Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In den Hochwassergebieten drohen neue Gewitter
Nach der Flutkatastrophe gehen Rettungs- und Aufräumarbeiten weiter – Kanzlerin Merkel hält einen „langen Atem“für nötig
(dpa) - Nach der Flutkatastrophe sind die Aufräumund Rettungsmaßnahmen noch im vollen Gange – da blicken die Menschen in den betroffenen westdeutschen Gebieten bereits wieder mit Sorge auf die Wetteraussichten für das Wochenende. Es könne erneut Starkregen geben, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Donnerstag – wo genau, sei derzeit aber noch nicht exakt vorherzusagen.
Schauerartiger Regen und Gewitter werden nach Angaben des DWD am Wochenende in Rheinland-pfalz und auch im Saarland erwartet. Nach einigen Tagen Sonnenschein kann es auch in Nordrhein-westfalen am Wochenende wieder Schauer und Gewitter mit Starkregen geben. „Es kann theoretisch und punktuell in den Unwetterbereich gehen.“
Vorige Woche hatte ein Unwetter mit Starkregen eine verheerende Flut in Rheinland-pfalz und NRW ausgelöst. Die Opferzahlen stiegen auch am Donnerstag weiter. Bei der Hochwasserkatastrophe kamen mindestens 175 Menschen ums Leben – in Rheinland-pfalz nach bisherigen Erkenntnissen 128, in NRW 47. Mehr als 150 Menschen werden in Rheinlandpfalz noch vermisst.
Kanzlerin Merkel sprach in Berlin unter anderem über die Aufbauarbeiten. „Wir werden zur Behebung all dieser Schäden einen langen Atem brauchen“, sagte sie. Ziel sei eine gemeinsame Finanzierung der Flutschäden, sagte die Kanzlerin. Die Bundesregierung habe einen Betrag von 200 Millionen Euro für Soforthilfe zur Verfügung gestellt. In den nächsten Tagen und Wochen werde mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer darüber gesprochen, wie sich ein gemeinsamer Aufbaufonds organisieren lasse.
Das Landeskabinett in Düsseldorf beschloss am Donnerstag Soforthilfen für Privatbürger, Wirtschaft, Landwirte und Kommunen in Höhe von 200 Millionen Euro. Der Bund habe zugesagt, die Summen der Länderhilfspakete jeweils zu verdoppeln, sagte Nrw-ministerpräsident
Armin Laschet (CDU). Anträge könnten sofort gestellt werden.
Für betroffene Bürger gebe es einen Sockelbetrag in Höhe von 1500 Euro pro Haushalt, sagte Laschet. Für jede weitere Person stünden 500 Euro bereit. Insgesamt würden maximal 3500 Euro pro Haushalt ausgezahlt. Bedürftigkeits-, Vermögensund Detailprüfungen werde es nicht geben. „Entscheidend ist, dass das Geld jetzt schnell bei den Menschen ankommt“, sagte er. Er kündigte zudem an, in einer Ministerpräsidentenkonferenz klären zu wollen, welchen Anteil jedes Bundesland an den Folgekosten der Flutkatastrophe übernehmen werde.
Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, hat nach der verheerenden Flutkatastrophe im Westen Deutschlands Fehler im System eingeräumt. „Die Tragödie ist nicht mit Worten zu greifen“, sagte Schuster am Donnerstag im Ard-„morgenmagazin“. Er könne nicht so tun, als wäre das optimal gelaufen: „Das ist nicht optimal gelaufen.“Die Frage sei jetzt, wie das Warnsystem verbessert werden könne, zum Beispiel mit mehr Sirenen und Warnungen per SMS. „Das Thema Sirene, Cell Broadcast, wird in den nächsten zwei, drei Jahren garantiert Wirkung erzielen“, unterstrich Schuster.
Der Präsident der Bundesvereinigung des Technischen Hilfswerkes, Marian Wendt, sprach sich für mehr zentrale Steuerung im Krisenfall aus. „Der Einsatzleiter vor Ort hat mitunter gar keinen Überblick darüber, welche Kräfte zur Verfügung stehen“, sagte der Cdu-politiker der „Bild“zeitung. „Wir brauchen eine Lagekoordinierung auf Bundes- und Landesebene bei Katastrophenfällen.“