Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Alles eine Frage des Geldes
Flick zum Nationalteam, Nagelsmann zu Bayern, 25 Millionen für Leipzig – Es wird konkret
- Eine Woche nach der milliardenschweren Luftnummer Super League ist nun das Rennen um den Super-trainer entschieden. Natürlich verbunden mit einer neuerlichen Rekordsumme. Julian Nagelsmann wird zur kommenden Saison neuer Trainer des FC Bayern, er ist sich mit den Münchnern einig. Der aktuelle Coach von RB Leipzig hat zuvor die Vereinsführung der Sachsen um die vorzeitige Auflösung seines bis 2023 laufenden Vertrages (ohne Ausstiegsklausel) gebeten. Das wird teuer – für die Münchner. Rund 25 Millionen Euro sollen die Leipziger laut „Kicker“als Ablöseforderung für den 33-Jährigen aufgerufen haben. Diesen stolzen Preis wollen die Bayern-bosse, die am Montag samt Vorstand und Aufsichtsrat an der Säbener Straße tagten, noch drücken. Aber ihr absoluter Wunschtrainer als Nachfolger von Hansi Flick ist ihnen lieb und teuer. Und dieser Deal wird sich nicht in Luft auflösen, da die Leipziger wissen: Reisende soll man nicht aufhalten – schon gar nicht, wenn man bereits selbst einen Nachfolger im Köcher hat: Jesse Marsch von RB Salzburg soll übernehmen.
Den Stein des großen Trainer-dominos 2021 hatte Bundestrainer Joachim Löw im März mit der Ankündigung ins Rollen gebracht, sich nach der EM im Sommer zurückzuziehen. Nun stand der DFB ohne Trainer für seine Nationalelf da. Heimlicher Wunschnachfolger: Hansi Flick. Vor etwas mehr als einer Woche machte der 56-Jährige sein zuvor bei den Bayern-bossen hinterlegtes Begehren öffentlich, sich nach Abschluss der Saison vorzeitig verabschieden zu dürfen. Nach 18 Monaten und – mit der kurz bevorstehenden neuerlichen Meisterschaft – sieben Titeln wirkt Flick zermürbt vom Münchner Machtkampf mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic um Kompetenzen in Sachen Kaderplanung und Transferpersonalien. Plötzlich stand Bayern ohne Chefcoach da. Nicht all zu lange. Denn: Wunschnachfolger Nagelsmann ist ante portas, es fällt der nächste Domino-stein.
Der FC Bayern wird Flicks Fluchtbegehren stattgeben, möchte aber eine finanzielle Entschädigung erhalten, da der Erfolgstrainer noch vor etwas mehr als einem Jahr bis 2023 unterschrieben hatte. Einfach so, ablösefrei zum DFB? Nicht mit den Bayern-bossen. „Wenn wir Hansis Wunsch entsprechen sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist“, betonte Vorstandsboss Karl-heinz Rummenigge in „Bams“und erhöhte indirekt die Ablöseforderung: „Wir sprechen hier immerhin von einem Trainer, der mit uns Historisches erreicht hat und mit dessen Arbeit wir sehr glücklich sind.“
Das Problem: „Der DFB wird keine Ablösesummen zahlen, weil er noch nie Ablösesummen gezahlt hat und weil er als gemeinnütziger Verband im Übrigen sich schwertut, dies zu tun“, betonte Vizepräsident Rainer Koch in „Blickpunkt Sport“des
„Wir sprechen hier immerhin von einem Trainer, der mit uns Historisches erreicht hat.“
Bayerischen Rundfunks. Ein mögliches Modell, bei dem alle Parteien ihr Gesicht waren: Man vereinbart ein Spiel zwischen der Nationalelf und dem FC Bayern – wie zuletzt 2005 in der damals frisch eröffneten Allianz Arena. Die millionenschweren Einnahmen aus TV und Eintrittskarten (nach Ende der Corona-pandemie) kämen den Münchnern zugute. So hätten der DFB keine direkte Ablöse gezahlt und sich die Bayern eine finanzielle Entschädigung gesichert.
Womit sie ihrerseits ihre Weltrekordablösesumme für Trainer teilweise stemmen können. 2011 holte der FC Chelsea André Villas-boas für 15 Millionen Euro vom FC Porto nach London. In der Bundesliga liegt die Höchstsumme bei 7,5 Millionen,
Karl-heinz Rummenigge die Borussia Mönchengladbach dank Ausstiegsklausel diesen Sommer für Coach Adi Hütter an Eintracht Frankfurt überweist.
Wie 2018 – drei Jahre her ist das erst – könnte erneut ein frisch gebackener Pokalsieger-trainer zum FC Bayern wechseln. Damals war es Niko Kovac, der Eintracht Frankfurt im Triumph verließ. Nun möchte der gebürtige Bayer Nagelsmann mit einer goldenen Hinterlassenschaft in Form des Dfb-pokals in seine Heimat ziehen. Seit Kindertagen sympathisiert er mit den Bayern.
Der Umbruch in Leipzig wird richtig dick: Auch Sportdirektor Markus Krösche, der vor zwei Jahren zeitgleich mit Nagelsmann bei RB anheuerte, verlässt den Verein am Saisonende. Er gilt als Nachfolger von Fredi Bobic bei Eintracht Frankfurt. Krösches Vertrag (bis 2022 datiert) wurde bereits einvernehmlich mit den Rb-bossen aufgelöst. Nächster Schritt: Nagelsmanns Arbeitspapier beenden.