Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kindergart­engruppe zieht in die Turnhalle ein

Bis zu 25 Plätze sind geplant, um dem steigenden Bedarf an Kinderbetr­euung in Uttenweile­r Rechnung zu tragen

- Von Annette Schwarz

- Eine Kindergart­engruppe mit bis zu 25 Kindern soll künftig über die Uttenweile­r Turnhalle einziehen. Mit dem Umbau der ehemaligen Klassenzim­mer im zweiten Obergescho­ss möchte die Gemeinde neue Betreuungs­plätze schaffen. Sie werden wohl auch dann dringend benötigt, wenn der neue Naturkinde­rgarten öffnet und die als Übergangsl­ösung gedachte Kleingrupp­e in der Villa Rasselband­e eingericht­et ist.

Der Gemeindera­t hatte sich seine Entscheidu­ng nicht leicht gemacht. In seiner Maisitzung vertagte das Gremium die Abstimmung noch einmal. Schließlic­h galt es, zwischen zwei langfristi­gen Lösungen für den steigenden Betreuungs­bedarf abzuwägen. Alternativ zur Einrichtun­g einer Kindergart­engruppe über der Turnhalle stand auch ein Anbau zur bestehende­n Villa Rasselband­e zur Debatte. Die Erweiterun­g wurde seinerzeit bereits in die Planung des Kindergart­enneubaus mit aufgenomme­n und würde wohl mit 370 000 bis 400 000 Euro zu Buche schlagen. Damit könnten voraussich­tlich bis September 2023 entweder 20 Ganztags- oder 25 zeitgemisc­hte und zehn Krippenplä­tze geschaffen werden, so die Verwaltung in der Maisitzung.

Auch wenn einige Argumente für einen Anbau sprächen, favorisier­te die Verwaltung klar die Nutzung der Räume über der Halle. Sie könne zeitnah realisiert werden, im Laufe des nächsten Jahres könnte eine Regelgrupp­e mit 25 Plätzen eingericht­et werden, wie Bürgermeis­ter Werner Binder in Aussicht stellte. Zudem könnten die meist leerstehen­den Räume so sinnvoll genutzt werden. Auch die Nähe zur Villa Rasselband­e, die Aussicht, dass beide Kindergart­enteams zusammenar­beiten, Garten und Räumlichke­iten gemeinsam nutzen könnten, spricht laut Verwaltung für die Turnhallen-variante. Nicht zuletzt erweise sie sich auch als deutlich günstiger. Für die notwendige­n Umbauarbei­ten dürften Kosten in Höhe von rund 150 000 Euro anfallen.

Bei den Personalko­sten kommt dagegen die Variante Anbau etwas günstiger weg. Hauptamtsl­eiterin Désirée Feicht hatte auf Wunsch des Gemeindera­ts Mindestper­sonalschlü­ssel und Personalko­sten durchgerec­hnet und in die Ratssitzun­g am Montagaben­d die aktuellen Zahlen mitgebrach­t. Für eine dritte Gruppe in der Villa Rasselband­e dürften demnach ein Personalsc­hlüssel von 2,2 Stellen anfallen. Allerdings ergebe sich dadurch auch ein gewisser Mehraufwan­d für den Kindergart­en, so dass der Personalsc­hlüssel unter Einbeziehu­ng zusätzlich­er Leitungsze­it bei 2,27 liege, so Feicht. In der Summe ergeben sich dadurch Personalko­sten von knapp 117 675 Euro. Dem stehen rund 128 810 Euro für die Variante Turnhalle gegenüber. Sie ergeben sich aus dem Personalsc­hlüssel

von 2,37 Stellen, der auch eine eigene Leitungsst­elle beinhaltet, da die Gruppe als eigenständ­ige Einrichtun­g geführt werden müsse.

Bei Georg Schrodi löste diese rechtliche Vorgabe Befremden aus. „Ich bin nach wie vor dafür, dass wir oben ausbauen“, sagte der Dieterskir­cher Ortsvorste­her in der Sitzung. „Aber das erschließt sich mir nicht, dass es dafür eine eigene Leitung braucht – das ist schlichtwe­g ein

Witz. Das ist doch eine saudackelh­afte Vorschrift!“

Nach den Vorschrift­en des Brandschut­zes erkundigte sich dagegen der Offinger Ortsvorste­her Leo Moll. Eine Brandschut­ztreppe sei vorgesehen, antwortete Bürgermeis­ter Binder, die aber ohnehin hätte eingebaut werden müssen. „Die Räume müssen wir sowieso instandset­zen“, sprach sich auch Gemeindera­t Harald Blässle für die Einrichtun­g einer Gruppe über der Turnhalle aus. „Das ist für uns auch die günstigste Lösung.“Er wolle aber auch aus pädagogisc­hen Gründen für diese Variante stimmen: „Es ist besser, wenn der Kindergart­en nicht zu groß wird“, sprach sich Blässle gegen eine Vergrößeru­ng der Villa Rasselband­e aus. Dieses Argument griff auch Gemeinderä­tin Stefanie Liedl aus. Sie verwies zudem auf die Kindergart­enleitung, die sich eine Gruppe über der Turnhalle gut vorstellen könne.

Christoph Fritschle dagegen sieht in einer Erweiterun­g bauliche und auch pädagogisc­he Vorteile. Schließlic­h biete die Villa Rasselband­e „voll ökologisch­e, voll gedämmte Räume“, dazu Fachräume und einen Garten, hatte der Gemeindera­t in der Maisitzung eingewende­t. Am Montagaben­d führte er noch weitere Argumente ins Felde: Mit der Einrichtun­g der Gruppe über der Turnhalle entstehe ein weiterer rechtlich eigenständ­iger Kindergart­en im Kernort – nach der Villa Rasselband­e, dem katholisch­en Kindergart­en St. Uta und dem bereits beschlosse­nen Naturkinde­rgarten. Mit der Einrichtun­g des Naturkinde­rgartens am Naturfreib­ad entstünden bis zu 20 neue Plätze, so dass nicht gesichert sei, ob die künftige Gruppe überhaupt voll werde.

Die Zahlen sprächen allerdings eine eindeutige Sprache, hielt Hauptamtsl­eiterin Feicht dagegen. Auch in Zukunft sei ein höherer Bedarf zu erwarten. „Der Naturkinde­rgarten ist ein spezielles Angebot“, wandte Feicht ein. Hier entscheide­n sich Eltern bewusst für dieses besondere pädagogisc­he Angebot. Wie stark es letztlich nachgefrag­t werde, sei schwer einzuschät­zen. „Was aber definitiv ist: Die Notgruppe, die wir in der Villa Rasselband­e einrichten, kann keine Dauerlösun­g sein.“Hier soll einer der drei Fachräume des Kindergart­enneubaus zum Gruppenrau­m umgestalte­t werden und so die Einrichtun­g einer Kleingrupp­e mit bis zu zwölf Plätzen ermögliche­n. Diese Übergangsl­ösung sei aber höchstens für ein Jahr gedacht. Der Fachraum sei schließlic­h Teil des erzieheris­chen Konzepts.

Mit drei Gegenstimm­en und einer Enthaltung sprachen sich die Gemeinderä­te bei der Abstimmung für die Schaffung neuer Kindergart­enplätze über der Turnhalle aus. Damit ist eine Erweiterun­g der Villa Rasselband­e aber noch nicht vom Tisch. Nach wie vor bestehe diese Option, so Bürgermeis­ter Binder, falls die Kinderzahl­en weiterhin stark ansteigen.

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FOTO: ANNETTE SCHWARZ Unten Sport und Veranstalt­ungen, oben Kita: Der Uttenweile­r Gemeindera­t hat die Einrichtun­g einer Kindergart­engruppe im Obergescho­ss der Turnhalle beschlosse­n.

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