Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gesundheitsamt warnt vor falschen Testergebnissen
Selbst wer leichte Symptome hat, sollte zum Arzt – Trotzdem sind die Schnelltests hilfreich
- Leichte Erkältungssymptome – aber der Coronaschnelltest fällt trotzdem negativ aus. Ist damit alles gut? Nicht zwingend. Das Biberacher Gesundheitsamt warnt jetzt vor einem allzu sorglosen Umgang mit Schnell- beziehungsweise Selbsttests. Die Behörde hat nämlich erste Einzelfälle beobachtet, bei denen Betroffene trotz eines negativen Ergebnisses doch mit dem Virus infiziert waren. Dennoch können Schnelltests im Kampf gegen die Pandemie hilfreich sein. Vorausgesetzt, mit dem Ergebnis wird richtig umgegangen.
Jemand macht in einer Teststelle oder an der Schule beziehungsweise im Kindergarten einen Antigenschnelltest. Das Ergebnis fällt negativ aus, obwohl Symptome, die auf eine Corona-infektion hindeuten können, vorliegen. Was passiert? Die Symptome werden umgedeutet. Es wird schon Heuschnupfen sein. Die Folgen: Die ganze Familie ist mit Corona infiziert oder ein Kindergarten muss wegen eines positiven Falls in Quarantäne. Diese Beispiele schildert das Biberacher Gesundheitsamt exemplarisch für Fälle, bei denen Schnelltest eine falsche Sicherheit gaben.
„Derzeit haben wir eine hohe Viruszirkulation“, sagt die Gesundheitsamtsleiterin Dr. Monika Spannenkrebs. „Deshalb sollten Erkältungssymptome wie Schnupfen, besonders wenn er sich verschlimmert oder weitere Symptome dazu kommen wie Abgeschlagenheit oder Temperaturerhöhung, trotz eines negativen Schnelltests zum Arzt führen.“Trotz einiger falsch negativer Ergebnisse helfe ein Antigentest dabei, auszuschließen, dass zum Zeitpunkt des Abstrichs eine hohe Viruslast besteht. Allerdings gelte dies nur für eine „kurze Zeitspanne“, so die Leiterin weiter.
Manche Tests funktionieren mit einem tiefen Nasenabstrich, einige nur mit Spucke und bei anderen reicht ein Abstrich im vorderen Nasenbereich.
Inwiefern es Qualitätsunterschiede dabei gibt, kann Spannenkrebs nicht beurteilen: „Dazu gibt es noch zu wenige Erkenntnisse.“Seit Donnerstag kommt die Behörde der Bitte des Landesgesundheitsamts nach, die Art der Schnelltests zu erfassen, um einen Überblick zu bekommen: „Es könnte auch Unterschiede je nach Hersteller geben.“Über die Zuverlässigkeit der Schnelltests gab es zuletzt eine Debatte, weil sie möglicherweise nicht an allen Tagen einer Infektion verlässlich anschlagen.
Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nie“, sagt Günter Lambacher, Schnelltest-koordinator beim Deutschen Roten Kreuz Biberach. Die Tests seien in Zusammenspiel
mit den Hygieneregeln ein weiterer Baustein, um mehr Sicherheit zu schaffen. „Wir haben im Biberacher Testzentrum bereits einige positive herausgefiltert und so Infektionsketten unterbrochen beziehungsweise verhindert“, sagt Lambacher. Je öfter man sich testen lasse, desto besser. Aber das sei eben auch eine Frage der Machbarkeit. Mit ein bis zwei Testungen in der Woche seien die Bürger „relativ gut dabei“. Wer Symptome hat, darf übrigens nicht ins Schnelltestzentrum kommen. „Von Beginn an gibt es die klare Ansage, dass in solchen Fällen ein Arzt aufzusuchen ist“, sagt Lambacher.
Der Biberacher Hausarzt Frankdieter Braun mahnt: „Mit einem negativen Test sollte man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.“Ein negatives Ergebnis entbinde nicht von den geltenden Kontaktbeschränkungen und trotz vermehrter Testungen solle man sich bei Kontakten weiterhin zurückhalten. „Niemand sollte deshalb die Sau rauslassen“, sagt der Mediziner. Er zeigt sich mit den in seiner Praxis durchgeführten Schnelltests „sehr zufrieden“. Unverständlich ist für ihn, wenn Menschen mit Erkältungssymptomen ihren Hausarzt nicht kontaktieren. „Sie brauchen doch eine Krankschreibung“, sagt er. „Am Ende wollen sie den Helden spielen und stecken möglicherweise Kollegen und Kunden an.“Symptome solle man ernst nehmen, gerade weil die Inzidenz hoch sei: „Ich habe fast keine Erkältungen diagnostiziert. Meistens waren es Corona-infektionen.“
Die Leiterin des Gesundheitsamts betont, dass ein negativer Schnelltest keine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“darstellt. Die üblichen Aha+l-regeln seien zu beachten und bei grippalen Symptomen der Hausarzt aufzusuchen. Und sollte der Schnelltest positiv sein, solle „zügig“ein PCR-TEST erfolgen. „Wenn der Schnelltest an einem Testzentrum oder in der Schule oder im Kindergarten durchgeführt wurde, wird das positive Ergebnis an das Gesundheitsamt gemeldet und es besteht Absonderungspflicht“, erläutert Spannenkrebs. Bei einem positiven Selbsttest sollte man sich freiwillig isolieren, bis das Pcr-ergebnis da ist.