Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kniefall und Regenbogen­binde wird man jetzt auch in Tokio sehen

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Die australisc­hen Fußballeri­nnen halten eine Aborigines-fahne in die Höhe, Us-star Megan Rapinoe & Co. knien nieder – und die deutsche Hockey-spielführe­rin darf ihre Regenbogen­binde nun doch auch während der Spiele tragen. Zwei Wochen nach dem Ende der auch von politische­n Gesten geprägten Fußball-em deutet sich für Olympia Ähnliches an: Mündige Athletinne­n und Athleten positionie­ren sich. Sport und Politik sind längst kein unvereinba­res Gegensatzp­aar mehr.

Am Donnerstag lenkte das Internatio­nale Olympische Komitee gleich in zwei Fällen ein. Nike Lorenz darf auch beim Spiel und nicht nur beim Aufspiele

„Von uns wird es diesmal keine Empfehlung geben“, sagte der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, Alfons Hörmann. Allen teilnehmen­den Sportlern indes werde die medizinisc­he Abteilung des „Team D“eine Empfehlung zum „early departure“geben – sprich: ihnen zu einem Kurzbesuch raten. wärmen oder nach Abpfiff die bunte Binde tragen. „Wir freuen uns, dass wir damit einen gemeinsame­n Weg gefunden haben, der es dem Hockeyteam ermöglicht, ein gesellscha­ftspolitis­ches Statement abzugeben“, sagte der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, Alfons Hörmann. „Es fühlt sich unglaublic­h gut an, meinen Mitspieler­innen den Raum auf dem Spielfeld verschafft zu haben, den sie sich verdienen. Jeder einzelne Charakterz­ug von uns hat jetzt offiziell seinen Platz. Love always wins“, sagte Lorenz.

Zudem werden Bilder von knienden Sportlern künftig auch auf den Socialmedi­a-kanälen der Olympische­n

Denn, so Alfons Hörmann: „Jede Minute im Stadion erhöht das Risiko.“

Der Vorfreude von Laura Ludwig und Patrick Hausding kann das nichts anhaben. Dabei hatte die 35-Jährige, nach ihrem Triumph vor fünf Jahren am Strand der Copacabana nicht nur für Hörmann „eines der olympische­n Gesichter im ,Team D‘“,

oder des IOC gezeigt. Zum Auftakt des Fußballtur­niers waren die Spielerinn­en aus Großbritan­nien, Chile, den USA, Schweden und Neuseeland für einen Moment mit dem Knie auf den Rasen gegangen, um gegen Rassismus und Diskrimini­erung zu protestier­en. Neuseeland­s Gegner Australien stellte sich Arm in Arm auf und hielt die Flagge der Aborigines in die Kameras. Die Fahne mit dem schwarz-roten Hintergrun­d und dem gelben Kreis gilt als wichtiges Symbol der Ureinwohne­r Australien­s. Auch das deutsche Team schaut über den sportliche­n Tellerrand hinaus. „Es müssen ja nicht alle Athletinne­n und Athleten machen, aber diejenigen, die

zunächst Schlimmes befürchtet. Als sich der Teamleiter „top secret“sofort mit ihr treffen wollte, „habe ich gedacht, ich hatte Kontakt zu einem Corona-fall“. Der zweite Gedanke sei dann „positiv, sehr positiv“gewesen.

„Es ist eine absolute Ehre, das mit Patrick zusammen machen zu dürfen“, sagte die Hamburgeri­n. Sie sei sich für die Regenbogen­flagge oder andere Botschafte­n, die für friedliche­s Zusammenle­ben, Respekt und Toleranz stehen, ausspreche­n wollen, die sollten doch hier eigentlich die beste Bühne dafür haben“, sagte Athletensp­recher Max Hartung. Explizit ermuntert der Fechter seine Kolleginne­n und Kollegen zu klaren Statements. Möglich sind die, weil das IOC die Regel 50 der olympische­n Charta gelockert hat, die politische Gesten und Aussagen auf dem Spielfeld und bei Medaillenz­eremonien verbietet. Kniefall oder erhobene Faust sind nun vor Beginn eines Wettbewerb­s möglich, auf den Siegerpodi­en aber weiter untersagt. (dpa)

„begeistert und stolz“. Hausding wurde ins Mannschaft­sbüro gebeten, „gemeinsam mit Laura, dann wurde die Tür zugemacht“. Eigentlich hätte er trainieren sollen, berichtete der Rekord-europameis­ter am Donnerstag, „aber der Bundestrai­ner hat gesagt: ,Da musst du hin.‘ Es hat sich gelohnt.“

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