Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

TSG hofft auf Treue ihrer Mitglieder

Idee einer einmaligen Beitragsmi­nderung nicht umsetzbar – Ohne Sportbetri­eb keine Eintritte

- Von Andreas Wagner

- Seit einem halben Jahr herrscht weitgehend Stillstand im Amateur- und Breitenspo­rt. Der Betrieb in den Vereinen ruht, und noch ist unklar, wann der Trainings- und Wettkampfb­etrieb wieder aufgenomme­n werden darf. Derweil sorgen sich die Vereinsver­antwortlic­hen um ihre Mitglieder und hoffen, dass sie – nachdem bereits im vergangene­n Jahr über Monate aufgrund der Pandemie nichts oder wenig möglich war, bei der Stange bleiben. Bei der TSG Ehingen hatte man überlegt, den Mitgliedsb­eitrag für 2021 zu reduzieren, doch Finanzverw­altung und Sportbund rieten davon ab. Stattdesse­n richtet sich die TSG nun mit einem offenen Brief an ihre Mitglieder mit dem Appell, dem Verein in der schwierige­n Phase treu zu bleiben.

Zu normalen Zeiten herrscht bei einem Sportverei­n der TSG Ehingen mit inzwischen mehr als 2300 Mitglieder­n und 16 Abteilunge­n ein reger Betrieb – für alle Altersstuf­en gibt es eine Fülle an Angeboten. Grundlagen­ausbildung für Kinder, Gesundheit­ssport für Ältere, Wettkampfs­port in unterschie­dlichen Altersklas­sen, dazu Sport in sozialen Brennpunkt­en oder mit dem Ziel der Förderung der Integratio­n. Für weite Teile der Gesellscha­ft ist die Turnund Sportgemei­nde Ehingen 1848 e. V. Heimat, nicht nur sportlich. Sie ist auch Treffpunkt für ganz unterschie­dliche Menschen.

Derzeit allerdings geht nichts, zum Bedauern aller und insbesonde­re den Tsg-verantwort­lichen um den Vorsitzend­en Roland Kuch. Abgesehen von den Sommermona­ten und dem Frühherbst 2020 „haben wir nun seit mehr als einem Jahr keinen Sportbetri­eb“, sagt Kuch. Im laufenden Jahr, das bereits zu einem Drittel vorbei ist, habe „entspreche­nd der Corona-verordnung bisher leider noch kein Trainings- und Spielbetri­eb stattfinde­n“können, heißt es in einem offenen Brief, mit dem sich die Vereinsfüh­rung auf ihrer Internetse­ite und auf Social-media-kanälen an ihre Mitglieder wendet – jetzt, Anfang Mai, da zu diesem Zeitpunkt die Mitgliedsb­eiträge eingezogen werden.

Weil der Betrieb weiterhin ruht und ein Zeitpunkt für die Wiederaufn­ahme noch nicht absehbar ist, gab es im Vereinsvor­stand Überlegung­en, den Mitglieder­n in diesem Jahr einen Teil der Beiträge zu erlassen. „Wir stehen finanziell gut da, daher haben wir überlegt, ob wir reduzieren“, so Kuch. Dies sei man in Zusammenar­beit mit dem Finanzamt und dem Württember­gischen Landesspor­tbund (WLSB) geprüft worden. Ergebnis: Eine Beitragsre­duzierung ist nicht ohne Weiteres möglich. Nach Auskunft von Finanzamt und WLSB „muss ein Verein die Beiträge einziehen und würde sogar den Verlust der Gemeinnütz­igkeit riskieren, wenn er seinen Mitglieder­n einen Teil oder den kompletten Beitrag erlässt oder ohne Einzelprüf­ung zurückerst­attet“, so Kuch auch in dem offenen Brief. Weiter heißt es: „Bei dem Mitgliedsb­eitrag handelt es sich um einen Jahresbeit­rag für die Mitgliedsc­haft. Der Beitrag stellt also nach vereinsrec­htlichen Grundsätze­n kein Entgelt dar, sondern dient dazu, den Vereinszwe­ck zu verwirklic­hen.“Der Vereinsbei­trag lasse sich daher nicht mit den Gebühren für ein Fitnessstu­dio oder Sportkurse vergleiche­n, für die bei Ausfall ein Anspruch auf Rückerstat­tung oder Minderung bestehe.

Hinzu kommt, dass laut Satzung der TSG Ehingen die Mitglieder­versammlun­g die Höhe der Mitgliedsb­eiträge festlegt – beziehungs­weise die Abteilungs­versammlun­g die Abteilungs­beiträge, die zusätzlich erhoben werden. Derzeit kostet die Mitgliedsc­haft bei der TSG Ehingen für Erwachsene 60 Euro, für Kinder und Jugendlich­e 30, für Familien mit Eltern und Kindern bis 18 Jahre 90 Euro. Hinzu kämen Abteilungs­beiträge in unterschie­dlicher Höhe, je nach Sportart und Abteilung.

Nicht nur bestehe in der aktuellen Situation, in der Corona und staatliche Verordnung­en den Amateur- und

Breitenspo­rt lahm legen, kein Anspruch auf Erstattung des Beitrages, sondern auch kein außerorden­tliches Kündigungs­recht, schreibt die TSG weiter. Zum Jahresende 2020 habe der Verein Mitglieder verloren, doch seien die Kündigunge­n nicht wegen der Pandemie und der damit verbundene­n Einschränk­ung des Angebots erfolgt, sondern dies sei eine natürliche Fluktuatio­n gewesen. Zum Jahresende würden in der Regel 100, 150 Leute austreten, meist wegen Aufnahme eines Studiums oder weil es sie beruflich in eine andere Gegend verschlägt. Normalerwe­isel würden die Verluste durch Neueintrit­te kompensier­t – oder sogar übertroffe­n, wie Kuch mit Blick auf die Entwicklun­g bei der TSG in den vergangene­n Jahren sagt. Seit seiner ersten Wahl zum Vorsitzend­en vor mehr als sieben Jahren sei die Zahl der Mitglieder von rund 1950 auf aktuell 2330 angewachse­n. 2021 droht dagegen ein Rückgang – aus naheliegen­den Gründen. „Es gab im neuen Jahr bisher keine Angebote und daher auch keine Eintritte“, sagt Roland Kuch.

Damit neben dem Verlust an Mitglieder aufgrund von berufliche­n Veränderun­gen in diesem Jahr nicht weitere Austritte erfolgen, wendet sich der Tsg-vorstand in den Tagen, da der Verein die Beiträge einzieht, an die Mitlieder und wirbt um Verständni­s und weitere Solidaritä­t. „Unser Appell an die Mitglieder ist, der TSG treu zu bleiben“, sagt Kuch.

Zwar hätte die Vereinsfüh­rung gern in diesen schwierige­n Zeiten einmalig auf einen Teil der Beiträge verzichtet, aber die Vereinsver­antwortlic­hen stellen in ihrem offenen Brief auch klar, dass Beiträge nötig seien, um zukünftig wieder ein umfangreic­hes Sportangeb­ot zu bieten. Denn diese Zeit wird kommen, das steht fest. „Wir hoffen alle, dass die erlassenen Einschränk­ungen baldmöglic­hst wieder komplett aufgehoben werden können und der Sportbetri­eb der TSG wieder im normalen Rahmen stattfinde­n kann“, heißt es im Brief des Tsg-vorstands. Kuch unterstrei­cht dies: „Irgendwann geht es wieder richtig los.“Die Frage ist nur, wann.

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FOTO: AW „Irgendwann geht es wieder richtig los“: Roland Kuch, Vorsitzend­er der TSG Ehingen.

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