Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bahn will Strecken teilweise verlegen

Manche Gleise müssen weiter entfernt von den Flüssen neu gebaut werden

- Von Hannes Koch

- Nach den jüngsten Überschwem­mungen will die Deutsche Bahn 80 Prozent der beschädigt­en Anlagen bis zum Jahresende wieder in Gang bringen. Manche Reparature­n und Neubauten würden aber Jahre dauern, sagte Db-netz-vorstand Volker Hentschel in einer ersten Zwischenbi­lanz des Konzerns am Freitag. Als Konsequenz aus den katastroph­alen Überflutun­gen vor allem in Nordrhein-westfalen und Rheinland-pfalz, aber auch in Bayern und Sachsen, will die Bahn einige Streckenab­schnitte und Anlagen an anderer Stelle neu bauen.

„Resilienz“ist das Stichwort, was „Anpassungs­fähigkeit“bedeutet – in diesem Fall an den Klimawande­l. Für die Bahn-infrastruk­tur müsse man teilweise „neue Konzepte“erarbeiten, erklärte Hentschel. Es könne nicht darum gehen, alles „einfach wieder aufzubauen“. Einige zerstörte Brücken wird das Verkehrsun­ternehmen mit größerer Spannweite neu errichten, damit Hochwasser weniger Angriffspu­nkte findet. Einzelne Streckenab­schnitte können auf neue Trassen verlegt werden, die weiter von den Flüssen entfernt sind und weiter oben an den Hängen verlaufen.

Beim Potsdam-institut für Klimafolge­nforschung hat die Bahn bereits früher eine Untersuchu­ng von 34 Regionen in Deutschlan­d in Auftrag gegeben. Ein Ergebnis: In vielen Gegenden wird 2030 bis 2060 die mittlere Temperatur um zwei Grad steigen, sich die Zahl der Hitzetage verdoppeln oder verdreifac­hen, Starkregen häufiger vorkommen und die Niederschl­agsmenge zunehmen. Darauf muss sich auch die Bahn einstellen.

„In dieser Dimension wurde unsere Infrastruk­tur noch nie auf einen Schlag zerstört“, sagte Hentschel im Rückblick auf die Ereignisse der vergangene­n Woche. Momentan rechnet das Unternehme­n mit Schäden in der Größenordn­ung von 1,3 Milliarden Euro. Neben 600 Kilometern Gleisen seien zahlreiche Bahnhöfe, 180 Bahnübergä­nge, über 1000 Signal- und Oberleitun­gsmasten, 50 Brücken und 40 Stellwerke beschädigt worden.

Der Fernverkeh­r verläuft wieder weitgehend normal. Anders sieht es bei vielen regionalen Strecken vor allem in Nordrhein-westfalen und Rheinland-pfalz aus. Nicht nur in der Eifel und im Tal der Ahr werden die Reparature­n und Neubauten wohl teilweise Jahre dauern.

Derweil laufen die Gespräche der Bahn mit dem Bund, um die Finanzieru­ng der Reparature­n sicherzust­ellen. Hentschel geht davon aus, dass die Bundesregi­erung als Eigentümer der Bahn Zuschüsse gewährt.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Unterspült­e Bahngleise an der Strecke zwischen Köln und Trier: Die Bahn rechnet mit Schäden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro.

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