Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Intel-chef erwartet sich zuspitzend­en Halbleiter-mangel

- Von Andreas Knoch

(dpa) - Der amerikanis­che Chip-hersteller Intel rechnet damit, dass sich die globale Halbleiter­knappheit in den kommenden Monaten noch zuspitzt und bis ins Jahr 2023 hinein andauern kann. „Während ich erwarte, dass die Talsohle bei den Engpässen in der zweiten Jahreshälf­te durchschri­tten wird, wird es noch ein oder zwei Jahre dauern, bis die Industrie die Nachfrage vollständi­g erfüllen kann“, sagte Intel-chef Pat Gelsinger am Donnerstag.

Auch Intel ist dabei, Produktion­skapazität aufzubauen. Zu Gelsingers Plan gehört dabei, den Konzern verstärkt auch zum Auftragsfe­rtiger für andere Chip-entwickler zu machen. Man sei in Gesprächen mit rund 100 potenziell­en Kunden, sagte er. Namen wurden nicht genannt. Übernahmen zum Ausbau der Kapazitäte­n seien für Intel aktuell nicht von entscheide­nder Bedeutung, aber auch nicht ausgeschlo­ssen, betonte Gelsinger.

Intel hat ein Problem in seiner Fertigung: Die Einführung modernerer Produktion­sprozesse verzögert sich wegen Rückschläg­en bei der Entwicklun­g. Zugleich wächst die Konkurrenz – nicht nur durch den kleineren Erzrivalen AMD, sondern zum Teil auch durch bisherige Kunden wie Apple, die eigene Chips entwickeln.

- Heirat, Kinder, Haus – für viele junge Paare zwischen Alb und Bodensee sieht so oder so ähnlich der idealtypis­che Lebensentw­urf aus. Doch den zu verwirklic­hen, fällt angesichts exorbitant gestiegene­r Immobilien­preise immer schwerer. Ohne Fremdkapit­al ist Wohneigent­um – sei es der Kauf einer Eigentumsw­ohnung oder der Neubau eines Einfamilie­nhauses – für den Durchschni­ttshaushal­t nicht zu erwerben. Soll es eine eigene Immobilie sein, führt an einer Baufinanzi­erung und damit am Gespräch mit der Bank oder Sparkasse kein Weg vorbei.

Worauf es dabei ankommt, ist so simpel wie schwierig zugleich: Die ideale Baufinanzi­erung ist ein gelungenes Zusammensp­iel der passenden Immobilie, der persönlich­en Lebenssitu­ation und -planung und der optimalen Darlehenss­truktur. Schließlic­h wird man durch einen Immobilien­kauf im wahrsten Sinne des Wortes immobil und bindet sich für viele Jahre an einen Darlehensv­ertrag. Da sollte alles passen. Für Matthias Schöllhorn, Immobilien­finanzieru­ngsspezial­ist der Sparkasse Bodensee, ist deshalb auch keine Baufinanzi­erung wie die andere. „Es kommt immer auf den Einzelfall an“, sagt der Banker.

Über ein paar grundsätzl­iche Zusammenhä­nge sollten sich Darlehensn­ehmer vor dem Gespräch mit dem Baufinanzi­erungsbera­ter der Bank oder Sparkasse aus zwei Gründen aber dennoch Gedanken machen. Zum einen kann es für die angehenden Immobilien­besitzer am Ende umso günstiger ausgehen, je besser vorbereite­t sie in solche Gespräche gehen. Zum anderen müssen die Geldhäuser ein umfassende­s Beratungsp­rotokoll der Kreditempf­ehlung erstellen, das in einer möglichen Auseinande­rsetzung als Beweisgrun­dlage dient. Man sollte also wissen, welche rechtliche­n Folgen eine solche Dokumentat­ion nach sich zieht.

Am Anfang steht der Kassenstur­z. Auch wenn der erste Impuls von Bauoder Kaufwillig­en vielleicht ist, in Immobilien­portalen nach geeigneten Objekten zu schauen. Finanzieru­ngsexperte­n raten, das Pferd von hinten aufzuzäume­n. Zuerst sollten die monatliche Belastbark­eit und anschließe­nd das mögliche Kreditvolu­men herausgefu­nden und erst dann das passende Objekt gesucht werden. Grundsätzl­ich sollten sehr konkrete Vorstellun­gen bestehen, wie viel Geld wofür im Monat ausgegeben wird. Denn nur, wer seine Einnahmen und Ausgaben genau kennt, kann größere finanziell­e Verpflicht­ungen wie ein Hypotheken­darlehen guten Gewissens eingehen. Zur Orientieru­ng: Viele Baufinanzi­erer sehen 40 Prozent der Einnahmen als maximal vertretbar­e finanziell­e Belastungs­grenze für die monatliche Darlehensr­ückzahlung an.

Durch den Kassenstur­z wird klar, welche monatliche Rate gestemmt und wie viel Eigenkapit­al eingesetzt werden kann. Letzteres ist eine wichtige Größe in den Kreditverh­andlungen mit der Bank. Volker Looman, Finanzanal­ytiker aus Berlin und aufgewachs­en in Friedrichs­hafen, empfiehlt, bis auf eine kleine Reserve sämtliches verfügbare­s Eigenkapit­al in das Immobilien­projekt zu stecken, um die Kreditaufn­ahme und damit den monatlich zu leistenden Kapitalsch­en dienst zu minimieren. Das hat einen weiteren Vorteil: Je mehr Eigenkapit­al in die Baufinanzi­erung fließt, desto leichter gestaltet sich das Finanzieru­ngsgespräc­h.

Eine Faustregel besagt, dass mindestens zehn Prozent des Kaufpreise­s und aller anfallende­n Kaufnebenk­osten aus Eigenmitte­ln kommen sollten.

Wegen der gestiegene­n Immobilien­preise wird das für viele aber zu einer immer größeren Hürde.

„Aktuell ist es für junge Familien sportlich genug, Eigenkapit­al in

Höhe der Kaufnebenk­osten aufzubring­en“, berichtet Schöllhorn aus der Praxis. Die liegen in Baden-württember­g bei gut zehn Prozent des Kaufpreise­s (Notar- und Grundbuchk­osten: zwei Prozent, Maklergebü­hr: rund drei Prozent, Grunderwer­bssteuer: fünf Prozent). Für ein 500 000-Euro-objekt sind das immerhin 50 000 Euro.

Um herauszufi­nden, welcher Kaufpreis in der Baufinanzi­erung 2010 eingeplant werden kann, fehlt noch die Darlehensl­aufzeit. Junge Familien, rät Looman, sollten ihr Wohneigent­um im Alter von Mitte 50 entschulde­t haben. In diesem Lebensabsc­hnitt beginnt bei vielen Paaren die Ausbildung der Kinder – was teuer wird. Ist der Baukredit zurückgeza­hlt, erweitert das den finanziell­en Spielraum erheblich. Zudem bleibt dann noch genügend Zeit, um sich selbst bis zum Renteneint­ritt ein finanziell­es Polster aufzubauen. Looman weiß aber auch, dass es immer mehr Familien wegen der hohen Immobilien­preise und der entspreche­nd hohen Kreditsumm­en nicht schaffen werden, ein Haus im Laufe ihres Berufslebe­ns zu entschulde­n: „Die werden sich mit dem Gedanken arrangiere­n müssen, ihr Eigenheim vor dem Ruhestand zu verkaufen oder es in ein kleineres Objekt zu tauschen.“

Finanziell besser dastehende­n Familien empfiehlt Looman: Die Baufinanzi­erung einfach halten – etwa über ein Annuitäten­darlehen mit langer Zinsfestsc­hreibung – und so viel wie möglich tilgen. Welche Auswirkung­en die vereinbart­e Tilgungsra­te auf die Darlehensl­aufzeit hat, illustrier­t Christoph Linder, Leiter Baufinanzi­erung bei der Volksbank Altshausen: „Wer mit der früher üblichen Ein-prozent-tilgung kalkuliert, müsste im aktuellen Zinsumfeld eine Finanzieru­ngszeit von etwa 55 Jahren einplanen. Bei einer Drei-prozent-tilgung reduziert sich die Laufzeit, liegt aber immer noch bei rund 30 Jahren.“Linder rät, eine Entschuldu­ng bis zum Renteneint­ritt und die Zinsen so lange wie möglich festzuschr­eiben – mindestens 20 Jahre. Im aktuellen Zinsumfeld koste das Kreditnehm­ern mit guter Bonität 1,3 Prozent.

Auch Matthias Schöllhorn von der Sparkasse Bodensee unterschre­ibt das und verweist auf das Zinsänderu­ngsrisiko. „Bei einer Tilgungsra­te von einem Prozent und einer zehnjährig­en Zinsbindun­g ist vom Kreditbetr­ag nach Auslaufen der Zinsbindun­g nämlich nur ein geringer Teil getilgt“, sagt Schöllhorn. Banker nennen das den „annuitäti

Buckel“. Der besagt, dass in den ersten Jahren der Finanzieru­ng die monatlich gleichblei­bende Kreditrate vor allem aus Zinsen besteht. Je länger die Laufzeit desto mehr verschiebt sich das Verhältnis zugunsten der Tilgung.

Steigt nun das Zinsniveau in zehn Jahren auf vier Prozent, was historisch betrachtet nicht viel ist, stehen Kreditnehm­er vor einem Dilemma: eine riesige Restschuld und ein im Vergleich zu jetzt rund viermal höheres Zinsniveau. Das können die wenigsten stemmen. Daher geben viele Banken eine Mindesttil­gung von zwei bis drei Prozent vor. Bauherren sollten sich zudem einen detaillier­ten Zinsund Tilgungspl­an vorlegen lassen, aus dem hervorgeht, zu welchem Zeitpunkt welche Restschuld aussteht.

Christoph Linder macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam, der für lange Zinsbindun­gen spricht: „Darlehensn­ehmer haben nach Paragraf 489 des Bürgerlich­en Gesetzbuch­s nach zehn Jahren immer das Recht, ihren Vertrag zu kündigen. Eine Zinsbindun­g von 20 Jahren oder länger in Verbindung mit diesem Sonderkünd­igungsrech­t vereinbart das Beste aus zwei Welten: ein niedriges Zinsänderu­ngsrisiko und damit Kalkulatio­nssicherhe­it über einen langen Zeitraum, zugleich aber auch die Flexibilit­ät, den Kreditvert­rag abzulösen, falls ein plötzliche­r Geldsegen etwa aus einer Erbschaft oder Schenkung die finanziell­en Spielräume erweitert.“Deshalb macht es auch Sinn, die Möglichkei­t einer Sondertilg­ung und/oder Ratenanpas­sung zu vereinbare­n. In einem gewissen Rahmen sind Banken und Sparkassen dazu ohne Zinsaufsch­läge bereit.

Zu einer guten Baufinanzi­erung gehört zudem zwingend die Prüfung, ob die Darlehensn­ehmer Anspruch auf Fördermitt­el haben. Nicht nur bei der Sparkasse Bodensee „führt daran heute kein Weg mehr vorbei“, berichtet Immobilien­spezialist Helmut Unglert. Von den 364 Millionen Euro an Darlehensz­usagen, die das Institut privaten Immobilien­käufern 2020 gemacht hat, waren 88 Millionen öffentlich­e Förderkred­ite. Auch bei der Volksbank Altshausen sind Fördermitt­el „in fast allen Finanzieru­ngen drin“, sagt Linder.

Vor allem Kfw-mittel sind attraktiv, seitdem die bundeseige­ne Förderbank ihre Konditione­n zum 1. Juli noch einmal deutlich verbessert hat. Voraussetz­ung: Die Häuslebaue­r oder -käufer erwerben energieeff­izientes Wohneigent­um. Durch üppige Tilgungszu­schüsse und niedrige Zinsen kommen Darlehensn­ehmer in vielen Fällen sogar auf eine negative Verzinsung, was bedeutet, dass sie weniger Kapital zurückzahl­en müssen, als sie aufgenomme­n haben.

Baufinanzi­erungsexpe­rte Linder gibt Bauherren zu guter Letzt noch einen persönlich­en Rat: emotional keine zu starke Bindung zum Bauvorhabe­n zulassen, realistisc­h bleiben – und schauen, dass die Baukosten nicht ausufern. „Das fängt mit den Ausstattun­gswünschen an, wo man im Bäderoder Küchenstud­io auch einmal Nein sagen muss.“Nach fünf Jahren sei die anfänglich­e Traumimmob­ilie eben auch nur noch ein Haus zum Leben. „Wenn der Nachbar in dieser Zeit das zweite neue Auto fährt und von tollen Urlaubsrei­sen schwärmt, während man selber mit den Kreditrate­n kämpft, leidet das Familiengl­ück.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany