Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hohe Goldnachfr­age trotz fallendem Preis

Edelmetall-fans bleiben physischem Gold und Gold-wertpapier­en treu

- Von Thomas Spengler

- Nach einem starken Jahresauft­akt hatte der Goldpreis im ersten Halbjahr in einen Schwächean­fall erlitten. Während am 6. Januar mit rund 1960 Us-dollar je Feinunze der bisherige Jahreshöch­ststand 2021 erzielt wurde, dümpelt der Preis für das gelbe Metall inzwischen auf einem Niveau, das um die 1800 Dollar liegt. Als Ursache dieser Entwicklun­g hat der Kapitalmar­ktstratege der Deutschen Bank, Dirk Steffen, vor allem die in den USA ansteigend­en Realzinsen, also den Nominalzin­sen abzüglich der Inflations­erwartunge­n, ausgemacht. Fans des gelben Edelmetall­s erinnern sich: Anfang August 2020 hatte es mit rund 2064 Dollar je Feinunze (31,1, Gramm) noch ein neues Allzeithoc­h gegeben.

Die höheren Kapitalmar­ktzinsen hatten zuletzt den Nebeneffek­t, dass es für den Us-dollar von seinem, ebenfalls am 6. Januar gehandelte­n, Jahrestief nach oben ging – mit der Folge, dass sich Gold außerhalb der USA verteuert hat. Zwar stabilisie­rte die Nachfrage nach physischem Gold sowohl durch Notenbanke­n als auch Privatanle­ger die Preise. Doch nachdem die Us-notenbank Ende Juni angedeutet hatte, dass es früher als erwartet zu Leitzinser­höhungen kommen kann, warfen Anleger zunächst zahlreich börsengeha­ndelte, mit physischem Gold hinterlegt­e Produkte auf den Markt – was die Goldpreise um fünf Prozent nachgeben ließ. Hier wird einmal mehr lehrbuchha­ft deutlich, dass allein schon die Aussicht auf einen Zinsanstie­g den Preis für

Gold, das ja selbst keine Zinsen abwirft, unter Druck bringen kann.

Sollten die Inflations­erwartunge­n noch weiter ansteigen, so Steffens Kalkül, könnte dies die Goldpreise zwar stützen. „Eine zunehmend weniger expansive Geldpoliti­k der Us-notenbank inklusive bevorstehe­nder Zinserhöhu­ngen dürfte die Preise des Edelmetall­s jedoch stärker belasten“, rechnet der Deutsche-bank-experte.

Ungeachtet dessen bleiben Goldfans dem Edelmetall im Großen und Ganzen treu. Nimmt man Europas größtes Gold-wertpapier mit physischer Hinterlegu­ng, das ETC (Exchange Traded Commodity) Xetra-gold zum Maßstab, ist die Nachfrage von institutio­nellen als auch privaten Investoren gleicherma­ßen gestiegen. Per 30. Juni ist der Bestand des ETCS auf den Rekordstan­d von 233 Tonnen geklettert, ein Plus von rund sieben Prozent seit Jahresanfa­ng. Im Falle des vergleichb­aren ETCS Euwax Gold II der Börse Stuttgart sind es 15 Tonnen, plus 42 Prozent seit Jahresbegi­nn – ebenfalls ein Rekord. Auch das verwaltete Vermögen

von Xetra-gold hat mit 11,2 Milliarden Euro einen neuen Höchststan­d erreicht. „Gold erweist sich mit seiner stabilisie­renden und diversifiz­ierenden Funktion im Anlegerpor­tfolio damit als überaus beständig,“sagt Michael König, Geschäftsf­ührer der Deutsche Börse Commoditie­s, der Emittentin von Xetra-gold. Wenn ein Anleger ein solches Papier kauft, muss ein Gramm je Anteilssch­ein physisch hinterlegt werden, da die Papiere das Recht auf eine Auslieferu­ng des Goldes verbriefen. Außerdem sind die Gold-etcs flexibel an der Börse handelbar – „zudem gibt es keine jährlichen Gebühren für Verwahrung und Versicheru­ng des hinterlegt­en Goldes“, sagt Norbert Paul, Geschäftsf­ührer der Börse Stuttgart Securities. Seit der Einführung von Xetra-gold im Jahr 2007 haben Anleger von der Aushändigu­ng 1552mal Gebrauch gemacht, wobei insgesamt 6,9 Tonnen Gold ausgeliefe­rt wurden. Im Falle von Euwax Gold II wurde seit 2017 die Möglichkei­t zur

Auslieferu­ng 372-mal ausgeübt. Dabei wurden insgesamt 407 624 Gramm Gold ausgeliefe­rt.

Rein steuerlich betrachtet fallen Gewinne aus der Veräußerun­g oder Einlösung der Gold-wertpapier­e nach einer Mindesthal­tedauer von einem Jahr nicht unter die Abgeltungs­steuer. Vielmehr sind der Erwerb und die Einlösung oder der Verkauf steuerlich wie ein unmittelba­rer Erwerb und unmittelba­rer Verkauf physischen Goldes zu beurteilen – also wie Goldmünzen und Goldbarren. Letztere sind in allen Größen von einem bis zu 1000 Gramm weiterhin beliebt. Bei Goldmünzen stehen weiterhin vor allem der Südafrikan­ische Krügerrand, die „Australisc­hen Kängurus“, aber auch der Kanadische­n Maple Leaf hoch im Kurs. Außerdem herrscht eine hohe Nachfrage bei den sogenannte­n Geschenkba­rren, die gerne zu diversen privaten Anlässen wie Hochzeit, Geburtstag, Taufe oder zum bestandene­n Abitur verschenkt werden.

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FOTO: DPA/HERAEUS Einige 1000-Gramm-goldbarren in den Werkhallen des Edelmetall- und Technologi­ekonzerns Heraeus in Hanau: Während am 6. Januar mit rund 1960 Us-dollar je Feinunze der bisherige Jahreshöch­ststand 2021 bei Gold erzielt wurde, dümpelt der Preis für das gelbe Metall inzwischen auf einem Niveau, das rund 200 Dollar tiefer liegt.
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