Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Personell gut aufgestellt, aber Bedarf bei Fahrzeugen
Feuerwehrbedarfsplan für die Wehren in Altheim und Heiligkreuztal steht – Mängel am Feuerwehrgerätehaus in Heiligkreuztal
- In Eigenregie haben Verantwortliche der Altheimer und Heiligkreuztaler Wehren den Feuerwehrbedarfsplan erstellt und der Gemeinde damit Kosten gespart. Dafür gab es bei der Gemeinderatssitzung in Heiligkreuztal ein großes Dankeschön an Feuerwehrkommandant Bernd Wiedmann, Abteilungskommandant Joachim Dreher und die Stellvertreter Tobias Haimayer und Berthold Bucher. In 250 Stunden ehrenamtlicher Arbeit sammelten sie nach Zuarbeit der Gemeinde Daten und Fakten, stellten den Ist-zustand von Mannschaftsstärke und Fahrzeugausstattung zusammen, äußerten aber auch Schwächen und künftigen Bedarf.
Kommandant Bernd Wiedmann trug bei der Sitzung eine Zusammenfassung des Feuerwehrbedarfsplans vor. Dieser offenbarte, dass Handlungsbedarf besteht, wie bei einem wasserführenden Fahrzeug für Heiligkreuztal. Das derzeitige Tragkraftspritzenfahrzeug genügt den im Feuerwehrgesetz Baden-württemberg festgeschriebenen Vorschriften einer Mindestausstattung nicht mehr. Als zeitnah notwendige Ersatzbeschaffung nannte Wiedmann ein Minilöschfahrzeug. Mehr Zeit bleibt der Gemeinde für den Ersatz der vorhandenen Feuerwehrfahrzeuge in Altheim, ein Löschfahrzeug 10/6, ein Mannschaftstransportwagen und ein Löschanhänger. Die Jahre 2034, beziehungsweise 2036 stehen hier im Plan. Allerdings: Da der Mannschaftstransportwagen
zusammen mit dem Anhänger als zweites Löschfahrzeug verwendet wird, steht er für seine eigentlichen Zwecke, nämlich dem Transport von Mannschaft und Geräten, nicht zur Verfügung. Deshalb sprechen sich die Feuerwehrverantwortlichen als Ersatz für den Löschanhänger für die Beschaffung eines Minilöschfahrzeugs aus. Die Jahre 2027 bis 2030 erachten sie dafür als zielführend.
Mit mobilen Gerätschaften für Brandeinsätze und technische Hilfeleistungen sind die Wehren ausreichend ausgestattet, wird festgestellt. Nach dem Hochwasser im Juni allerdings wurde die Notwendigkeit weiterer Tauchpumpen und Nasssauger offenbar und wurden bei der Gemeinde zur Beschaffung angemeldet. Wiedmann kündigte an, dass der Digitalfunk 2022 ein Thema der Gemeindefeuerwehr sei, für den Bedarfsplan spiele er aber keine Rolle.
Eine erwartete positive Entwicklung bei der Altheimer Feuerwehr verlangt im 2008 eingeweihten erbauten Feuerwehrgerätehaus kleinere Umbauten, dann nämlich, wenn die vier Mädchen, die aktuell in der Jugendfeuerwehr sind, in die aktive Wehr eintreten sollten. Dann bedarf es der Einrichtung entsprechender Umkleideräume. Waschplätze und Toiletten sind für die Geschlechtertrennung bereits vorhanden.
Schlecht dagegen ist es um das Feuerwehrgerätehaus in Heiligkreuztal bestellt. Die mangelnde Gebäudeisolierung sowie die Heizung erlauben keine angemessene Lagerung der Atemschutzgeräte auf dem Einsatzfahrzeug, beklagte Wiedmann. Platz für das gewünschte wasserführende Fahrzeug bietet das Gerätehaus auch nicht. Schon jetzt seien die gebotenen Sicherheitsabstände nicht mehr ausreichend. Zudem fehlt ein Büro. Der Wunsch des Feuerwehrkommandanten und seiner Mitstreiter: ein Fachplanungsbüro mit einer vergleichenden Kostenkalkulation für einen Neubau, beziehungsweise eine Gebäudesanierung zu beauftragen.
Auch die Diskussion um die Wiedereinführung von Sirenen nach den häufiger auftretenden Unwettern nahm Bernd Wiedmann in seinem Bericht auf. In Altheim wurden sie mit Einführung der Funkmeldeempfänger abgeschaltet und ausgebaut. Positioniert waren sie im alten Schulhaus und im Kindergarten. In Heiligkreuztal
sind sie noch funktionsfähig, aktuell allerdings nicht im Einsatz. Wiedmann empfahl eine Prüfung der Reaktivierung und versicherte, die Gemeindekommandanten stünden hier beratend zur Verfügung.
Aufschluss gibt der Feuerwehrbedarfsplan auch über die Verfügbarkeit entsprechender Feuerwehrleute im Schadensfall und ihr Eintreffen, wobei die Vorgabe bei zehn Minuten nach der Alarmierung für die ersten Helfer liegt, zusätzliche Einsatzkräfte müssen spätestens nach 15 Minuten vor Ort sein. In Altheim sei dies bei einer Auswertung der Einsätze in den Jahren 2009 bis 2019 tagsüber zu 94 Prozent gewährleistet gewesen, in Heiligkreuztal zu 43 Prozent. Nachts wurde die Vorgabe bei der Abteilung Altheim zu 100 Prozent erfüllt, bei jener von Heiligkreuztal zu 75 Prozent. Die günstig gelegenen Standorte der Gerätehäuser in den beiden Ortsteilen,
aber auch die personell gut ausgestatteten Wehren nannte Wiedmann als Gründe dafür. 41 Einsatzkräfte sind es in Altheim, 15 in Heiligkreuztal. Der Jugendfeuerwehr gehören zehn Jungen und Mädchen an. Elf frühere Feuerwehrleute machen sich noch in der Altersabteilung nützlich, wenn auch nicht mehr bei aktuellen Schadensfällen.
Zur Einschätzung der Risiken sind im Bedarfsplan Gebäude und Einrichtungen mit besonderer Art und Nutzung oder Gefährdung aufgeführt. Vermerkt sind auch die Wehren, die bei der Überlandhilfe herangezogen werden, wie die Stützpunktfeuerwehr Riedlingen.
Eingangs des Tagesordnungspunkts hatte Bürgermeister Martin Rude aus dem Feuerwehrgesetz zitiert: Jede Gemeinde hat auf ihre Kosten eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten. Ein Feuerwehrbedarfsplan gebe Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der gemeindlichen Feuerwehr. Aktuell verfügten nur wenige kleinere Gemeinden darüber, hielt er fest. Deshalb zeigte er sich für das Engagement der vier Feuerwehrmänner sehr dankbar, nahm aber auch die Gelegenheit wahr, die Arbeit der Feuerwehrleute insgesamt zu würdigen, gerade auch in der jüngsten Hochwassersituation.
Ohne weitere Entscheidungen vorweg zu nehmen, akzeptierte der Altheimer Rat den Feuerwehrbedarfsplan einstimmig.