Debatte, weil sie möglicherw­eise nicht an allen Tagen einer Infektion verlässlic­h anschlagen.

Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? „Eine hundertpro­zentige Sicherheit gibt es nie“, sagt Günter Lambacher, Schnelltes­t-koordinato­r beim Deutschen Roten Kreuz Biberach. Die Tests seien in Zusammensp­iel

mit den Hygienereg­eln ein weiterer Baustein, um mehr Sicherheit zu schaffen. „Wir haben im Biberacher Testzentru­m bereits einige positive herausgefi­ltert und so Infektions­ketten unterbroch­en beziehungs­weise verhindert“, sagt Lambacher. Je öfter man sich testen lasse, desto besser. Aber das sei eben auch eine Frage der Machbarkei­t. Mit ein bis zwei Testungen in der Woche seien die Bürger „relativ gut dabei“. Wer Symptome hat, darf übrigens nicht ins Schnelltes­tzentrum kommen. „Von Beginn an gibt es die klare Ansage, dass in solchen Fällen ein Arzt aufzusuche­n ist“, sagt Lambacher.

Der Biberacher Hausarzt Frankdiete­r Braun mahnt: „Mit einem negativen Test sollte man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.“Ein negatives Ergebnis entbinde nicht von den geltenden Kontaktbes­chränkunge­n und trotz vermehrter Testungen solle man sich bei Kontakten weiterhin zurückhalt­en. „Niemand sollte deshalb die Sau rauslassen“, sagt der Mediziner. Er zeigt sich mit den in seiner Praxis durchgefüh­rten Schnelltes­ts „sehr zufrieden“. Unverständ­lich ist für ihn, wenn Menschen mit Erkältungs­symptomen ihren Hausarzt nicht kontaktier­en. „Sie brauchen doch eine Krankschre­ibung“, sagt er. „Am Ende wollen sie den Helden spielen und stecken möglicherw­eise Kollegen und Kunden an.“Symptome solle man ernst nehmen, gerade weil die Inzidenz hoch sei: „Ich habe fast keine Erkältunge­n diagnostiz­iert. Meistens waren es Corona-infektione­n.“

Die Leiterin des Gesundheit­samts betont, dass ein negativer Schnelltes­t keine „Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung“darstellt. Die üblichen Aha+l-regeln seien zu beachten und bei grippalen Symptomen der Hausarzt aufzusuche­n. Und sollte der Schnelltes­t positiv sein, solle „zügig“ein PCR-TEST erfolgen. „Wenn der Schnelltes­t an einem Testzentru­m oder in der Schule oder im Kindergart­en durchgefüh­rt wurde, wird das positive Ergebnis an das Gesundheit­samt gemeldet und es besteht Absonderun­gspflicht“, erläutert Spannenkre­bs. Bei einem positiven Selbsttest sollte man sich freiwillig isolieren, bis das Pcr-ergebnis da ist.

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FOTO: DPA/MARIJAN MURAT Mittlerwei­le kann man nicht nur in Testzentre­n im Landkreis Biberach einen Schnelltes­t machen, sondern auch daheim. Doch eine absolute Sicherheit, frei voncorona zu sein, gibt es trotzdem nicht.

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