Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Offen für Wohnformen abseits des Einfamilie­nhauses

Im künftigen Uttenweile­r Baugebiet Bucheschle III sollen auch Doppelhäus­er, Geschosswo­hnungsbau und Tiny Houses möglich sein

- Von Annette Schwarz

- Ist das klassische Neubaugebi­et mit Einfamilie­nhäusern ein Auslaufmod­ell? Der problemati­sche Flächenver­brauch im Land zwingt die Kommunen zunehmend zum Umdenken. Auch im Uttenweile­r Gemeindera­t wurde das Thema am Montagaben­d rege diskutiert. So sind im künftigen Uttenweile­r Baugebiet Bucheschle III nicht nur Bauplätze für Mehrfamili­en- und Doppelhäus­er vorgesehen, möglicherw­eise könnten hier auch Mini-häuser, sogenannte Tiny Houses, entstehen.

Noch befinden sich die Gemeinde Uttenweile­r und das Riedlinger Ingenieurb­üro Funk aber mitten in der Planung. Im Oktober 2019 hatte der Gemeindera­t die Aufstellun­g des Bebauungsp­lans für das Baugebiet Bucheschle III beschlosse­n. Die aktuelle Sitzung diene nun als Vorberatun­g, um Ideen zu sammeln, die dann in den Entwurfspl­an einfließen sollen, schickte Bürgermeis­ter Werner Binder am Montagaben­d im Gemeindera­t voraus. Tritt das Gremium dann im Mai wieder zusammen, soll über den Entwurf abgestimmt werden. Dann steht die nächste Phase des aufwendige­n Bebauungsp­lanverfahr­ens an: Der Entwurf wird öffentlich ausgelegt, Behörden und Träger öffentlich­er Belange, aber auch die Bürger können sich dann durch Stellungna­hmen am Verfahren beteiligen. Erst nach Prüfung und Abwägung der vorgebrach­ten Stellungna­hmen kann der Gemeindera­t die Satzung beschließe­n und nach Veröffentl­ichung wird der Bebauungsp­lan schließlic­h rechtskräf­tig. Planer Funk rechnet damit, dass dies Ende des Jahres der Fall sein könnte.

Nach aktuellem Stand der Planung sind auf dem 2,6 Hektar großen Areal 24, in der Regel etwa 600 bis 700 Quadratmet­er große Bauplätze für Einzel- und Doppelhäus­er vorgesehen. Hinzu kommen zwei Bauplätze für Geschosswo­hnungsbau mit 1000 bis 1200 Quadratmet­ern.

Für manchen Gemeindera­t schien diese Wohnform im Neubaugebi­et wohl noch etwas ungewohnt. So merkte Karola Witkowski an, dass an dieser Stelle der Landschaft­sausblick durch das Mehrfamili­enhaus teilweise verbaut werde. Auch Harald Blässle reagierte zunächst mit Befremden. Flächenver­brauch sei freilich ein Thema, nahm der Gemeindera­t den von Bürgermeis­ter Binder eingebrach­ten Einwand auf. „Aber uns geht es doch darum, dass wir junge Familien hierher bekommen. Aber auf 1200 Quadratmet­er neun Wohnungen, das ist nicht der Wohnungsba­u, der für Familien gemacht ist.“Er begrüße solche Wohnformen eher in der Ortsmitte, so Blässle. Dagegen könne er es sich vorstellen, bei den Grundstück­zuschnitte­n für Einfamilie­nhäuser von der „Einheitsgr­öße“abzuweiche­n. So könne auch ein Angebot für Bauherren geschaffen werden, die ein größeres Grundstück wünschen.

„Flächenver­brauch ist ein großes Thema“, hielt Bürgermeis­ter Binder dagegen. Die Gemeinde müsse deshalb auch mehrgescho­ssige Bauweise anbieten und generell in Baugebiete­n „mehrgleisi­g fahren“. Es gehe darum, „enger zusammenzu­rücken“.

Ohnehin sei es schwerer geworden, Grundstück­e zu erwerben. Und zu Rätin Witkowski meinte er: „Es gibt kein Recht auf eine freie Aussicht.“

Auch Elias Ihle hält die Standardba­ugebiete mit ausschließ­lich Einfamilie­nhäusern für nicht mehr zeitgemäß. „Man braucht nur Augen und Ohren offen zu halten, dann weiß man: Wir werden wegkommen von den klassische­n Einfamilie­nhäusern“, so der Bürgermeis­terstellve­rtreter. Stattdesse­n sprach er sich für eine „Durchmisch­ung“aus: Ältere Menschen könnten auch in den barrierefr­eien Neubauten ein Zuhause finden, während leerstehen­de Häuser im Ortskern für sanierungs­willige Familien interessan­t sein könnten.

Für das neue Baugebiet regte er an, schon vorab einige Bauplätze für Doppelhäus­er auszuweise­n. Zumindest könne man damit starten und, falls Doppelhäus­er weniger nachgefrag­t werden, das Angebot öffnen. „Wir sind Herr des Verfahrens als Kommune, aber wir müssen auch haushalten mit Plätzen, wir müssen zukunftsge­richtet sein“, so Ihle.

Gemeinderä­tin Margit Stolz hatte sich schon zuvor erkundigt, ob auch eine Möglichkei­t bestehe, sogenannte Tiny Houses zu errichten. Diese Mini-häuser liegen im Trend, da sie mit dem bewussten Verzicht von Überflüssi­gem einhergehe­n und als besonders ökologisch­e Wohnform gelten. Momentan gebe es in Uttenweile­r aber keine Nachfrage, so Binder. Grundsätzl­ich könne man aber auf jedem Grundstück ein Tiny House errichten. Theoretisc­h könnten sich auch zwei Bauherren, die ein Minihaus errichten wollen, einen Bauplatz teilen, antwortete Ingenieur Funk auf die Nachfrage von Georg Schrodi.

Bürgermeis­ter Werner Binder sagte den Räten zu, all diese Gedanken – Gemeindera­t Blässle brachte etwa auch Kettenhäus­er ins Spiel – nun für die folgenden Planungen mitzunehme­n.

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Tiny Houses liegen im Trend. Der Uttenweile­r Gemeindera­t zeigt sich gegenüber dieser platzspare­nden Wohnform durchaus offen.

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