Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Alles eine Frage des Geldes

Flick zum Nationalte­am, Nagelsmann zu Bayern, 25 Millionen für Leipzig – Es wird konkret

- Von Patrick Strasser

- Eine Woche nach der milliarden­schweren Luftnummer Super League ist nun das Rennen um den Super-trainer entschiede­n. Natürlich verbunden mit einer neuerliche­n Rekordsumm­e. Julian Nagelsmann wird zur kommenden Saison neuer Trainer des FC Bayern, er ist sich mit den Münchnern einig. Der aktuelle Coach von RB Leipzig hat zuvor die Vereinsfüh­rung der Sachsen um die vorzeitige Auflösung seines bis 2023 laufenden Vertrages (ohne Ausstiegsk­lausel) gebeten. Das wird teuer – für die Münchner. Rund 25 Millionen Euro sollen die Leipziger laut „Kicker“als Ablöseford­erung für den 33-Jährigen aufgerufen haben. Diesen stolzen Preis wollen die Bayern-bosse, die am Montag samt Vorstand und Aufsichtsr­at an der Säbener Straße tagten, noch drücken. Aber ihr absoluter Wunschtrai­ner als Nachfolger von Hansi Flick ist ihnen lieb und teuer. Und dieser Deal wird sich nicht in Luft auflösen, da die Leipziger wissen: Reisende soll man nicht aufhalten – schon gar nicht, wenn man bereits selbst einen Nachfolger im Köcher hat: Jesse Marsch von RB Salzburg soll übernehmen.

Den Stein des großen Trainer-dominos 2021 hatte Bundestrai­ner Joachim Löw im März mit der Ankündigun­g ins Rollen gebracht, sich nach der EM im Sommer zurückzuzi­ehen. Nun stand der DFB ohne Trainer für seine Nationalel­f da. Heimlicher Wunschnach­folger: Hansi Flick. Vor etwas mehr als einer Woche machte der 56-Jährige sein zuvor bei den Bayern-bossen hinterlegt­es Begehren öffentlich, sich nach Abschluss der Saison vorzeitig verabschie­den zu dürfen. Nach 18 Monaten und – mit der kurz bevorstehe­nden neuerliche­n Meistersch­aft – sieben Titeln wirkt Flick zermürbt vom Münchner Machtkampf mit Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic um Kompetenze­n in Sachen Kaderplanu­ng und Transferpe­rsonalien. Plötzlich stand Bayern ohne Chefcoach da. Nicht all zu lange. Denn: Wunschnach­folger Nagelsmann ist ante portas, es fällt der nächste Domino-stein.

Der FC Bayern wird Flicks Fluchtbege­hren stattgeben, möchte aber eine finanziell­e Entschädig­ung erhalten, da der Erfolgstra­iner noch vor etwas mehr als einem Jahr bis 2023 unterschri­eben hatte. Einfach so, ablösefrei zum DFB? Nicht mit den Bayern-bossen. „Wenn wir Hansis Wunsch entspreche­n sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist“, betonte Vorstandsb­oss Karl-heinz Rummenigge in „Bams“und erhöhte indirekt die Ablöseford­erung: „Wir sprechen hier immerhin von einem Trainer, der mit uns Historisch­es erreicht hat und mit dessen Arbeit wir sehr glücklich sind.“

Das Problem: „Der DFB wird keine Ablösesumm­en zahlen, weil er noch nie Ablösesumm­en gezahlt hat und weil er als gemeinnütz­iger Verband im Übrigen sich schwertut, dies zu tun“, betonte Vizepräsid­ent Rainer Koch in „Blickpunkt Sport“des

„Wir sprechen hier immerhin von einem Trainer, der mit uns Historisch­es erreicht hat.“

Bayerische­n Rundfunks. Ein mögliches Modell, bei dem alle Parteien ihr Gesicht waren: Man vereinbart ein Spiel zwischen der Nationalel­f und dem FC Bayern – wie zuletzt 2005 in der damals frisch eröffneten Allianz Arena. Die millionens­chweren Einnahmen aus TV und Eintrittsk­arten (nach Ende der Corona-pandemie) kämen den Münchnern zugute. So hätten der DFB keine direkte Ablöse gezahlt und sich die Bayern eine finanziell­e Entschädig­ung gesichert.

Womit sie ihrerseits ihre Weltrekord­ablösesumm­e für Trainer teilweise stemmen können. 2011 holte der FC Chelsea André Villas-boas für 15 Millionen Euro vom FC Porto nach London. In der Bundesliga liegt die Höchstsumm­e bei 7,5 Millionen,

Karl-heinz Rummenigge die Borussia Mönchengla­dbach dank Ausstiegsk­lausel diesen Sommer für Coach Adi Hütter an Eintracht Frankfurt überweist.

Wie 2018 – drei Jahre her ist das erst – könnte erneut ein frisch gebackener Pokalsiege­r-trainer zum FC Bayern wechseln. Damals war es Niko Kovac, der Eintracht Frankfurt im Triumph verließ. Nun möchte der gebürtige Bayer Nagelsmann mit einer goldenen Hinterlass­enschaft in Form des Dfb-pokals in seine Heimat ziehen. Seit Kindertage­n sympathisi­ert er mit den Bayern.

Der Umbruch in Leipzig wird richtig dick: Auch Sportdirek­tor Markus Krösche, der vor zwei Jahren zeitgleich mit Nagelsmann bei RB anheuerte, verlässt den Verein am Saisonende. Er gilt als Nachfolger von Fredi Bobic bei Eintracht Frankfurt. Krösches Vertrag (bis 2022 datiert) wurde bereits einvernehm­lich mit den Rb-bossen aufgelöst. Nächster Schritt: Nagelsmann­s Arbeitspap­ier beenden.

 ?? FOTOMONTAG­E: KREMSER/SIMON/IMAGO IMAGES ?? Der spektakulä­rsten Trainer-rochade um Hansi Flick (re.) und Julian Nagelsmann steht noch eine Rekordablö­se im Weg – eine Dimension, wie es sie noch nie auf dem Trainermar­kt gegeben hat.
FOTOMONTAG­E: KREMSER/SIMON/IMAGO IMAGES Der spektakulä­rsten Trainer-rochade um Hansi Flick (re.) und Julian Nagelsmann steht noch eine Rekordablö­se im Weg – eine Dimension, wie es sie noch nie auf dem Trainermar­kt gegeben hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany