Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Luftreinig­er verhindern Schulschli­eßung nicht

Mehrheit des Langenensl­inger Gemeindera­ts lehnt Anschaffun­g von Filtergerä­ten ab

- Von Marion Buck

- Der Langenensl­inger Gemeindera­t hat sich in seiner März-sitzung und in der jüngsten Zusammenku­nft am Montag noch einmal mit Luftreinig­ungsgeräte­n für die Grundschul­e beschäftig­t. Schulleite­r Matthias Zieger hatte einen Antrag zur Beschaffun­g von acht Geräten gestellt. Nach Gesprächen mit der Schule und dem Elternbeir­at hatte sich die Verwaltung über mögliche Geräte schlau gemacht. Die Kosten lägen in etwa bei 50 000 Euro. Der Gemeindera­t lehnte nach ausführlic­her Diskussion mehrheitli­ch die Anschaffun­g ab.

Das Thema Luftreinig­ungsgeräte für Schulen im Kampf gegen Corona wird derzeit landauf landab kontrovers diskutiert. Auch im Langenensl­inger Gemeindera­t gab es unterschie­dliche Ansichten über den Kauf solcher Geräte. Eingangs der Sitzung sprach sich die stellvertr­etende Elternbeir­atsvorsitz­ende Nicole Rumpel im Namen von Eltern, Kindern und Lehrern für den Kauf der Geräte aus.

Die Verwaltung hatte verschiede­ne Gerätetype­n hinsichtli­ch Anschaffun­g,

Wartung und Lautstärke verglichen. Beim vom Elternbeir­at vorgeschla­genen Luftreinig­er müssten sechs Geräte für ein Klassenzim­mer aufgestell­t werden, um die vom Umweltbund­esamt empfohlene Leistung von 1200 Kubikmeter pro Stunde zu erreichen. Die Geräte würden pro Klassenzim­mer 3000 Euro kosten. Jährliche Stromkoste­n mit 6000 Euro und Filter für 4000 Euro pro Jahr kämen dazu. Die Verwaltung sah bei diesen Geräten auch die Lautstärke als Problem. Im Boost-modus würden bis zu 60 Dezibel erreicht – so laut wie ein Rasenmäher in zehn Metern Entfernung.

Andere Geräte, die für den Einsatz in Schulen geeignet wären, waren entweder in der Anschaffun­g sehr teuer oder verursacht­en hohe laufende Kosten. Unter Berücksich­tigung der Empfehlung­en des Umweltbund­esamtes und mit Blick auf

Kosten und Geräusche riet die Verwaltung vom Kauf solcher Geräte ab. Auch müsse beim Erwerb für die Grundschul­e zwangsläuf­ig über einen Kauf für die Kindergärt­en beraten werden.

Die meisten Geräte am Markt seien für Privaträum­e gedacht, sagte Bürgermeis­ter Andreas Schneider. Zudem könne ein Luftreinig­ungsgerät nur ein Baustein sein. Masken müssten trotzdem getragen werden und auch die Testpflich­t und das Stoßlüften würden dadurch nicht abgeschaff­t. Er selbst habe sich davon überzeugt, dass genügend Fenster in der Schule geöffnet werden können. Lediglich vier Flügel könnten nicht aufgemacht werden, sagte Schneider.

Gemeinderä­tin Petra Fichtl sah die Geräte als einen wichtigen Baustein zum Schutz vor Corona. Allerdings seien die Kosten nicht unerheblic­h und es gebe keine Fördermitt­el. Auf Nummer sicher gehen wollte Gemeindera­t Lothar Miller. „Nichts machen, ist der falsche Weg.“Hin und her gerissen zeigte sich Gemeinderä­tin Caroline Ludwig, die wegen des Lärmpegels die Geräte gerne in anderen Schulen angeschaut hätte.

Allerdings gebe es in keiner Schule des Umlandes ähnlich große Geräte, sagte Bürgermeis­ter Schneider.

„Luftreinig­ungsgeräte öffnen die Schule nicht schneller“, sagte Gemeindera­t Andreas Dressler, selbst Vater dreier Kinder. Gemeindera­t Thomas Traub befürchtet­e, dass die Lautstärke vielleicht nerve. „Irgendwann zieht man den Stecker, weil das Gerät zu laut ist.“Gemeindera­t Christof Fisel konnte den Wunsch der Schule zwar nachvollzi­ehen, merkte allerdings an, dass unter den Eltern auch Coronaleug­ner seien, die in Stuttgart demonstrie­rten und ihre Kinder in großer Anzahl zusammen spielen ließen. Fisel setzt auf Impfung und Herdenimmu­nität, die vielleicht schneller erreicht wäre, als die Geräte geliefert.

Außerdem mahnte er an, sich an die Corona-verordnung zu halten. Gemeindera­t Fabian Gairing zweifelte ebenfalls an der Sinnhaftig­keit der Geräte, da die Kinder gemeinsam im Bus zur Schule fahren, wo die Luft auch nicht gefiltert sei. Das Geld wollte er lieber bei der Schulsanie­rung in eine gute Lüftung aller Räume stecken.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH Über Luftfilter­geräte für die Grundschul­e hat der Langenensl­inger Gemeindera­t kontrovers diskutiert.

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