Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Getrennt und doch gemeinsam
Die Csu-strategie wirkt auf den ersten Blick verquer, ist sie aber nicht: Die Partei grenzt sich noch schärfer als bislang mit ihrem Bayern-programm von der CDU ab, um am Wahlabend gemeinsam mit ihr besser dazustehen. Diese Vorgehensweise basiert auf der Annahme, dass die Union weiterhin nur bei 30 Prozent liegen könnte, wenn sie nicht einen gewaltigen Schub aus Bayern bekommt. Nicht umsonst sagt CSU-CHEF Markus Söder, dass man nicht mit dem „Schlafwagen ins Kanzleramt“kommt. Auf wen er damit abzielt, ist klar, da muss er keinen Namen nennen. Das Wahlkampfengagement des Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet war ihm auch schon vor der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-westfalen zu lahm. Doch das in aller Offenheit zu sagen, verbietet sich aber seit den Überschwemmungen.
Deshalb muss die CSU jonglieren. Wenn die CDU bei der Bundestagswahl schlecht abschnitte, hätte Söder zwar den Triumph, dass er der bessere Kanzlerkandidat gewesen wäre, aber den Regierungschef oder die -chefin würden womöglich andere stellen. In den Umfragen liegt die Union nicht so weit vorne, als dass eine Regierungsbildung ohne sie unmöglich wäre. In dieser Situation besinnen sich die Bayern auf das, was im Freistaat immer gut ankommt: Sie betonen ihre Eigenständigkeit, den Wert von Familie, Handwerk und Heimat.
So ist auch das Csu-programm zu verstehen. Die Versprechungen, die darin gemacht werden, klingen hervorragend. Trotz der riesigen Ausgaben des Staates für die Corona-pandemie stellt die CSU Entlastungen für den Mittelstand und die Mitte der Gesellschaft in Aussicht. Das ist ein Signal vor allem an diejenigen, die sich auch ein Kreuzchen bei der FDP vorstellen könnten. Bei der Frage, wie all diese Verheißungen gegenfinanziert werden sollen, bleibt die CSU allerdings vage, verweist auf einen Kassensturz nach der Bundestagswahl, um dann die Vorhaben zu priorisieren. Für den Wähler bedeutet das: Sollte im Herbst die Finanzlage so dünn sein, wie es Corona und die Milliardenausgaben für Hochwasserschäden befürchten lassen, könnte von den weiß-blauen Plänen nicht allzu viel übrig bleiben.