Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Baggersee-andacht“landet beim Gemeindeha­us

Evangelisc­he und katholisch­e Christen feierten gemeinsam unter freiem Himmel

- Von Wolfgang Lutz

- Wenn auch in diesem Jahr das Schiff auf die Anhöhe beim Gerhard-berner-haus in Ertingen getrieben wurde, war dies für die ökumenisch­e Baggersee-andacht kein Nachteil. Strahlende­r Sonnensche­in und ein Gebetsplat­z inmitten freier Natur führte wieder zahlreiche Christen beider Konfession­en zusammen, um gemeinsam zu singen, zu beten und auch in Gemeinscha­ft zu essen und zu trinken.

„Diese Baggersee-andacht ist zum festen Bestandtei­l unserer Kirchen geworden, was auch in Zukunft so bleiben soll“, freute sich die evangelisc­he Pfarrerin Julia Kaiser zu Beginn des Gottesdien­stes. Feierlich umrahmt wurde die ökumenisch­e Feier durch die Jugendkape­lle des Musikverei­ns Ertingen unter der Leitung von Jürgen Märkle, die ihre ersten Proben auch auf die Baggersee-andacht abgestimmt hat.

„Dankbar rückwärts – mutig vorwärts – gläubig aufwärts“: Diese Themen

wurden gezielt für diese Andacht ausgesucht, denn Corona und auch das Hochwasser in jüngster Zeit haben deutliche Spuren bei den Menschen hinterlass­en. „Wir dürfen daher nicht aufgeben, uns nicht entmutigen lassen. Daher wollen wir in einem Gebet für alle Lebenden Gott anrufen: Gott sei bei mir“, forderte Gemeindere­ferentin Andrea Hoffman die Gläubigen auf. Der Sturm hatte sich gelegt und die Fischer, wie Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, machten sich in der Nacht auf zum Fischfang, aber die Netze blieben leer, führte Heinz Renz aus. Da kam ein „Typ um die 30“am Strand vorbei, den Andreas als Jesus erkannte. Dieser lieh sich ein Boot von ihnen aus, um bei Tag die Netze auszuwerfe­n, wider jedem logischen Handeln, denn bei Tag geht nichts ins Netz. Aber alle wurden eines Besseren belehrt, denn Jesus kehrte mit einem reichen Fang zurück. „Es passierte alles auf Geheiß durch das Wort Jesu“, so Heinz Renz. Diese Geschichte wurde spielerisc­h vor Augen geführt.

Pfarrerin Julia Kaiser stellte dann an einzelne Personen die Frage: „Was habt ihr rückwirken­d in der Pandemie als Muträuber oder auch als Mutmacher empfunden?“Auf der einen Seite der „Stillstand“normalen Lebens, die Maskenpfli­cht, der Frust und das Fehlen

des gewohnten Alltags. Auf der anderen Seite aber auch die Hoffnung durch das Impfen auf ein normales Leben, die Hilfsberei­tschaft untereinan­der und auch das selbständi­gere Handeln der Kinder. Eine Frau zeigte keine Angst in der Pandemie: „I hau g’lebt, als wär nichts gwesa.“„Oft braucht es aber mehr, als man kann oder weiß, wie es Petrus beim Fischen durch Jesus erlebt hat“, so Andrea Hoffmann. Wenn sich längere Zeit kein Erfolg einstelle, solle man nicht gleich alles in Frage stellen, das entmutige und könne krank machen. Menschen seien in der Pandemie aufeinande­r zugegangen und zeigten Solidaritä­t.

„Dankbar rückwärts schauen ist daher eine Herausford­erung für uns alle“, so die Aufforderu­ng von Andrea Hoffman. „Mutig vorwärts“das hat Jesus auch dem Apostel Petrus mit auf den Weg gegeben, denn daraus tritt was Neues hervor. „Viele Dinge sind geschehen, die uns trotzdem nicht hängen ließen.“Daher soll man auch in Zukunft wieder mehr Nähe suchen, Gemeinscha­ft und Solidaritä­t beweisen. Der wichtigste Baustein dabei aber: gläubig aufwärts. Man müsse sich auf Gott einlassen, sich ihm in allen Lebenslage­n anvertraue­n, dann spüre man: „Gott lässt uns nicht allein.“

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Die „Fischer“freuten sich über den guten Fang, der ihnen ins Netz ging und den sie dann ins Schiff hievten.

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