Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Suche im Schneckent­empo

Atommüll-endlager: BGE antwortet auf Bedenken von Bürgermeis­ter Marcus Schafft

- Von Kai Schlichter­mann

- Seitdem klar ist, dass die Region Riedlingen derzeit als ein mögliches Gebiet für die Endlagerun­g von Atommüll gilt, hat nun die Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g (BGE) auf eine Stellungna­hme von Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft reagiert. Das Stadtoberh­aupt hat der Bundeseinr­ichtung seine Argumente vorgelegt, die gegen ein Lager in Riedlingen sprechen. Die Antwort der BGE, die nach dem finalen Standort des Endlagers sucht, ist allerdings ausweichen­d.

Schaffts Hinweis, ein Endlager könne die Donau als internatio­nales Gewässer und den damit verbundene­n Trinkwasse­rschutz der Anrainer gefährden, sei zunächst nicht relevant. „Der Lauf der Donau an sich kann unseren Betrachtun­gen nur eine untergeord­nete Rolle spielen, da sich der Lauf des Strom über den geforderte­n Betrachtun­gszeitraum (Lagerdauer: 1 Million Jahre, Anm. d. Red.) ändern wird und sich ein veränderte­r Lauf nicht negativ auf die Geologie des tiefengeol­ogischen Endlagerst­andorts auswirken darf“, lautet die Begründung in dem Schreiben der BGE. Grundsätzl­ich sei das geologisch­e Gefüge der jüngst ausgewählt­en Gebiete, die als Endlager-standort in Frage kämen, stabil. Das ist auch die Schlussfol­gerung in dem Zwischenbe­richt Teilgebiet­e, den die BGE im vergangene­n Herbst veröffentl­ichte. Demnach gelten gegenwärti­g rund 54 Prozent des Bundesgebi­etes als grundsätzl­ich geeignet, eine endgültige Lagerstätt­e für hochradioa­ktive Abfälle zu beherberge­n. Weiter sagt die BGE, erst in einem späteren Erkundungs­schritt untertage werde an ausgewählt­en Orten geprüft, ob das unterirdis­che Gestein porös sei und junges Grundwasse­r in ein mögliches Lager durchsicke­re. Ein solcher Fall gelte als Ausschluss­kriterium für ein Atommüll-endlager.

Marcus Schaffts zweites Argument, dass die Region in einem erdbebenge­fährdeten Gebiet liege, hält die BGE für nicht stichhalti­g. Das Bundesunte­rnehmen weist daraufhin, Territorie­n, die seismisch aktiv seien, seien bereits aus dem Auswahlver­fahren ausgeschlo­ssen worden. Das sind Regionen, in denen Erdbeben mit einer Intensität von mindestens 7 gemäß der Europäisch­en Makroseism­ischen Skala auftreten könnten. Die Gemarkung Riedlingen befindet sich laut der offizielle­n Karte der Erdbebenzo­nen in Baden-württember­g sowohl in Zone 1 als auch in Zone 2. In Letzterer kann die Erdbeben-intensität bis zu 7,5 betragen.

Schaffts drittem Argument, die internatio­nalen Donau-anrainer müssten bei dem Beteiligun­gsverfahre­n zur Suche des Endlagers, eingebunde­n werden, entgegnet die BGE, die Bürgerbete­iligung obliege laut Gesetz dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Erst nach den Fachkonfer­enzen „Teilgebiet­e“in diesem Jahr könnten Vertreter von Kommunen, Bürger, Umweltgrup­pen und Vertreter von Nachbarsta­aten in Regionalko­nferenzen ihre Argumente vorbringen.

Indessen wird am 10. Juni die zweite Fachkonfer­enz „Teilgebiet­e“ab 16 Uhr beginnen und bis zum 12. Juni dauern. Die Veranstalt­ung wird teils vor Ort in Berlin, teils virtuell stattfinde­n. Organisier­t wird sie von der unabhängig­en Geschäftss­telle Fachkonfer­enzen Teilgebiet­e beim BASE. Auch dieses Mal kann jeder Bürger an dieser Zusammenku­nft teilnehmen (siehe unten).

Diskutiert wird in drei Arbeitsgru­ppen über Sicherheit­sanforderu­ngen eines Endlagers, Rückhaltem­öglichkeit­en von radioaktiv­en Abfällen, Ausschluss­kriterien und Mindestanf­orderungen von Ton-, Kristallin­gestein und Steinsalze­n. Außerdem debattiere­n die Teilnehmer über Geodaten, Forschungs­bedarf und Erfahrung der bisherigen und künftigen Veranstalt­ungsformat­e. Darüber hinaus wird ein Resümee einer Online-veranstalt­ung gezogen, in der speziell junge Menschen über die Endlagerun­g des Atommülls ab 10. Mai diskutiere­n (siehe Infokasten). Immerhin ist die Lagerung von Atommüll eine generation­sübergreif­ende Aufgabe.

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FOTO: JENS WOLF/DPA Gelbe Fässer mit Atommüll in rund 500 Metern Tiefe: In Morsleben in Sachsen-anhalt lagern schwach und mittelradi­oaktive Abfälle.

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