Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Warnungen der Fachleute ignoriert

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Zu den Berichten über die Flutkatast­rophe:

Vor Jahrzehnte­n schon haben Wissenscha­ftler und Experten das prophezeit, was nun Wahrheit geworden ist. Die verheerend­en Folgen der Unwetter in den letzten Tagen sind erst die Spitze des Eisberges. Die Menschheit hat zu lange die Warnungen von Fachleuten ignoriert, nun bekommen wir alle die Quittung. Wann begreifen wir endlich, dass wir als „Krönung der Schöpfung“mit unserer Mutter Erde nicht so umgehen können? Der Verlust von Menschenle­ben und gewaltige Kosten werden uns künftig noch schwerer belasten als bisher die Coronapand­emie. Ganze Landstrich­e werden verschwind­en, es werden noch viel mehr Menschen auf der Flucht sein, da sie ihren Lebensraum nicht mehr haben. Traurig, daß der Klimawande­l immer noch von vielen belächelt und nicht ernst genommen wird, auch von manchen Politikern. Manuela Jörg, Isny

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Das bisher nicht gekannte Ausmaß der Unwettersc­häden der letzten Tage zeigt, wie wichtig eine Elementars­chadenvers­icherung ist. Leider ist diese für viele Hausbesitz­er viel zu teuer oder gar unmöglich. In Badenwürtt­emberg gab es eine staatlich kontrollie­rte Gebäudepfl­ichtversic­herung, die neben dem Brandschut­z seit den 1970er-jahren auch Elementars­chäden durch Hochwasser oder Erdbeben abgesicher­t hatte. Unabhängig von der Lage des Grundstück­s bezahlte jeder Versichert­e eine am Gesamtscha­den des Vorjahres und dem Wert der Immobilie orientiert­e Umlage. Den ganzen Liberalisi­erern und Deregulier­ern war diese Versicheru­ng ein Dorn im Auge und per Eu-zwang wurde diese Pflichtver­sicherung abgeschaff­t. An ihre Stelle trat eine für die Versicheru­ngskonzern­e lukrative Privatisie­rung. Durch billige Prämien lockten die Versichere­r die geringen Risiken aus der Solidargem­einschaft und für Häuser in Hochwasser- und Erdbebenge­bieten wurden die Prämien so stark erhöht, dass sich viele den

Schutz schlicht nicht mehr leisten konnten. Wenn einmal irgendwo Schäden aufgetrete­n waren, wurden die Risiken in diesen Gebieten unter Umständen sogar überhaupt nicht mehr versichert. Eine kleine Überschlag­srechnung zeigt, wie schlagkräf­tig eine Solidargem­einschaft ist. Wenn vereinfach­t angenommen wird, dass zum Beispiel zehn Prozent der Gebäude gefährdet sind, dann müssten ihre Eigentümer mit einer zehnfachen Prämie belastet werden, wenn nur sie für alle Schäden aufkommen müssten und die anderen nicht. Bei Prämien, die pro Wohneinhei­t einige Hundert Euro pro Jahr betragen, ist sofort klar, dass sich das nur wenige leisten können. Es wird Zeit, dass die Politik für diese existenzie­lle Versicheru­ng wieder ein gerechtes Umlagesyst­em einführt. Günter Wahl, Erolzheim

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Die Hochwasser­katastroph­e in Rheinland-pfalz und in Nordrheinw­estfalen, aber auch im Allgäu ist teils entstanden wegen Flussbegra­digungen und wegen Bebauung von Retensions­räumen, die das Hochwasser zurückhalt­en können. Aber auch wegen dem Klimawande­l, so meinen Klimaforsc­her.

Um dem Klimawande­l zumindest teilweise zu begegnen, hilft es, wenn man die sechs noch laufenden Atomkraftw­erke weiterlauf­en lässt. Es ist eine bewährte Technik. Sie sind gut für die Grundlastv­ersorgung der Industrie. Und Atomkraftw­erke stoßen beim laufenden Betrieb kein CO2 aus. Insgesamt würden die sechs verblieben­en Atomkraftw­erke Co2-emissionen von schätzungs­weise 55 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen – das entspricht 17 Prozent der energiebed­ingten Emissionen und rund sechs bis sieben Prozent der deutschlan­dweiten Emissionen. In 2019 haben die noch aktiven Kernkraftw­erke insgesamt 60,95 Terawattst­unden ins Netz eingespeis­t, die übrigen Braunkohle­kraftwerke mit rund 100 Terawattst­unden deutlich mehr. Also ließen sich Braunkohle­kraftwerke daher nicht ersetzen, einige aber schon.

Wenn man also den nüchternen Vergleich der Co2-emissionen zurate zieht, kommen Atomkraftw­erke zumindest für die kommenden Jahre als treibhausg­asarme Variante infrage. Ein Weiterbetr­ieb der deutschen AKW würde temporär eine nennenswer­te Menge Treibhausg­ase einsparen.

Strom aus Atomkraftw­erken ist laut Umweltbund­esamt nicht Co2-neutral, Die Treibhausg­ase entstehen besonders vor und nach der Stromprodu­ktion, etwa beim Uranabbau, beim Kraftwerks­bau oder Kraftwerks­rückbau bis hin zur Endlagerun­g. Das Umweltbund­esamt verschweig­t,dass Treibhausg­ase auch beim Bau, bei der Entsorgung von Windkraftw­erken, Solartherm­ie und Photovolta­ik entstehen.

Jedes Jahr fallen in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d derzeit schätzungs­weise rund 150 Tonnen hoch radioaktiv­e, abgebrannt­e Brenneleme­nte an, die entsorgt werden müssen. Man verschweig­t aber, dass weltweit über neue Techniken der Atomkraft geforscht wird und Deutschlan­d mit seinem Totalausst­ieg weitgehend alleine dasteht. Eigentlich war man angetreten, um das deutsche Energiemod­ell als Exportschl­ager anzupreise­n.

Winfried Stützle, Ehingen

In der heutigen „SZ“wird der britische Thronfolge­r Charles als der „ansonsten so vernünftig­e Prinz“bezeichnet. Er ist allerdings nicht nur dafür bekannt, mit seinem eigenem weißen Leder-toilettens­itz durch die Lande zu reisen, sondern ist wie andere königliche Familienmi­tglieder auch ein bekennende­r Anhänger und Propagandi­st pseudomedi­zinischer Verfahren wie der wirkungslo­sen Homöopathi­e. Außerdem ist er Profiteur der Unvernunft seiner Untertanen, vertreibt er doch selbst diverse Mittelchen, die den Körper „entgiften“sollen – ein ebenfalls längst widerlegte­s pseudomedi­zinisches Konzept. Das alles ist in seiner Position bestenfall­s unverantwo­rtlich, womöglich gefährlich und jedenfalls nicht vernünftig.

Andreas Praefcke, Ravensburg

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