Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mit Ratschläge­n vom Altmeister zur Überraschu­ng

Die deutschen Basketball­er sind nach 13 Jahren wieder bei Olympia dabei – Dirk Nowitzki gibt wichtige Tipps

- Von Thomas Wolfer

(dpa) - Diesen Moment mit der deutschen Fahne in der Hand wird Dirk Nowitzki niemals vergessen. Olympia-eröffnungs­feier 2008, der beste deutsche Basketball­er der Geschichte läuft in Peking vor seinen Landsleute­n ins Stadion ein. Alle jubeln ihm zu, er jubelt zurück. Für den Würzburger bedeutete die Teilnahme an den Sommerspie­len in China die Erfüllung eines Kindheitst­raums. 13 Jahre später ist die deutsche Nationalma­nnschaft erstmals wieder bei dem Turnier dabei. Grund genug für den mittlerwei­le 43 Jahre alten Nowitzki, der 2019 zurücktrat, seinen Nachfolger­n ein paar Ratschläge zu geben.

„Vergesst nicht, diese Zeit zu genießen!“, schrieb der frühere Nbasuperst­ar der Dallas Mavericks in einem Beitrag für das „20.20 Magazin“an die nächste Generation: „Holt alles aus euch raus, versucht so gut wie möglich abzuschnei­den. Auch, wenn die Spiele von Tokio unter den schwierige­n Bedingunge­n der Pandemie bestimmt ganz anders werden als alle davor: Macht trotzdem eure Augen auf. Guckt nach rechts und links. Saugt das Besondere auf!“

Nowitzki hat recht. In Tokio wird alles anders als noch in Peking. Er kam damals gerne als Fan zum Handball, Hockey oder Beachvolle­yball, sah Usain Bolt sprinten. Das alles bleibt dem Team von Bundestrai­ner

Henrik Rödl nun verwehrt. Die strengen Corona-regeln sorgen dafür, dass Besuche anderer Sportarten nicht gestattet werden. Nowitzki schloss in seiner Olympia-zeit eine bis heute anhaltende Freundscha­ft mit Tischtenni­s-star Timo Boll, der im Athletendo­rf im gleichen Haus wohnte. Kapitän Robin Benzing muss mit seinen Teamkolleg­en hingegen weitgehend unter sich bleiben und auf das besondere Flair verzichten.

Am Sonntag (6.40 Uhr) ist die Auswahl des Deutschen Basketball-bundes in der Saitama Super Arena gegen Italien erstmals gefordert. Danach geht es in Gruppe B noch gegen Nigeria und Australien. Während der Wmvierte

Australien in Japan erneut Medaillena­mbitionen hat, spielen im Zwölf-mann-kader Nigerias acht Profis aus der NBA. Nur Favorit USA reist mit noch mehr Spielern aus der stärksten Liga der Welt an. Die Chance aufs Weiterkomm­en besteht trotzdem. Nicht nur die Erst- und Zweitplatz­ierten ziehen direkt ins Viertelfin­ale ein, auch zwei der drei Gruppendri­tten kommen direkt in die Runde der besten Acht.

„Unsere Gruppe ist sehr, sehr stark. Man muss versuchen, sich eine Siegchance in jedem Spiel zu erarbeiten. Aber es sind schon sehr, sehr gute Gegner“, sagte Rödl. Die Mannschaft habe sich aber bestens in Japan eingelebt und verfolgt einen klaren Plan: „Es soll unbequem sein, gegen uns spielen zu müssen, wir sind schwer auszurechn­en. Wir möchten in Tokio natürlich die mannschaft­liche Geschlosse­nheit, den Teamgeist zeigen, der uns in Split letztlich den Erfolg gebracht hat.“Mit dem Gewinn des Qualifikat­ionsturnie­rs in Kroatien hatte sich die Auswahl erst kurzfristi­g für die Spiele qualifizie­rt.

Genau wie 2008, als das bei einem Turnier in Athen gelang. Später war im olympische­n Turnier in der Vorrunde Schluss. Ein Sieg aus fünf Spielen war für Nowitzki und Co. zu wenig. Dieses Mal soll es weiter gehen. Auch ohne NBA-STAR Dennis Schröder sollen Siege her, die Qualifikat­ion auf den letzten Drücker bringt das DBB-TEAM in eine durchaus komfortabl­e Position: Es gibt nichts zu verlieren. „Bei Olympia sind die besten zwölf Mannschaft­en der Welt, dann ist jedes Spiel schwer“, sagte Rödl vor der Rückkehr nach Saitama. Schon 2006 spielte Deutschlan­d bei der WM im Norden Tokios. Nowitzki war damals der Anführer, wurde mit 209 Punkten bester Werfer der Weltmeiste­rschaft. Nun wird er als Zuschauer verfolgen, was seine sportliche­n Erben leisten. Vorher wies er noch mal auf die für ihn so besondere Bedeutung hin: „Für einen deutschen Basketball­er waren die Olympische­n Spiele immer das Größte, was man erreichen konnte.“

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Noch immer schwärmt Dirk Nowitzki vom Stadionein­lauf als Fahnenträg­er 2008. Sein Tipp an die Nachfolger: Genießen!

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