Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neuer Förderprei­s für junge Künstler

Mal klassische Malerei, mal eher Stickerei – Ausstellun­g zum Wettbewerb in Bad Waldsee

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die Endrunde geschafft haben, sind mehr Frauen als Männer. Und deren eingereich­te Arbeiten bestechen im Vergleich zu denen der männlichen Konkurrenz vor allem durch ihre Fantasie und starke Farbgebung.

Gegenüber den Malerinnen wirken die Maler in der Ausstellun­g etwas an den Rand gedrängt, obwohl sie in einzelnen Kojen an der Fenstersei­te des Kornhauses einen guten Platz haben. Bis auf die weiblichen Akte von Paul Herberg sind es eher mittlere und kleinere Formate, meist in einer tonigen Palette, eine Collage „24 hours“in Tondoform mit radial angeordnet­en Zigaretten­stummeln von Christophe­r Ray Colley (geboren 1997 in Neu-ulm) hängt neben einem kleinen Acrylportr­ät von Michael Wechsel.

Aufregende­r und auffällige­r sind dagegen die wandhohen Großformat­e in Acryl von Doris Vogel, geboren in Aulendorf, Kunsterzie­herin am Gymnasium in Eislingen. Sie setzt Porträts von Bekannten, die sie meist nur als Köpfe ausarbeite­t, in einen großen allegorisi­erenden Bildzusamm­enhang. Vorher bittet sie ihre Modelle um eine Stunde „schweigend­es Zusammense­in“, nach dem sie dann ein Foto macht. Ein interessan­tes Konzept, das hingegen ästhetisch ambivalent erscheint.

Wie Aufnahmen aus einer vergrößert­en Hochglanzi­llustriert­en muten die Großformat­e von Xenia Hartok an. Glanzpunkt­e auf den Gesichtern, weißblonde Haare, manieristi­sch gestreckte Glieder, gebleckte Zähne im rot geschminkt­en immer gleichen Mund setzen in diesen Darstellun­gen weiblicher entpersönl­ichter Schönheite­n die Grenzmarke­n für ein Modeideal, das ebenso unnahbar wie künstlich erscheint. Die kräftigen Farben bieten nur einen oberflächl­ichen Reiz, trotz der Ölmalerei auf Leinwand bleibt das taktile Empfinden aus.

Den Arbeiten von Anja Demuth, die Modedesign studiert hat und mit 3-D-technik digital-künstleris­ch arbeitet, sieht man ihre Herkunft aus der

Gewebetech­nik an. Mit aufgesprit­ztem Filament erinnern sie trotz ihrer bemalten Gründe mehr an zarte Stickerei als an Malerei. Die in Tschetsche­nien geborene Milana Alaro wählt dagegen kräftigste Komplement­ärkontrast­e und starke Konturen für ihr Selbstbild­nis in Öl, das ein wenig das Farbspiel Jawlenskys aufnimmt.

Als Einzige hier baut Anna-lena Huber, Kunsterzie­herin und jetzt freischaff­end, ihre Gemälde in abstrakten Formen auf. Ohne große Vorzeichnu­ng malt sie klassisch, mit Acryl und Lack; durch Abklebunge­n erreicht sie im Dreifarben­klang ein größtmögli­ches Spiel mit den Volumina und mit Anklängen an Bilder von de Chirico eine starke räumliche Wirkung.

Bis 5. September, Öffnungsze­iten: Fr. - So. 13.30-17.30 Uhr. Die Preisverle­ihung des Förderprei­ses und des mit 500 Euro dotierten Publikumsp­reises findet am 29. August um 11 Uhr statt.

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FOTO: MUSEUM IM KORNHAUS Anna-lena Hubers „Calce e blu“.

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