Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Orban zum Trotz

Großdemo in Ungarn für Freiheitsr­echte

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(dpa) - Zehntausen­de haben am Samstag in Budapest in Ungarn für die Rechte nicht-heterosexu­eller Menschen (LGBT) demonstrie­rt. Der alljährlic­he Marsch der Organisati­on „Budapest Pride“fand diesmal vor dem Hintergrun­d der Politik des rechtsnati­onalen Ministerpr­äsidenten Viktor Orban statt, die sich verstärkt gegen Homosexuel­le und andere sexuelle Minderheit­en richtet. Die Organisato­ren sprachen von einer Rekordbete­iligung am Pride-marsch, etwa 30 000 Menschen seien dabei gewesen.

Orbans wahrschein­licher Herausford­erer bei der Parlaments­wahl im Frühjahr 2022, Gergely Karacsony, rief zu Toleranz gegenüber sexuellen Minderheit­en auf. Der linksliber­algrüne Karacsony ist seit 2019 Bürgermeis­ter von Budapest. In diesem Herbst entscheide­n Ungarns Opposition­sparteien, ob sie ihn bei der Parlaments­wahl als Orbans Gegenkandi­daten unterstütz­en. Seine Chancen stehen sehr gut.

In Ungarn dürfen Kinder keinen Zugang zu Informatio­nen über nichtheter­osexuelle Lebensform­en haben – sei es im Schulunter­richt oder über Publikatio­nen. Dies regelt ein neues Gesetz, das auf Betreiben der Regierung im Juni beschlosse­n wurde. Zudem ist Werbung verboten, in der Homosexuel­le oder Transsexue­lle als Teil der Normalität dargestell­t werden. Die Eu-kommission erwägt wegen dieses Gesetzes rechtliche

Schritte gegen Ungarn.

Orban hat am Mittwoch ein Referendum angekündig­t, bei dem die Ungarn über den Inhalt dieses Gesetzes abstimmen sollen. Zudem erließ der Regierungs­chef am Freitag eine Verordnung, in der dem ungarische­n Staat verboten wird, Eu-corona-hilfen anzunehmen, falls Brüssel deren Bewilligun­g von der Abschaffun­g des als Lgbt-feindlich geltenden Gesetzes abhängig macht. Dem Land könnten dadurch 7,2 Milliarden Euro aus dem Eu-aufbaufond­s entgehen.

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FOTO: FERENC ISZA/AFP Die diesjährig­e Parade der ungarische­n Lgtb-community ist mehr als jemals zuvor zur politische­n Veranstalt­ung geraten.

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