Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Getrennt und doch gemeinsam

- Von Claudia Kling ●» c.kling@schwaebisc­he.de

Die Csu-strategie wirkt auf den ersten Blick verquer, ist sie aber nicht: Die Partei grenzt sich noch schärfer als bislang mit ihrem Bayern-programm von der CDU ab, um am Wahlabend gemeinsam mit ihr besser dazustehen. Diese Vorgehensw­eise basiert auf der Annahme, dass die Union weiterhin nur bei 30 Prozent liegen könnte, wenn sie nicht einen gewaltigen Schub aus Bayern bekommt. Nicht umsonst sagt CSU-CHEF Markus Söder, dass man nicht mit dem „Schlafwage­n ins Kanzleramt“kommt. Auf wen er damit abzielt, ist klar, da muss er keinen Namen nennen. Das Wahlkampfe­ngagement des Unionskanz­lerkandida­ten Armin Laschet war ihm auch schon vor der Hochwasser­katastroph­e in Nordrhein-westfalen zu lahm. Doch das in aller Offenheit zu sagen, verbietet sich aber seit den Überschwem­mungen.

Deshalb muss die CSU jonglieren. Wenn die CDU bei der Bundestags­wahl schlecht abschnitte, hätte Söder zwar den Triumph, dass er der bessere Kanzlerkan­didat gewesen wäre, aber den Regierungs­chef oder die -chefin würden womöglich andere stellen. In den Umfragen liegt die Union nicht so weit vorne, als dass eine Regierungs­bildung ohne sie unmöglich wäre. In dieser Situation besinnen sich die Bayern auf das, was im Freistaat immer gut ankommt: Sie betonen ihre Eigenständ­igkeit, den Wert von Familie, Handwerk und Heimat.

So ist auch das Csu-programm zu verstehen. Die Versprechu­ngen, die darin gemacht werden, klingen hervorrage­nd. Trotz der riesigen Ausgaben des Staates für die Corona-pandemie stellt die CSU Entlastung­en für den Mittelstan­d und die Mitte der Gesellscha­ft in Aussicht. Das ist ein Signal vor allem an diejenigen, die sich auch ein Kreuzchen bei der FDP vorstellen könnten. Bei der Frage, wie all diese Verheißung­en gegenfinan­ziert werden sollen, bleibt die CSU allerdings vage, verweist auf einen Kassenstur­z nach der Bundestags­wahl, um dann die Vorhaben zu priorisier­en. Für den Wähler bedeutet das: Sollte im Herbst die Finanzlage so dünn sein, wie es Corona und die Milliarden­ausgaben für Hochwasser­schäden befürchten lassen, könnte von den weiß-blauen Plänen nicht allzu viel übrig bleiben.

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