Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Plötzlich Nationalsp­ieler

Daniel Pfaffengut von den Schwenning­er Wild Wings darf auf Wm-nominierun­g hoffen

- Von Thorsten Kern

- Mit den Schwenning­er Wild Wings hat Daniel Pfaffengut die Play-offs in der Deutschen Eishockey-liga (DEL) auf dramatisch­e Weise verpasst. Doch viel Zeit, den fehlenden 0,01 Punkten nachzutrau­ern, hatte Pfaffengut nicht. Der gebürtige Kaufbeurer wurde erstmals zur A-nationalma­nnschaft berufen und darf sich inzwischen berechtigt­e Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Eishockey-wm in Lettland machen.

Am Montag saß Daniel Pfaffengut alleine in seinem Hotelzimme­r in Nürnberg. Nur zum Mittag- und Abendessen durfte der Eishockeyp­rofi sein Zimmer verlassen. „Natürlich ist das nicht das Angenehmst­e“, sagt Pfaffengut über die strengen Regeln in Zeiten der Corona-krise. „Vielleicht lege ich mich später als Highlight in die Badewanne.“Dass Pfaffengut am Montag noch im Hotelzimme­r war, hatte auch einen schönen Grund. Der Stürmer der Schwenning­er Wild Wings ist von Bundestrai­ner Toni Söderholm für die zweite Phase der Wm-vorbereitu­ng nominiert worden. Pfaffengut wird auch bei den Testspiele­n in Nürnberg gegen Tschechien am Donnerstag (18 Uhr/sport1 und Magentaspo­rt) und am Samstag (13.30 Uhr/frei empfangbar bei Magenta Sport) im Kader des Deutschen Eishockey-bundes (DEB) stehen. „Das ist ein super Gefühl, ich fühle mich total geehrt“, sagt der 24-Jährige.

Dass ihn Söderholm zum ersten Trainingsl­ager einladen wollte, hatte Pfaffengut schon zwei Wochen vor dem Saisonende in der DEL erfahren. „Er rief an und sagte mir, dass ich dabei wäre, wenn wir nicht in die Playoffs kommen würden.“Die Wild Wings waren eigentlich auf einem guten Weg Richtung Viertelfin­ale – am Ende fehlten bei der Quotienten­regelung der DEL mickrige 0,01 Punkte. „Das war bitter, weil wir Punkte hergeschen­kt und liegen gelassen haben“, sagt Pfaffengut. Der gebürtige Kaufbeurer hatte aber nicht lange Zeit, über das bittere Saisonende mit den Wild Wings nachzudenk­en. „Es ging Schlag auf Schlag.“Plötzlich war er Nationalsp­ieler, trainierte in Nürnberg mit dem Adler auf der Brust und gab in der Slowakei sein Debüt für die A-nationalma­nnschaft.

Weil parallel die Del-play-offs laufen und auch die Profis aus der nordamerik­anischen Profiliga NHL nicht zur Verfügung stehen, nominierte Söderholm viele junge Spieler – neben Pfaffengut in Boaz Bassen und Johannes Huß noch zwei weitere

„Wir haben Spieler gesehen, die Zukunft in der Nationalma­nnschaft haben.“

Wild Wings. Mit diesem Team – das so wohl nie wieder zusammensp­ielen wird – gab es zwei knappe Niederlage­n in der Slowakei. Der erste Vergleich endete 3:4 nach Penaltysch­ießen, der zweite 1:2. „Vom Ergebnis her ist es natürlich irgendwo enttäusche­nd, wenn die Jungs so viel Leidenscha­ft und Energie mitbringen. Dann wünscht man sich, dass man sich mit Siegen belohnen kann“, meinte der Bundestrai­ner. „Es war eine coole Woche, wir haben viele neue Gesichter gesehen, und es tut weh, dass man jetzt einige heimschick­en muss.“

Denn ab Dienstag stoßen Spieler des EHC Red Bull München und der Straubing Tigers dazu, die im Delviertel­finale

Eishockey-bundestrai­ner Toni Söderholm

ausgeschie­den sind. Bassen und Huß sind dann nicht mehr dabei – Pfaffengut dagegen schon. „Ich bin einfach stolz“, sagt der 24-Jährige, der 2019 Del2-meister mit den Ravensburg Towerstars wurde. 25 Tore schoss Pfaffengut in seinen beiden Jahren in Ravensburg, dazu gab er 38 Vorlagen. In Schwenning­en dagegen gab es im ersten DEL-JAHR keinen Treffer. „Ich hatte Dreck am Stecken“, gibt Pfaffengut zu. In der aktuellen Saison schoss er fünf Tore: „Das hat gut getan.“Wertvoll für die Wild Wings und nun für den DEB ist der Rechtsschü­tze vor allem wegen etwas anderem.

Auf eine persönlich­e Statistik der Del-saison 2020/21 ist Pfaffengut stolz. „Wenn ich in Unterzahl auf dem Eis war, haben wir in der gesamten Saison nur zwei Gegentore kassiert.“Und Pfaffengut stand viele Minuten in den sogenannte­n Special Teams auf dem Eis. Auch in der Nationalma­nnschaft

hat er einen klar defensiv-orientiert­en Auftrag. „Der Bundestrai­ner will mich vor allem in Unterzahl spielen lassen“, meint Pfaffengut. Die Rolle als 13. Stürmer nimmt der Kaufbeurer für weitere Einsätze im Nationaltr­ikot gerne an.

Vielleicht auch bei der Weltmeiste­rschaft vom 21. Mai bis 6. Juni in der lettischen Hauptstadt Riga. „Klar hab ich Hoffnung“, sagt Pfaffengut über eine mögliche Wm-nominierun­g. „Ich wäre bereit, und vielleicht braucht Söderholm einen starken Penalty-killing-stürmer.“In den Trainingse­inheiten ab Dienstag und in den Spielen gegen Tschechien will sich Pfaffengut weiter empfehlen. „Wir haben Spieler gesehen, die Zukunft in der Nationalma­nnschaft haben“, sagte Söderholm nach den Partien in der Slowakei. Diese Worte könnten Pfaffengut gelten. Und solche Worte machen einsame Tage im Hotelzimme­r etwas angenehmer.

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FOTO: ZINK/IMAGO IMAGES „Fühle mich geehrt“: Daniel Pfaffengut von den Schwenning­er Wild Wings hat seine ersten Länderspie­le für die A-nationalma­nnschaft absolviert.

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