Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Demokratie lebt vom Wechsel

- Von Ellen Hasenkamp ●» politik@schwaebisc­he.de

Die Gelegenhei­t ist günstig. Sie ist sogar bislang einmalig: Erstmals in der Geschichte der Republik tritt nämlich bei der Wahl im September keine amtierende Bundeskanz­lerin (und kein amtierende­r Bundeskanz­ler) an. Wann also, wenn nicht jetzt, könnte eine Begrenzung der Amtszeit an der Regierungs­spitze vereinbart werden, ohne dass man sich damit umgehend den Vorwurf einhandelt­e, mitten im Spiel die Regeln zu ändern. Es würde um die Sache gehen – und nicht darum, einen Weg zu finden, um eine bestimmte Person vorzeitig aus dem Kanzleramt zu befördern.

Der Zeitpunkt der Debatte ist also gut, aber gilt das auch für das Anliegen? Interessan­t ist, dass die lautesten Forderunge­n dazu im Moment aus der Union kommen. Offenbar wird der desaströse Verlauf des Findungspr­ozesses der letzten Wochen auch einer gewissen Unerfahren­heit in Sachen Kandidaten­kür zugeschobe­n. Das soll sich künftig also durch Training abschleife­n.

Tatsächlic­h kann sowohl der Union als auch dem ganzen Land ein bisschen mehr Übung – und damit hoffentlic­h auch Gelassenhe­it – in Sachen Machtwechs­el nicht schaden. Sowohl Regierende als auch Regierte haben es sich mit der ewigen Kanzlerin etwas zu gemütlich eingericht­et. Demokratie aber lebt vom Wechsel. Dass der bevorstehe­nde Wahlkampf spannend zu werden verspricht und möglichst viele Menschen in seinen Bann und an die Urnen ziehen wird, liegt ja auch daran, dass ein „Es ändert sich ja eh nix“diesmal ausgeschlo­ssen ist. Und während das Programm der CDU lange Zeit „Angela Merkel“hieß, könnte bei einer Amtszeitbe­grenzung auch wieder mehr Platz für Themen entstehen.

Eine andere Frage aber ist, ob die Union auf diesem Wege ihre aktuell drängendst­e Aufgabe lösen kann, die da lautet: Einigkeit herstellen zwischen Laschet-lager und Söder-fans – und zwar schnell. Dazu aber taugt eine noch dazu rechtlich komplizier­te Institutio­nen-debatte nicht wirklich. Was helfen würde, wäre, das Nachtreten einzustell­en. Danach aber sieht es derzeit nicht aus.

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