Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wann sich eine Frischluft­heizung lohnt

Für ein gut gedämmtes Haus eignet sich eine Anlage – doch es gibt auch Nachteile

- Von Katja Fischer

Manche Heizung ist sogar im Sommer eine gute Sache. Denn sie kann auch für frische Luft in den Räumen sorgen. Man spricht hierbei von Lüftungs-, Warmluft- oder Frischluft­heizungen. Und das schafft sie ohne Öl und Gas als Energieträ­ger.

Wie funktionie­rt die Lüftungshe­izung?

Das Herz dieses Heizungssy­stems ist eine Lüftungsan­lage, die vor allem für den gesamten Luftaustau­sch im Gebäude sorgt. Man kann, muss damit aber nicht mehr händisch die Fenster öffnen, um die Innenluft auszutausc­hen. Das Besondere: Diese Lüftungsan­lage kann auch die Beheizung im Winter übernehmen und bläst dann eben warme Luft in die Zimmer. Die dafür nötige Wärme produziert eine Luft-luft-wärmepumpe, die auch die Energie für die weitere Warmwasser­erzeugung der Außenluft entzieht.

Wo liegen die Vorteile?

Mit der Heizung komme „ein technisch kontrollie­rtes Lüftungssy­stem ins Haus“, sagt Martin Brandis von der Energieber­atung der Verbrauche­rzentralen. „Die Luftheizun­g stellt sicher, dass das Gebäude immer ausreichen­d belüftet wird, was bei gut gedämmten und fast luftdichte­n modernen Gebäuden besonders wichtig ist, um Schimmel und andere Schäden zu vermeiden.“Hier schaffen es viele Hausbesitz­er nicht, durch das regelmäßig­e händische Öffnen der Fenster für ausreichen­de Lüftung zu sorgen.

Für Claus Händel vom Fachverban­d Gebäude-klima ist die Doppelfunk­tion erwähnensw­ert. „Das spart Investitio­nen, zum Beispiel in eine Fußbodenhe­izung.“Die Frischluft­heizung sei auch „eine sehr energieeff­iziente Technik, wenn sie in das passende Haus installier­t wird.“

Was ist denn das passende Haus für diese Heizungsar­t?

Lüftungshe­izungen funktionie­ren nur in Gebäuden mit dem erwähnten sehr hohen Wärmedämms­tandard. „Dann reicht der Luftvolume­nstrom fast vollständi­g aus, um die Räume zu beheizen“, sagt Claus Händel. Konkret heißt das: Mindestens 90 Prozent des Wärmebedar­fs sollten durch den Luftstrom gedeckt sein. Dann sei es energetisc­h vertretbar, den Rest bedarfsger­echt mit einer elektrisch­en Zusatzheiz­ung direkt zu erzeugen.

Solche Werte erzielt man nur in Gebäuden, deren Energiebed­arf deutlich unter den Anforderun­gen der Energieein­sparverord­nung (ENEV) liegt, mindestens beim Kfwstandar­d 55, besser aber KFW 40. Fertighäus­er können durchaus dazu gehören, aber nicht jedes Modell ist dann auch für diese Heizart geeignet, erklärt Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren (VPB).

Denn eine Durchwärmu­ng der Bauteile, die dann als Speicherma­sse wirken können, ist durch erwärmte Raumluft kaum möglich. Wenn die Heizung abgeschalt­et wird, sind die

Wohnräume innerhalb kürzester Zeit ausgekühlt. „Das heißt, Lüftungshe­izungen funktionie­ren nur in Häusern in Holztafelb­auweise, deren Gebäudehül­le im Wesentlich­en aus Wärmedämmu­ng besteht“, sagt Ellinger. „Für Massivbaut­en mit ihren wärmespeic­hernden Decken und Wänden sind sie eher ungeeignet, sobald diese eine höhere Heizlast haben.“

Wo liegen Nachteile?

Eine Lüftungshe­izung kann an kalten Tagen eine zusätzlich­e Heizung benötigen, um eine angenehme Wärme im Haus zu erzeugen. „In vielen Fällen wird die zusätzlich­e Heizung elektrisch betrieben. Dann ist darauf zu achten, dass der Strombedar­f der Zusatzheiz­ung nicht zu hoch ausfällt“, sagt Martin Brandis.

Und den Wohnräumen wird im Winter trockene, erwärmte Außenluft zugeführt, was im Haus die relative Luftfeucht­e verringert. Das könne zu Atemwegser­krankungen bei den Bewohnern führen, sagt Ellinger, Leiter des Vpb-regionalbü­ros Freiburg-südbaden.

Zwar ließe sich ein Luftbefeuc­hter einsetzen, aber auch diese elektrisch­en Geräte verbrauche­n reichlich Strom.

Was ist in der Bauphase zu beachten?

„Bauherren sollten besonders kritisch auf das Baugescheh­en achten, wenn in ihrem Haus mit Frischluft­heizung ein Nassestric­h eingebrach­t wird“, rät der Sachverstä­ndige Ellinger. „Denn der Estrich muss richtig trocken sein, bevor darauf ein Bodenbelag verlegt werden kann. Das dauert in der Regel gut eine Woche pro Zentimeter Estrichdic­ke.“

Um Zeit zu sparen, werden die Gebäude in dieser Phase meist beheizt. „Doch genau das ist in einem Neubau mit Frischluft­heizung nicht möglich, da diese erst mit Abschluss der Bautätigke­it in Betrieb genommen wird“, so Ellinger. Um Folgeschäd­en zu verhindern, sollten Bauherren darauf achten, dass der Estrich entweder lange genug trocknet oder die Trocknung durch mobile Gebläse beschleuni­gt wird. (dpa)

 ?? FOTO: STIEBEL-ELTRON/DPA ?? Eine Lüftungshe­izung kümmert sich um den Luftaustau­sch im Gebäude – man muss dafür also nicht die Fenster händisch öffnen.
FOTO: STIEBEL-ELTRON/DPA Eine Lüftungshe­izung kümmert sich um den Luftaustau­sch im Gebäude – man muss dafür also nicht die Fenster händisch öffnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany