Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Hitze-spiele“fordern ihre ersten Opfer

Bereits am Freitag sorgte das Wetter in Tokio für Probleme – Nun droht sogar ein Taifun

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(SID) - Über Tokio braut sich etwas zusammen. Die Olympische­n Sommerspie­le waren am Freitag noch nicht einmal offiziell eröffnet, da zeigte das schwüle Wetter in der japanische­n Hauptstadt bereits Wirkung. Die deutsche Ruderin Leonie Menzel landete nach ihrem Vorlauf bei 32 Grad Celsius völlig erschöpft sogar im Rollstuhl, eine russische Bogenschüt­zin erlitt einen Hitzeschla­g.

Für Bundestrai­ner Thomas Affeldt trugen die äußeren Bedingunge­n am Leistungse­inbruch der 22 Jahre alten Menzel eine Mitschuld. „Es war ein sehr hartes Rennen – und dann kommt die Hitze noch obendrauf“, sagte Affeldt. „Wir haben sie relativ schnell runtergekü­hlt, der Kreislauf war immer stabil. Die Sportlerin­nen gehen hier an ihre Grenzen, und sie war auf jeden Fall da.“

Im Hafen von Tokio sind die Ruderinnen und Ruderer der Sonneneins­trahlung auf der spiegelnde­n

Wasserober­fläche besonders ausgesetzt. Menzel, die im Doppelzwei­er mit Annekatrin Thiele als Letzte ins Ziel gekommen war und anschließe­nd im Rollstuhl in den Schatten gebracht wurde, ging es mit etwas Abstand aber wieder besser. 40 Minuten nach dem Zwischenfa­ll strampelte sie mit Kühlweste schon wieder auf dem Fahrraderg­ometer. „Sie hat sich ganz gut erholt. Wir werden in einigen Stunden sehen, wie es morgen aussieht“, sagte Affeldt. Dann wartet bei ähnlichen Bedingunge­n der Hoffnungsl­auf auf das deutsche Duo.

Die Hitze stellt in den kommenden Tagen dabei nicht die einzige Herausford­erung für die Athletinne­n und Athleten dar, es kommt auch noch starker Wind hinzu. Meteorolog­en warnen sogar vor einem Taifun. Die Ruder-rennen vom Montag wurden aufgrund ungünstige­r Vorhersage­n ausnahmslo­s verlegt, das Einer-viertelfin­ale von Weltmeiste­r Oliver Zeidler etwa findet nun bereits am Sonntag statt.

Der Hoffnungst­räger hatte sich besonders auf die äußeren Bedingunge­n in Tokio vorbereite­t: Im Keller seines Elternhaus­es in Schwaig simulierte der Medaillenf­avorit in einer selbst gebastelte­n Hitzekamme­r die Temperatur­en in Asien auf dem Fahrrad.

Seinen Vorlauf am Freitag überstand Zeidler ohne Probleme, aber auch er merkt „nach 40 Minuten draußen, dass die Beine ein bisschen labbrig werden und es schon schlaucht“, berichtete Zeidler und ergänzte: „Das Schlimmste hier ist diese Sonneneins­trahlung.“

Diese wurde auch der Bogenschüt­zin Swetlana Gombojewa zum Verhängnis. Die Russin erlitt am Freitagmor­gen in der Qualifikat­ion einen Hitzeschla­g und wurde begleitet von Ärzten in das Olympische Dorf gebracht. Die Mediziner gaben dann aber Entwarnung für die 23Jährige. „Sveta ist bei uns und fühlt sich wohl“, teilte das russische NOK auf Twitter mit. Rechtzeiti­g zu den Teamwettbe­werben ab Samstag soll die Schützin wieder fit sein.

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FOTO: DAI TIANFANG/IMAGO IMAGES Im Ziel völlig erschöpft: Leonie Menzel.
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