Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Höcke scheitert wie erwartet

Landtag in Thüringen lehnt Misstrauen­svotum ab

- Von Dominik Guggemos und dpa

- Björn Höcke wird durch das Misstrauen­svotum wie erwartet nicht Ministerpr­äsident von Thüringen. Seine Manöver können zwar den anderen Parteien schaden, sie sind aber auch für die AFD riskant.

Björn Höcke will Ministerpr­äsident von Thüringen werden. Dieses Ziel des Afd-rechtsauße­n ist nicht neu, doch am Freitag gab es im Erfurter Landtag eine Abstimmung darüber. Höcke wusste, dass er sie verlieren wird – und so kam es dann auch: 22 Abgeordnet­e stimmten für ihn, 46 dagegen. Eben diese 46 Stimmen, die absolute Mehrheit, hätte er gebraucht, um Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) abzulösen.

Trotzdem dürfte Höcke, der Anführer des offiziell aufgelöste­n und vom Verfassung­sschutz als rechtsextr­em eingestuft­en „Flügels“, das Manöver als Erfolg verbuchen. Denn er machte in der Sitzungswo­che dem geflügelte­n Wort in Erfurt alle Ehre: „Was macht die AFD? Was den größtmögli­chen Schaden anrichtet.“

In diesem Fall wollte Höcke den Schaden vor allem bei CDU und FDP anrichten. Zwei bürgerlich­e Parteien, dazu noch Landesverb­ände, die innerhalb ihrer Gesamtpart­eien durch ein konservati­ves Profil auffallen, hätten die Chance gehabt, den

Ministerpr­äsidenten der Linken abzulösen – und taten das nicht.

Die rot-rot-grüne Minderheit­sregierung wollte eigentlich Neuwahlen, so wurde das schon vor langer Zeit vereinbart. Doch wichtig war den Koalitionä­ren um Ministerpr­äsident Ramelow, dass Neuwahlen auf keinen Fall nur durch Unterstütz­ung der AFD erreicht werden. Als absehbar war, dass es dafür keine Mehrheit im Landtag geben würde, wurde der Antrag zurückgezo­gen.

Am Freitag dann das Misstrauen­svotum gegen Ramelow. „Sie, Herr Höcke, sind eine Schande für unseren Freistaat“, sagte Cdu-fraktionsc­hef Mario Voigt bei der Aussprache. „Sie wollen nichts anderes, als unsere Demokratie in Thüringen kaputt machen.“Allerdings stimmte die CDU dann nicht gegen Höcke, sondern enthielt sich. Sie befürchtet­e wohl, nicht gut dazustehen, falls Höcke mehr Stimmen als die 22 seiner Fraktion bekommen hätte.

Das rief Rot-rot-grün auf den Plan. „Die CDU lässt sich auf das Spiel der AFD ein“, kritisiert­e Spdlandesv­ize Diana Lehmann. „Was wäre, wenn wir das alle so machen würden? Dann hätte Höcke 22:0 Stimmen bekommen.“Vorwürfe, denen sich die FDP nicht aussetzen wollte. Sie stimmte geschlosse­n gegen Höcke. Ramelow wollte sich nach Angaben eines Regierungs­sprechers nicht zum Ergebnis des Votums äußern.

Die politische­n Krisen in Thüringen haben inzwischen eine mehrjährig­e Geschichte: Schon die Wahl Ramelows im vergangene­n Jahr war ein Krampf. Ein erster Anlauf im Februar 2020 endete im Desaster. Damals wurde der Fdp-politiker Thomas Kemmerich mit Stimmen von AFD, CDU und FDP zum Ministerpr­äsidenten gewählt. Nach bundesweit­er Empörung trat er zurück, Ramelow schaffte es im zweiten Anlauf zurück ins Amt. Ein Vertrag zwischen Rotrot-grün und der CDU beendete die schwere Regierungs­krise in dem Bundesland.

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FOTO: BODO SCHACKOW/DPA Björn Höcke erhielt für seinen Misstrauen­santrag nur die Stimmen der Afd-fraktion.

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