Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Balingen überrascht in Magdeburg
Handball-bundesliga: SC Magdeburg - HBW Balingen-w. 26:28 (13:12)
(sz) - Nach über zehn Jahren hat der HBW Balingen-weilstetten von einem Auswärtsspiel beim SC Magdeburg wieder zwei Punkte mit nach Hause gebracht. Am Donnerstagabend siegt die Mannschaft von Trainer Jens Bürkle verdient mit 28:26 (12:13) in der Getec-arena zu Leipzig und machte einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt in der Handball-bundesliga. Nach dem Sieg beim Tabellenvierten bleibt den „Galliern von der Alb“aber nicht viel Zeit. Schon am Sonntagnachmittag kommt Minden in die Sparkassenarena nach Balingen.
„Das sind zwei ganz wichtige Punkte für uns. Es war ein tolles Spiel meiner Mannschaft und es war toll, wie sie den ganzen Ausfällen getrotzt hat“, sagte Hbw-trainer Jens Bürkle im Interview beim übertragenden Tv-sender Sky. Er war mächtig stolz auf seine Mannschaft - zurecht. Im „Grand ohne vier“fehlten in Magdeburg nicht nur der Langzeitverletzte Marcel Niemeyer, sondern auch Mannschaftskapitän Jona Schoch, dessen Stellvertreter Gregor Thomann und Rückraumshooter James Scott. Doch Bürkle stellte sein Team überragend ein.
Vom Anpfiff weg überraschte der Balinger Chef-coach den SCM mit dem siebenten Feldspieler. Anstelle von Lukas Saueressig zog Björn Zintel in der Rückraummitte die Fäden und „Luki“Saueressig besetzte die verwaiste Königsposition Mitte links. Hinter der Abwehr stand anstelle des Dänen Mike Jensen, der mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte, Mario Ruminsky. Das Balinger Eigengewächs entschied das Torhüterduell mit den Magdeburger Keepern klar für sich. Nach dem 1:1-Ausgleich durch Oddur Grétarsson per Strafwurf kassierten die Hausherren eine schnelle Zwei-minuten-strafe. In Überzahl schlugen die Gallier zum ersten Mal richtig zu. Mit einem 3:0-Lauf legten sie auf 4:1 vor.
Der Drei-tore-vorsprung hielt bis Mitte der ersten Halbzeit. Nach dem Treffer zum 9:6 von Björn Zintel wurden die Balinger Angriffe ungenauer. Magdeburg agierte aggressiver in der Abwehr und glich zum 9:9 aus (16.). Dabei bestrafte der SCM erstmals das Spiel des HBW ohne Torwart. Magdeburg nutzte weitere Ballverluste und technische Fehler zur 11:10-Führung. Mit 13:12 aus Sicht der Gastgeber ging es in die Pause.
Doch Magdeburg bekam keine Sicherheit ins Spiel. Bürkle, der in der Schlussphase der ersten Halbzeit auf den siebten Feldspieler verzichtet hatte, griff im zweiten Durchgang wieder auf dieses taktische Mittel zurück – mit Erfolg. Zintel holte mit einem Doppelschlag die Führung zurück. Per Kempatrick und nach einer
Parade des immer stärker werdenden Mario Ruminsky setzte sich Zintel zweimal gegen die Scm-abwehr durch - 15:14 für den HBW.
Bis Mitte der zweiten Halbzeit war das Spiel völlig offen. Der Underdog aus Balingen lag aber stets in Führung. Nach einem Klasse-anspiel von Vladan Lipovina auf Kristian Beciri erhöhte der Kroate vom Kreis auf 23:20 für die Balinger. Scmtrainer Bennet Wiegert nahm sofort eine Auszeit. Er ermahnte seine Mannschaft ruhig zu bleiben. Da hatte Magdeburg aber längst den Faden verloren. Nach einem Pfostentreffer der Magdeburger zauberten Vladan Lipovina und Oddur Grétarsson einen Angriff auf die Platte, den Lipovina per Kempa zum 24:20 abschloss.
Nun spielten die Gallier wie befreit. Das hatte so niemand erwartet. Sie erkämpften sich immer wieder Bälle vom Magdeburger Starensemble. Im Angriff klappte alles, der HBW war sicher im Abschluss. Nach dem 28:22 von Vladan Lipovina (55.) zog Wiegert seine dritte und letzte Auszeitkarte. Mit offener Abwehr ging er volles Risiko. Zwar traf Balingen bis zur Schlusssirene nicht mehr, aber der Tabellensechzehnte verteidigte seinen Vorsprung clever und feierte einen verdienten 28:26-Sensationssieg. „Ich hatte bis zum Schluss ein wenig Bammel“, gestand Bürkle am Sky-mikrofon ein, „aber wir haben es gut gelöst und das Sieben-gegen-sechs überragend umgesetzt.“Nach einer regenerativen Einheit am Freitag richtet sich der Fokus nun aufs Kellerduell gegen Minden (So., 16 Uhr). Der Altmeister holte zuletzt gegen Stuttgart beim 27:27 einen Punkt. „Eine wichtige Partie für uns“, blickte Bürkle voraus, „das Hinspiel hat gezeigt, dass Minden uns in vielen Bereichen auch liegt. Wir rechnen uns schon große Chancen aus, auch da etwas zu holen.“