Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schopper macht Tempo
Es ist ein paar Tage her, da verkündete die neue Südwestkultusministerin Theresa Schopper, es sei übertrieben, an Schulschließungen zu denken, wenn Kinder und Jugendliche vor allem „einen Packen Taschentücher“bräuchten. Gemeint war: Viele ungeimpfte Schüler würden sich zwar mit Corona anstecken, hätten aber selten schwere Verläufe. Sie sei zuversichtlich, dass die Delta-variante keine Schüler „niederstreckt“.
Besorgte Eltern? Mögliche Langzeitfolgen? Long-covid? Die ganze Pandemie? Papperlapapp! Frau
Schopper weiß es besser. Angesichts dieser Flapsigkeit hilft wohl nur eines – die Orientierung an den Helden jener kleinen Menschen, denen die Ministerin am liebsten ein paar Taschentücher in die Hand drücken möchte: den Olchis. Seit mehr als 30 Jahren gibt es die von Erhard Dietl erfundenen krötenartigen Wesen mit den lustigen Hörhörnern. Sie leben auf einer Müllkippe im Örtchen Schmuddelfing und lieben Schmutz. Ihre Nahrung
besteht aus Müll, Schrott und Öl. Genau wie Theresa Schopper sind sie grün – und denken nicht allzu viel nach. „Die Olchis machen sich nicht ständig Sorgen über das, was alles Schlimmes passieren könnte. Sie leben zufrieden im Hier und Jetzt, immer voller Zuversicht und Vertrauen in ihre Fähigkeiten“, sagte ihr Schöpfer Dietl nun anlässlich der Präsentation des neuen Kinofilms mit den Olchis.
Dietl meinte das nett, bezog sich aber auf Otto Normalverbraucher und nicht auf neu eingesetzte Ministerinnen. Da jedoch die digitale Ausstattung in vielen Schulen eher als Olchi-futter taugt und ein Leben im Müll keine echte Perspektive ist, sollte Schopper lieber bei Luftfiltern und Studien Tempo machen, bevor sie weiter ungefiltert Unverschämtheiten von sich gibt. Taschentücher darf sie aber gerne verteilen: Kinder und Eltern haben ja derzeit genug Gründe zum Heulen. (jos)