Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Aus Alt mach Neu

Wer Kurioses für die Gartendeko­ration sucht, wird im „Bauschopf“fündig

- Von Katrin Bölstler

Sich alte Fenster oder Türen in den Garten zu stellen und diese kunstvoll grün zu dekorieren, ist ein Trend – genau so, wie im Wohnzimmer alte Weinkisten an die Wand zu hängen und sie mit Büchern zu füllen. Online und in Magazinen wie der „Landlust“sind dazu Tausende Gestaltung­sideen zu finden. Doch woher die alten Sachen nehmen?

Was viele nicht wissen: Seit ein paar Jahren verkauft Max Huchler in seinem „Bauschopf“in Schweinhau­sen genau solche Dinge. Und im Gegensatz zu dem, was im Bauhaus oder bei Obi zu finden ist, sind die Türen, Tröge und Fenster tatsächlic­h echt und nicht künstlich auf Alt getrimmt.

Eigentlich hat Max Huchler genug zu tun. Sein Ingenieurb­üro läuft gut, die Auftragsbü­cher sind voll. Vor ein paar Jahren gab er sein Amt als Gemeindera­t in Hochdorf auf, weil ihm alles zu viel wurde. Doch bei seiner Arbeit, erzählt er, sei er immer wieder auf Wohnungen gestoßen, die noch nicht ausgeräumt waren. Alte Bauernhäus­er oder einzelne Haushalte, in denen sich zu viele Dinge fanden, die zu schade zum Wegwerfen waren.

Huchler stammt aus Schweinhau­sen. Seine Eltern betrieben in seiner Kindheit noch eine kleine Landwirtsc­haft, wie so viele Menschen damals. Erst als sein Vater Bürgermeis­ter von Schweinhau­sen wurde und seine Mutter ebenfalls zum Arbeiten ging, gab die Familie die Tiere auf. Die Liebe zum Vieh und zur Landwirtsc­haft blieb dem Schwaben dennoch erhalten. Und so baute er nicht nur sein Elternhaus zum Büro um, sondern erhielt auch den einstigen Schopf und Tierstall. Dort und auf dem Gelände drumherum stapeln sich nun all die Dinge, die Max Huchler im Laufe der vergangene­n Jahre bei Haushaltsa­uflösungen gerettet hat. Und das ist eine ganze Menge.

Dutzende alte Stallfenst­er stehen da in der Sonne an einen Busch gelehnt, dazwischen, halb versteckt, ein altes Fahrrad. Gegenüber steht eine halb aufgebaute, kniehohe Mauer aus roten Ziegelstei­nen, in die sich ein solches Fenster ideal einbauen lassen würde. Ein paar Schritte weiter stehen mehrere Zinkwannen in verschiede­nen Größen und alte Futtertrög­e. Direkt daneben: ein alter Kessel, in dem früher Würste gemacht wurden.

Im Inneren des „Bauschopfs“befindet sich ebenerdig im rückwärtig­en Teil eine kleine Werkstatt. „Je nachdem, wie viel Zeit und Lust ich habe, richte ich die gefundenen Gegenständ­e her und bereite sie für den Verkauf vor“, erklärt Huchler. Bei den erstandene­n Sachen handele es sich nicht um Antiquität­en, betont er. Es seien keine Gegenständ­e im Wert von mehreren tausend Euros, sondern Dinge, die aus seiner Sicht einfach zu schade zum Wegwerfen seien. „Gerade jetzt dekorieren viele Menschen ihre Gärten gerne mit kleinen Nischen, stellen alte verwittert­e Holztüren in eine Ecke und lassen Ranken drüber wachsen. Oder sie bepflanzen alte Fenster oder Tische. All diese Dinge gibt es in diesen alten Häusern und ich bin sehr dafür, sie wiederzuve­rwenden.“

Über eine Treppe gelangt man im Inneren des Gebäudes in das Obergescho­ss. Vom Vordereing­ang des Hauses gelangt man direkt hierhin. Je länger der Blick in diesem Raum verweilt, umso mehr gibt es zu entdecken. Es ist eine Reise zurück in der Zeit. Mistgabeln hängen an den Wänden neben alten Pferdegesc­hirren, wie sie einst üblich waren in der Landwirtsc­haft. Stühle aus verschiede­nen Jahrzehnte­n sind aufeinande­r gestapelt. Auf einem Schreibtis­ch steht eine betagte Singer-nähmaschin­e neben einer Wärmflasch­e aus Metall. In der Mitte des Raums thronen eine alte Kinderwieg­e aus Holz, mächtig und stabil trotzt sie dem Zahn der Zeit, genauso wie ein antiquiert­er Kinderwage­n und die alten Ski aus Holz, auf denen schon lange niemand mehr gelaufen ist. Ein Stückchen weiter stapeln sich alte Apothekerf­laschen, noch etikettier­t und erfüllt mit dem Duft der Kräuter, die sie einst beherbergt­en.

Vor der Corona-pandemie gab es für den „Bauschopf“feste Öffnungsze­iten. Im Moment öffnet Huchler das Geschäft nur nach telefonisc­her Anmeldung. „Eigentlich lebt das Geschäft von der Laufkundsc­haft, davon, dass die Leute einmal durchlaufe­n und schauen, was für sie passt. Aber das hat im vergangene­n Jahr natürlich stark nachgelass­en“, erklärt er.

Verkauft habe er daher im vergangene­n Jahr wenig, gekauft dafür viel. Daher stapeln sich die Waren im Moment auch nicht nur in dem ehemaligen Stall, sondern überall auf dem großen Grundstück. Denn mittlerwei­le hat Max Huchler auch das Nachbarhau­s erworben, in dem einst Tante und Oma lebten, und es für sich umgebaut, dazu auch noch einen großen Garten angelegt und für seine kleine Schweinezu­cht einen Stall gebaut. Alles greift ineinander. Die Liebe zur Landwirtsc­haft, zur Geschichte Oberschwab­ens und zur Heimat Schweinhau­sen.

Termine können über die Webseite www.bauschopf.de oder telefonisc­h unter 07355/91175 vereinbart werden. Und beim Gartenbauv­erein Schweinhau­sen gibt Mandy Hopp Tipps, wie man mit diesen Gegenständ­en den Garten gestalten kann.

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FOTOS: KATRIN BÖLSTLER Kinderwäge­n, alte Türen und Fahrräder: Im „Bauschopf“gibt es viel zu entdecken.
 ??  ?? Max Huchler betreibt den „Bauschopf“neben seiner eigentlich­en Tätigkeit als Ingenieur.
Max Huchler betreibt den „Bauschopf“neben seiner eigentlich­en Tätigkeit als Ingenieur.
 ??  ?? Blick in das Obergescho­ss im „Bauschopf“.
Blick in das Obergescho­ss im „Bauschopf“.
 ??  ?? Die alten Apothekerf­laschen tragen noch ihr Etikett.
Die alten Apothekerf­laschen tragen noch ihr Etikett.
 ??  ?? Eine alte Waage.
Eine alte Waage.

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