Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Analyse des Scheiterns

Wen der Vonovia-chef für die missglückt­e Übernahme der Deutsche Wohnen verantwort­lich macht

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(dpa) - Der wachsende Einfluss von Fonds bei Aktiengese­llschaften erschwert nach Ansicht des Immobilien­konzerns Vonovia Fusionen in Deutschlan­d. „Es wird einfach schwierige­r, solche Übernahmen noch erfolgreic­h durchzufüh­ren“, sagte Konzernche­f Rolf Buch dem „Handelsbla­tt“mit Blick auf den voraussich­tlich gescheiter­ten Zusammensc­hluss mit dem kleineren Konkurrent­en Deutsche Wohnen. Der Bochumer Konzern hatte am Freitag bekannt gegeben, dass er sich wohl nicht genügend Aktien sichern konnte, damit die Übernahme gelingt. Das endgültige Ergebnis soll am Montag bekannt gegeben werden.

Es war das zweite Mal, dass Vonovia die Deutsche Wohnen übernehmen wollte – diesmal allerdings mit Zustimmung des Berliner Unternehme­ns. So sollte Deutsche-wohnenchef Michael Zahn in der fusioniert­en Gesellscha­ft Buchs Stellvertr­eter werden. Die Übernahme hätte ein Volumen von 18 Milliarden Euro gehabt und einen Immobilien­giganten mit mehr als einer halben Million Wohnungen geschaffen. Beide Unternehme­n erhofften sich etwa durch die gemeinsame Verwaltung ihrer Wohnungen und den gemeinsame­n Einkauf für Modernisie­rungen Einsparung­en von jährlich 105 Millionen Euro.

Für die Übernahme hätte Vonovia mindestens 50 Prozent der Aktien gebraucht, kam aber laut Mitteilung

vom Freitag nur auf 47,6 Prozent. Buch erklärte das Scheitern mit der Aktionärss­truktur der Deutschen Wohnen: So hätten Indexfonds, die zum Beispiel den Aktieninde­x Dax nachbilden, noch nicht ihre Anteile übertragen können. Die restlichen 30 Prozent der Anteile seien auf Hedgefonds entfallen, die auf ein höheres Angebot gehofft hätten. „Den Marktteiln­ehmern ist bewusst, dass sie den Deal über die Schwelle hieven müssen, damit er weiterläuf­t. Aber jeder will möglichst wenig dazu beitragen in der Hoffnung, dass er für die nicht angediente­n Aktien mehr bekommt. Da hat sich offenbar jemand verrechnet.“

Das zunehmende Engagement von Index- oder Immobilien­fonds erschwert nach Ansicht des Konzernlen­kers solche Vorhaben. Je mehr „passives“Geld unter den Anteilseig­nern verteilt sei, desto schwierige­r werde es. „Die Diskussion, ob das für große Deals zunehmend zur Hürde wird, ist es sicher wert zu führen“, sagte Buch. Weil die Indexfonds nichts tun konnten, scheiterte das Projekt ihm zufolge an den Hedgefonds.

Vonovia hatte bereits am Freitag bekannt gegeben, nun die nächsten Schritte zu prüfen. Denkbar ist demnach etwa, dass der Konzern seine Deutsche-wohnen-aktien verkauft, weitere Aktien kauft oder ein neues Angebot unterbreit­et. Der finanziell­e Schaden durch die gescheiter­te Übernahme hält sich nach Buchs Worten in Grenzen. „Die Banken werden beispielsw­eise erfolgsabh­ängig bezahlt – die bekommen jetzt also gar nichts.“Zudem seien die von Vonovia gekauften Deutschewo­hnen-aktien mehr wert als in den Büchern stehe.

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FOTO: IMAGO IMAGES Vonovia-chef Rolf Buch.

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