Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Helge Schneider vergeht das Lachen
Entertainer bricht Konzert in Augsburg ab – Nun droht ihm ein juristisches Nachspiel
(dpa) - Extravagant, schrullig und ein bisschen verrückt: Der Unterhaltungskünstler Helge Schneider (65, „Katzeklo“) polarisiert gerne und geizt nicht mit seiner Meinung. In Augsburg konnte der Musiker bei einem Konzert nun nicht mehr an sich halten und machte seinem Ärger über die Gastronomiemitarbeiter Luft, die an dem Abend das Publikum bedienten: „Ich muss sagen, das geht mir ziemlich auf den Sack. Ich habe keine Lust mehr“, sagte er am Freitag, brach seine Show ab und verließ unversehens die Bühne.
Diese Entscheidung könnte für den Künstler ein juristisches Nachspiel haben. Der Veranstalter habe einen Anwalt eingeschaltet, sagte die Sprecherin des Unternehmens für die Festivalreihe in Augsburg und Rosenheim, Birgit Gibson, am Sonntag. Nun werde etwa geprüft, ob Schneider Schadenersatz leisten müsse. Das Management des Entertainers war am Sonntag zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
„Das Konzept ist jedem Künstler vorher bekannt“, sagte Gibson. Schneider sei zudem schon bei dem Festival in Wiesbaden aufgetreten. Ein Versuch des Veranstalters, mit dem 65-Jährigen nach dem abrupten Abbruch seiner Show zu sprechen, sei an dem Abend gescheitert. Man hätte sogar das Bewirten eingestellt, wenn Schneider weitergemacht hätte, sagte Gibson. Bislang warte der Veranstalter auf eine Stellungnahme des Entertainers, unter anderem dazu, wie es nun weitergehen soll. „Er war für acht Shows gebucht.“Sechs Auftritte stehen also noch aus.
Schneider hatte dem verdutzten Publikum am Freitagabend gesagt:
„Also ich breche die Strandkorbkonzerte an dieser Stelle ab. Es tut mir sehr leid. Vielleicht könnt Ihr Euer Geld wiederkriegen“, sagte er zu den Besuchern, wie in einem Video bei Youtube zu sehen ist. „Das macht wirklich keinen Spaß. Man kriegt keinerlei Kontakt zum Publikum. Hier laufen auch andauernd Leute rum. (…) Bitte habt Verständnis dafür: Ich als Künstler kann unter diesen Umständen überhaupt nichts mehr machen.“Dann sagte Schneider noch: „Das System ist einfach fadenscheinig und dumm.“Ob er damit auf die Corona-auflagen in der Pandemie etwa für Künstler anspielte, wird nicht deutlich.
„Wenn Herr Schneider sagt, er bekommt kein Feedback vom Publikum, dann muss er sich fragen, ob es vielleicht an ihm liegt“, sagte Festivalsprecherin
Gibson. Viele Gäste hätten sich zudem sehr über das plötzliche Ende der Show geärgert.
Bei dem Festival „Strandkorb Open Air“soll es in diesen Sommer Konzerte in mehreren Städten geben – die Fans sitzen in Strandkörben unter freiem Himmel. Die Besucher bekommen einen festen Korb zugewiesen, um Abstände zu anderen Gästen einzuhalten. Zudem gibt es weitere Maßnahmen, damit sich das Publikum möglichst nicht begegnet. Getränke und Speisen können die Konzertund Veranstaltungsbesucher direkt an ihre Körbe bestellen.
Am Samstag erklärte Schneider sein Verhalten in einem Video auf Twitter: „Ich habe es abgebrochen aufgrund massiver Störungen seitens der Gastronomie, die ihre Mitarbeiter immer an der Bühne vorbeischickten, um das Publikum mit Getränken zu versorgen.“Er habe sich abgelenkt gefühlt und erst später erfahren, dass diese Menschen andere bewirteten. „Ich muss ehrlich sein. Ich will kein Scheiß-konzert geben. Und ich spule auch nicht einfach nur ab. Sondern ich erfinde während des Konzerts auch Sachen. Ich will ja auch Leute begeistern“, sagte er weiter und bedankte sich bei denjenigen Besuchern, die seine Entscheidung respektiert hätten.
Ob der 65-Jährige seinen Auftritt in Augsburg nachholen wird, blieb zunächst unklar. „Ich hoffe, dass wir uns wieder sehen zu besseren Konditionen“, sagte Schneider lediglich. Erst kürzlich hatte sich der Entertainer über die teils große Entfernung zum Publikum bei manchen Auftritten während der Pandemie-zeit beklagt.
Dem Veranstalter zufolge kann das Publikum von Augsburg seine Eintrittskarten zurückgeben und bekommt das Geld zurück.