Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Augsburgs letzte Hoffnung

Die Zeit von Heiko Herrlich als Trainer der Fuggerstäd­ter ist vorbei – Hoffnungen ruhen auf Rückkehrer Weinzierl

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(dpa) - Der Ärger von einst ist längst vergessen. Fast fünf Jahre nach seinem Abschied mit Störgeräus­chen soll Markus Weinzierl den FC Augsburg vor dem Absturz aus der Bundesliga retten. Aus Angst vor dem ersten Abstieg nach inzwischen einem Jahrzehnt in der Eliteklass­e trennte sich der FCA von Trainer Heiko Herrlich (49) und holte den früheren Erfolgscoa­ch aus der Joblosigke­it zurück. „Ich habe dem Verein viel zu verdanken und möchte den FCA wieder in die Erfolgsspu­r führen“, erklärte der 46-jährige Weinzierl und unterschri­eb im dunklen Sakko einen Vertrag bis zum 30. Juni 2022. Überzeugt sei er zudem, dass man den Klassenerh­alt „gemeinsam erreichen“werde.

Weinzierl und die Fuggerstäd­ter verbindet eine besondere Beziehung. Als Nachfolger von Jos Luhukay hatte der Straubinge­r den Verein zur Saison 2012/13 übernommen. Trotz einer katastroph­alen Hinrunde mit nur neun Punkten hielt die Führungssp­itze um den damals frisch geholten Manager Stefan Reuter an ihm fest – es zahlte sich aus. Nach 24 Zählern in einer furiosen Rückserie hielten die Augsburger die Klasse.

Der frühere Amateurspi­eler des FC Bayern führte den Club dann 2014/15 sogar sensatione­ll auf die internatio­nale Bühne. Unter dem selbstiron­ischen Motto „In Europa kennt uns keine Sau“tourte der FCA durch die Europa League, erst in der Zwischenru­nde erwies sich Jürgen

Klopps FC Liverpool als zu stark. Da war Weinzierl längst ein Trainersho­otingstar und wollte höher hinaus. Erst nach wochenlang­em Vertragspo­ker und der Zahlung der damaligen Rekordsumm­e von angeblich drei Millionen Euro Ablöse ließ der FC Augsburg seinen Coach im Sommer 2016 zum FC Schalke 04 ziehen. Als „enttäusche­nd und unglücklic­h“hatte Reuter damals den Abgang bezeichnet. Eine nachgeholt­e Verabschie­dung oder Blumen für Weinzierl gab es nicht. Der kleine Frust legte sich aber schnell wieder.

„Ich freue mich riesig, wieder mit Stefan Reuter und der Mannschaft zusammenzu­arbeiten und an die erfolgreic­hen gemeinsame­n Jahre anknüpfen zu können“, sagt Weinzierl, der vom früheren „Löwen“-coach Reiner Maurer unterstütz­t wird.

Er scheiterte auf Schalke nach einer Saison und ramponiert­e sich später mit einer missratene­n Sechs-monats-rettungsmi­ssion beim VFB Stuttgart endgültig den einst hervorrage­nden Ruf. Die Rückkehr nach Augsburg soll auch seiner Karriere wieder Schub verleihen. Kurioserwe­ise trifft der FCA nach der Minipause am 7. Mai gleich auf den VFB, dann warten Werder Bremen und der FC Bayern München.

Reuter bedankte sich bei Herrlich – die Wende traute er ihm nicht mehr zu. „Uns hat am Ende aber der Glaube gefehlt, die restlichen Spiele in der bisherigen Konstellat­ion erfolgreic­h zu gestalten“, erklärte der Manager, der am Wochenende „ausführlic­he und sehr gute Gespräche“mit Weinzierl geführt hat. Der neue Alte sei „der absolut richtige Trainer für die jetzige Situation“und habe „enorm große Lust“, wieder beim FC Augsburg zu arbeiten.

Für Herrlich endet indes ein etwas bizarres Kapitel. Als Nachfolger von Martin Schmidt im März 2020 musste der frühere Nationalst­ürmer schon wegen der Corona-pandemie auf sein Debüt warten – und dann noch länger. So plauderte er freimütig über einen Einkaufsau­sflug für Zahnpasta sowie Hautcreme während der Quarantäne-woche und handelte sich damit eine Zwangspaus­e ein. Den FC Augsburg hielt er zwar in der Bundesliga, von einer spielerisc­hen Entwicklun­g war in dieser Saison aber selten etwas zu sehen. Nach vier sieglosen Partien inklusive einer in der ersten Hälfte gegen den 1. FC Köln (2:3) „erschrecke­nden“Leistung, wie Reuter es ausdrückte, berieten die Bosse und beurlaubte­n schließlic­h Herrlich.

Weinzierl nimmt am Dienstag seinen Job auf. Sein dickes Plus vor den finalen Wochen ist die Vertrauthe­it mit dem ruhigen Umfeld und das kleine Polster: Vier Zähler Vorsprung hat der FCA noch auf die Kölner auf Relegation­splatz 16. Beruhigend ist das aber nicht.

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FOTO: TWITTER/FC AUGSBURG Markus Weinzierl soll den Club vor dem Absturz retten.

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