Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schock im Ulmer Impfzentrum: Ministerium kappt Lieferungen
Die Mitarbeiter vor Ort sind frustriert – Impftermine müssen abgesagt werden – Das sagt das Ministerium
(rau) - „Große Enttäuschung“, „frustrierend“. Die Stimmung im Ulmer Impfzentrum ist im Keller. Grund: Das Sozialministerium habe angekündigt, dass nur noch die Hälfte des Impfstoffs geliefert werde. Und das ab sofort.
Am Montagabend teilte Professor Bernd Kühlmuß mit, der ärztliche Leiter des Impfzentrums in der Ulmer Messe, dass „ab sofort“nur noch die Hälfte des Impfstoffs vorhanden sei. Mit ab der nächsten Woche „gravierenden Auswirkungen“.
Im Laufe der kommenden Woche werde dem Impfzentrum der Impfstoff „ausgehen“– zumindest könne der Betrieb dann nicht mehr in dem Maße aufrecht erhalten werden wie zuletzt. Folge: Impftermine müssten abgesagt werden. Darüber hinaus werden – entgegen der Planungen – in einer der beiden Impf-hallen ab 18 Uhr gar keine Impftermine mehr eingestellt.
In der vergangenen Woche seien die Impfzentren vom Sozialministerium über die bis Ende Juni geplanten Liefermengen informiert worden. Nachdem bisher „zugesagt“worden sei, dass ab Mai so viel Impfstoff geliefert würde, dass die Impfzentren mit voller Kraft arbeiten könnten, sollen dem Ulmer Impfzentrum nun „ab sofort“pro Woche aber nur noch etwa 12 000 Dosen geliefert werden. Das entspreche in etwa der Hälfte „der benötigten, geplanten und weitgehend gebuchten Menge“.
In der laufenden Woche sei das Impfzentrum Ulm noch gut ausgelastet, es würden täglich mehr als 3500 Menschen geimpft. Insgesamt wurden durch das Impfzentrum bisher mehr als 215 000 Impfdosen verabreicht. Der Betrieb laufe weiterhin „sehr geordnet“und weitgehend störungsfrei, die Mitarbeiter erhielten „viel Lob“für ihre Arbeit.
Wie geht es jetzt weiter? Bis Ende Mai seien schon viele Erstimpftermine vereinbart. Außerdem sind in den nächsten Wochen auch teils bis zu 1500 Zweitimpfungen täglich vorgesehen. Angesichts der angekündigten Drosselung der Impfstoff-lieferung muss das Impfzentrum nun haushalten. Diese neue Situation sei
„sehr frustrierend für das ganze Team“.
Trotzdem schimmert Hoffnung durch in der Nachricht von Montagabend: Denn es sei bis Ende Mai weitere It-ausstattung zugesagt, „so dass wir doch noch auf eine zukünftige Auslastung hoffen“, sagt Bernd Kühlmuß und ergänzt: „Wenngleich der Betrieb der Impfzentren derzeit nur bis zum 30. Juni vertraglich geregelt ist“.
Zu möglichen Gründen der Drosselung seitens des Sozialministeriums äußert sich Kühlmuß auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“nicht. Er teilt mit, dass er nicht für das Ministerium sprechen könne. Gänzlich allein ist das Ulmer Impfzentrum aber nicht. „Es geht wohl allen Impfzentren ähnlich.“
Auch die SZ hakte am Montagabend in Stuttgart nach, erfährt schließlich von einer Sprecherin: Grund seien Lieferprobleme eines Herstellers. Von welchem, konnte sie nicht sagen. Dem Ulmer Impfzentrum bescheinigte sie vorbildliche Arbeit: „Zügig, schnell, die haben viel hinbekommen.“Womöglich, so die Sprecherin, sei in Ulm aber „etwas optimistisch“geplant worden. Dabei versehe das Ministerium seine Meldungen über eintreffende Lieferungen immer mit dem Zusatz: „Sofern die Hersteller ihre Zusagen einhalten.“Da hake es aktuell.
Nichts zu tun habe das Zurückfahren der Lieferungen mit impfenden Hausärzten und Impfungen in Betrieben, so die Sprecherin.
Viel Unterstützung erfahre das Impfzentrum in dieser „schwierigen Lage“auf kommunalpolitischer Ebene. Namentlich nennt Kühlmuß den Ulmer OB Gunter Czisch und den Landrat des Alb-donau-kreises Heiner Scheffold, die sich sehr für das Impfzentrum einsetzten.
Zum weiteren Vorgehen will das Impfzentrum über seine Homepage informieren (www.ulm-impfzentrum.de). Sofern nichts anderes verlautbart wird, finden zunächst die Impftermine wie gebucht statt.