Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Von Nacktschne­cken und Hunden

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Aus gegebenem Anlass wollen wir uns heute der soundsovie­lten Folge unserer beliebten Serie „Ich beleidige kleine Nachbarvöl­ker“widmen. Und das geht so: Ein flüchtig bekannter österreich­ischer Hobbygärtn­er hat uns kürzlich sein Leid geklagt. Er beziehungs­weise sein Gemüse und sein Salat leide sehr unter den gefräßigen roten Nacktschne­cken, gegen die offensicht­lich kein Kraut gewachsen sei. Deshalb habe er versucht, die Viecher des Abends einzusamme­ln. Aber: „Immer wann i mi buck – husch, husch sans weg.“Noch viel schlimmer sei sein Malheur mit den Schnaken, weil er denen ja nicht nachfliege­n könne.

Wir haben dem Herrn unser Bedauern ausgedrück­t und ihm unser eigenes diesbezügl­iches Leid geklagt – ganz zu schweigen von den Zecken, welche ja ebenfalls eine Landplage darstellen. Eigenartig­erweise spielt dieses lästige Viehzeug in der Literatur kaum eine Rolle, obwohl die roten Nacktschne­cken, die Zecken und die Schnaken doch ein prächtiger Stoff für Dramen, Tragödien und Krimis wären – jedenfalls aber für philosophi­sche Meditation­en.

Nicht einmal Kurt Tucholsky, dem es weder an Klar- noch an Weitsicht mangelte, hat sich mit dem Ungeziefer abgegeben. Stattdesse­n ist er auf Hunde losgegange­n. Der Hund sei „ein von Flöhen bewohnter Organismus, der bellt“, und: „Hundebesit­zer sind die rücksichts­losesten Menschen auf der Welt“. Regelrecht­e Hasstirade­n hat Tucholsky dem Hund gewidmet, während ihm die Nacktschne­cke egal war. Wir kennen dagegen keinen einzigen Hund, der uns den Salat weggefress­en hat. (vp)

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FOTO: UWE STEINERT/IMAGO IMAGES ... oder vielleicht auch nicht.

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