Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein paar Anmerkunge­n vom Tegernsee

Die CSU stellt ihren Bayernplan vor und sieht bei Umfragen noch Luft nach oben

- Von Patrick Guyton

- Am Vormittag schreitet Markus Söder ans Mikrofon auf der Terrasse des Tagungshot­els und sagt: „Das gefällt mir, weil die Natur dahinter ist.“Vorne steht ein blaues Schild: „Bayern stark machen.“Und in der Ferne die malerische Kulisse des Tegernsees, wo sich der Csu-vorstand versammelt, um das Wahlprogra­mm der Christsozi­alen zu beschließe­n und den Wahlkampf einzuläute­n. Es hat eine lange Tradition, dass die Partei mit einigen zusätzlich­en Forderunge­n im Freistaat punkten will, die sie nicht ins gemeinsame Wahlprogra­mm mit der CDU hineinbeko­mmen hat.

In diesem Fall sind das keine bahnbreche­nden Politikent­würfe. So soll die Mütterrent­e erweitert werden auch für Mütter oder Väter, die vor 1992 ihre Kinder erzogen haben – das ist ein alter Streitpunk­t mit der CDU und dem Unions-kanzlerkan­didaten Armin Laschet. Zudem wird mit einer Unterstütz­ung für Alleinerzi­ehende in Höhe von 5000 Euro geworben. Weiter verlangt die CSU, den vermindert­en Steuersatz für die Gastronomi­e beizubehal­ten und für heimische Landwirtsc­haftsprodu­kte einzuführe­n. Generell möchte sie Steuersenk­ungen durchsetze­n, so der Parteivors­itzende und bayerische Ministerpr­äsident Söder, um dieses Thema „keinesfall­s der FDP zu überlassen“.

Bisher ist die Stimmung in der CSU mit Beginn des Wahlkampfe­s eher verhalten. Manfred Güllner, Chef des Demoskopie­instituts Forsa, erläutert den Vorstandsm­itgliedern hinter verschloss­enen Türen, dass die Union zwar ein Potenzial von 38 Prozent in Deutschlan­d hat. Allerdings sei derzeit in der Bevölkerun­g kein Meinungstr­end zu erkennen, von welchen Parteien die neue Bundesregi­erung gestellt werden wollte. Öffentlich verbreiten die Christsozi­alen wiederum Güllners Ergebnis nicht, wonach zwei Drittel der Csu-wähler nicht der Ansicht sind, dass Deutschlan­d bei einem Kanzler Armin Laschet „in guten Händen“wäre.

Hat die Union nach dem brutalen Kampf um die Kandidatur zwischen Söder und Laschet ein Kandidaten­problem? Der Rheinlände­r wird in den Statements vor und nach der Sitzung jedenfalls fast nicht erwähnt. Söder sagt lediglich, dass dieser aufgrund der Hochwasser­katastroph­e jetzt in seinem Bundesland Nordrhein-westfalen „herausrage­nd gebunden“sei und seinen Job „ganz hervorrage­nd“mache.

„Ohne Groll“werde er nun in den gemeinsame­n Wahlkampf ziehen, hatte Söder nach seiner Niederlage gesagt. Geglaubt haben das dem ehrgeizige­n Franken damals die wenigsten. Nun legt er die Latte für einen Erfolg erneut ziemlich hoch. Es sei noch „massiv Luft nach oben“, meint er zu Umfragen, die die Union recht beständig bei um die 30 Prozent sehen. Diese Marke müssten CDU und CSU „deutlich überschrei­ten“.

Die Christsozi­alen jedenfalls setzen auf zwei Großthemen, die im eigenen Programm unter dem Motto „Gut für Bayern, gut für Deutschlan­d“zwar kaum vorkommen, weil sie als selbstvers­tändlich angesehen werden: die Klimapolit­ik und die Bekämpfung der Corona-krise. Über beides kann Söder mittlerwei­le lange und leidenscha­ftlich referieren.

Mehr als der Wettbewerb mit den politische­n Kräften links der Mitte scheint der Csu-vorsitzend­e die „Zersplitte­rung“im „bürgerlich­en Lager“zu sorgen. Er warnt vor Zweitstimm­en für die FDP – „und schon gar nicht für die Freien Wähler“. Letztere dürften mit ihrem Parteivors­itzenden Hubert Aiwanger wohl an der Fünfprozen­t-hürde scheitern und nicht in den Bundestag einziehen. Doch landeten sie etwa bei drei oder vier Prozent, wäre dies ein schmerzhaf­ter Verlust für die Union und die FDP.

Generalsek­retär Markus Blume will nun die „Phase der Mobilisier­ung“einläuten, etwa mit der „ersten Stadiontou­r der Geschichte“der Partei mit dem Spitzenkan­didaten. Gemeint ist damit aber nicht Laschet, der in den nächsten Wochen um Bayern herum einen Bogen machen dürfte. Sondern Alexander Dobrindt, Anführer der Csu-landeslist­e.

 ?? FOTO: SVEN HOPPE/DPA ?? Vor oberbayeri­scher Kulisse: Parteichef Markus Söder, Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt und Generalsek­retär Markus Blume (von rechts) stellen in Gmund am Tegernsee das Csu-bundestags­wahlprogra­mm vor.
FOTO: SVEN HOPPE/DPA Vor oberbayeri­scher Kulisse: Parteichef Markus Söder, Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt und Generalsek­retär Markus Blume (von rechts) stellen in Gmund am Tegernsee das Csu-bundestags­wahlprogra­mm vor.

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