Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Erster mobiler Unverpackt-laden unterwegs
Ein Student ist mit seinem Unverpackt-stand in Ulm auf dem Markt – Was er verkauft
- Die Nudeln kommen aus dem Allgäu, die Getreide-produkte von der Schwäbischen Alb und natürlich gibt es auch die klassischen Alb-linsen: In seinem Unverpackt-stand auf dem Ulmer Wochenmarkt setzt Niclas Tritschler vor allem auf regionale Produkte. Unverpackt-vollgepackt heißt der mobile Laden, den man seit Anfang März jeden Mittwoch und Samstag direkt am Münster findet. Wegen Corona hatte der Ulmer Student die Möglichkeit, sich seinem kleinen Unternehmen zu widmen.
„Die Idee war es, auch den Bürgern in kleineren Orten unverpackte Waren anzubieten“, erzählt Tritschler. Dort sei es meist schwerer, einen Unverpackt-laden zu eröffnen, da es sich um ein Nischenangebot handle. „Und so bin ich mobil unterwegs und kann von Wochenmarkt zu Wochenmarkt fahren.“Seit Ende Oktober ist der 21-Jährige aus Blaubeuren inzwischen mit seinem Stand unterwegs. Derzeit steht er, abseits von Ulm, am Dienstagnachmittag auf dem Wochenmarkt in Erbach, Mittwochabend in Blaubeuren und Donnerstagabend in Blaustein.
Der Sprung von den Kleinstädten in die Großstadt sei eine wirtschaftliche Abwägung gewesen, da das Kundenaufkommen am Ulmer Wochenmarkt in der Region am höchsten sei.
Das heißt aber nicht, dass in den anderen Orten niemand bei Tritschler einkauft. „Ich war überrascht, dass es doch so viele Leute gibt, die unverpackt einkaufen wollen“, sagt der Ulmer Student. Es sei natürlich eine Umstellung für die Kunden. Dass man eigene Gefäße mitbringen muss, sorge dafür, dass man seinen Einkauf vorher genauer planen müsse. Um spontane Einkäufe trotzdem möglich zu machen, hat Tritschler sich nun Papiertüten besorgt. „Aber ich möchte nicht alles in Papiertüten verpacken.“
In seinem Stand bietet er ein großes Sortiment an Lebensmitteln an: von Reis, Backzutaten und Müsli bis hin zu Süßwaren und Trockenfrüchte. Dazu kommt eine kleine Auswahl an Hygieneprodukten wie Seifen, festes Shampoo oder unverpackte Zahnpasta. Die meisten Waren beziehe er bevorzugt von regionalen Anbietern, beispielsweise kommen seine Nudeln von Dinkel-nudel Moser aus dem Allgäu, bei den etwas ausgefalleneren Produkten greift er auf Unverpackt-großhändler zurück. Gerade in der Corona-pandemie achten die Menschen auf Hygiene und reagieren oft skeptisch auf die unverpackten Waren, so Tritschler. Damit auch in diesen Zeiten der Verkauf einwandfrei läuft, hat er ein Konzept entwickelt: Die Kunden bringen ihre eigenen Gefäße mit und stellen sie selbst auf die Wage. Diese werden dann kontaktlos befüllt. „Klar passiert auch mal ein Fehler“, räumt Tritschler ein, „aber dann habe ich die notwendige Ausrüstung, um das Gefäß zu desinfizieren.“
Corona hat aber auch den Stand erst wirklich möglich gemacht, denn Tritschler studiert die Fächer Chemie und Biologie auf Lehramt an der Universität Ulm. Dadurch, dass keine Präsenzveranstaltungen mehr stattfinden, habe er die nötige Flexibilität, sein kleines Unternehmen neben dem Studium hochzuziehen. Derzeit schreibe der 21-Jährige an seiner Bachelor-arbeit und könne sich seine Zeit frei einteilen. Eine Rückkehr zu Präsenzvorlesungen wäre aber ein Problem. „Aber dass das so bald kommt, bezweifle ich“, meint Tritschler lachend.