Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Investor plant Testzentrum für autonomes Fahren
Kasernengelände: Der Eigentümer aus Dubai arbeitet dafür mit Schaeffler Paravan zusammen
- Das erste externe Unternehmen, das sich nach dem Eigentümerwechsel auf dem Gelände der ehemaligen Oberschwabenkaserne in Hohentengen einmieten wird, ist die Schaeffler Paravan Technologie Gmbh & Co. KG aus Pfronstetten. Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Bin Haider Hohentengen Sàrl aus Luxemburg soll ein Forschungs- und Technologiezentrum für autonomes Fahren geschaffen werden.
August Stützle aus Hohentengen, der gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Stefan Fink von der Münchener Kanzlei Beiten Burkhard die Interessen des Eigentümers vertritt, bestätigte dies gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. Das luxemburgische Immobilienunternehmen gehört zur Mohammad Bin Haider Holding Group mit Sitz in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Gründer, nach dem das Familienunternehmen benannt ist, ist auf Fotos im Internet tatsächlich so gekleidet, wie man sich hierzulande einen Scheich vorstellt.
Somit haben die Gerüchte, die bereits vor drei Jahren in der Göge die Runde machten, ihren wahren Kern. Schon Ende 2018 hatte der damalige Eigentümer des Geländes, Ehoch4geschäftsführer Jürgen Gaugel, der Gemeinde Hohentengen den Kaufvertrag vorgelegt. Doch erst im September vergangenen Jahres war der neue Eigentümer auch tatsächlich im Grundbuch eingetragen worden. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde der Investor bislang jedoch nicht, als Begründung hieß es stets, man wolle konkrete Pläne für das Gelände gleich mit präsentieren.
Für Anfragen des Landkreises Sigmaringen hatten die Vertreter des Eigentümerunternehmens jedenfalls ein offenes Ohr. Sowohl für die Einrichtung eines Corona-testzentrums im vergangenen März sowie das derzeit in der Kasernen-sporthalle eingerichtete Kreisimpfzentrum waren sich die Beteiligten schnell einig geworden. „Auch eine Verlängerung für das Impfzentrum ist möglich“, signalisiert August Stützle.
Er betont, dass es sich bei aller bisherigen Verschwiegenheit gegenüber Presseanfragen, um einen seriösen Eigentümer und Investor handle. Die Bin Haider Holding besitze diverse Hotels und Immobilien und habe zuletzt das leerstehende Sheraton-hotel am Münchener Flughafens gekauft, das jetzt als Grand Excelsior Hotel geführt wird.
Nachdem der Cdu-bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Thomas Bareiß das Unternehmen Schaeffler Paravan besucht hatte, hatte Geschäftsführer Roland Arnold in einer Pressemitteilung auf die Pläne am Standort in Hohentengen aufmerksam gemacht. Sein Unternehmen beschäftige sich schon seit 20 Jahren mit multiredundanten elektronischen Fahr- und Lenksystemen. „Aus der Behindertenmobilität heraus hat Schaeffler Paravan ein Fahr und Lenksystem entwickelt, das heute als Schlüsseltechnologie für das autonome Fahren in Level 5 gilt: Space Drive“, heißt es dort.
Neben einer Erweiterung in Pfronstetten, wo am Ortsrand bis zum Sommer ein neues Entwicklungszentrum mit erweiterten Testund Prüfmöglichkeiten vor Ort entstehen soll, gibt es auch Pläne für das ehemalige Kasernengelände. Bereits heute teste die Schaeffler Paravan Technologie regelmäßig ihre Technologieträger auf dem Flugfeld des Regio Airports Mengen, bevor es in den realen Testeinsatz gehe, sei es auf der Straße oder auf einer Dtmrennstrecke. Nun soll in unmittelbarer Nachbarschaft ein Forschungsund Technologiezentrum für autonomes Fahren entstehen, das Arnold visionär als „Silicon Air-field“bezeichnet. Auf dem gemeinsam mit der Bin Haider Sàrl geplantem Testfeld könnten die mit Space Drive ausgerüsteten Fahrzeuge nicht nur allein, sondern im Verbund miteinander getestet werden.
Laut August Stützle hat das Unternehmen aus Pfronstetten nicht nur mehrere Gebäude, sondern auch den großen Flugzeughangar gemietet. „Es ist aber auch schon besprochen, dass dieser frei gemacht werden kann, sollten die Vereine aus der Göge nach der Corona-pandemie wieder ihr legendäres Oktoberfest feiern wollen“, sagt er.
Stützle geht davon aus, dass konkrete Pläne und Zeitabläufe Anfang Juni Gemeindeverwaltung und Landratsamt und in einem weiteren Schritt auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden.